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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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tätschelte seine Wangen und schüttelte ihn dann am Kragen.
    »Jetzt stell dich nicht so an, Mann. Du bleibst jetzt schön hier. War das ein Ja? Fazio, hat Linus Simonson den Polizisten umgebracht?«
    Nichts. Er war weg. Dann ertönte hinter mir eine Stimme.
    »Ich denke, das war ein Ja.«
    Ich drehte mich um. Es war Simonson. Er hatte die Klappe im Fußboden entdeckt und war hinter mir aus dem Haus nach unten geklettert. Er hielt eine abgesägte Schrotflinte in den Händen. Ich ließ meine Pistole neben Fazio auf dem Boden liegen und hob die Hände, als ich mich langsam aufrichtete. Ich wich vor Simonson zurück, bewegte mich rückwärts den Hügel hinunter.
    »Cops, die man bezahlen muss, gehen einem schwer auf den Wecker«, sagte er. »Dem musste ich pronto ein Ende machen.«
    Ich machte einen weiteren Schritt zurück, aber für jeden Schritt, den ich machte, machte auch Simonson einen auf mich zu. Die Flinte war nur einen Meter von mir entfernt. Mir war klar, ich hätte keine Chance, wenn ich irgendetwas versuchte. Ich konnte nichts anderes tun, als Zeit zu schinden. Irgendjemand in der Nachbarschaft musste die Schüsse gehört und die Polizei verständigt haben.
    Simonson richtete die Flinte auf mein Herz.
    »Es wird mir ein Vergnügen sein. Das ist für Cozy.«
    »Cozy?«, fragte ich, obwohl ich mir das längst zusammengereimt hatte. »Wer ist Cozy?«
    »Sie haben ihn damals getroffen. Mit Ihren Kugeln. Und er ist nicht durchgekommen.«
    »Wieso, was ist passiert?«
    »Was glauben Sie wohl, dass passiert ist? Er ist hinten im Lieferwagen gestorben.«
    »Haben Sie ihn begraben? Und wo?«
    »Ich nicht. Wie Sie vielleicht noch wissen, war ich damals nicht mehr einsatzfähig. Aber die anderen haben ihn begraben. Cozy stand auf Boote. Er bekam ein Seemannsbegräbnis, könnte man sagen.«
    Ich machte einen weiteren Schritt zurück. Simonson kam mir nach. Ich trat unter dem Sonnendeck hervor. Falls die Cops noch auftauchten, konnten sie ihn von oben aufs Korn nehmen.
    »Was war mit der FBI-Agentin? Was wurde aus Marty Gessler?«
    »Sehen Sie, genau das ist der Punkt. Als mir Dorsey von ihr und ihrer Entdeckung erzählte, wurde mir klar, dass ich ihn unbedingt loswerden musste. Er war einfach …«
    Plötzlich zeigte die Flinte himmelwärts, denn der Fuß, auf den Simonson sein Gewicht gesetzt hatte, glitt unter ihm weg. Er rutschte aus und landete auf dem Rücken. Im selben Moment hatte ich mich auch schon auf ihn gestürzt. Wir wälzten uns im Kampf um die Flinte auf dem Boden. Er war jünger und stärker als ich und schaffte es schnell, obenauf zu kommen. Aber er war kein erfahrener Kämpfer. Er war mehr darauf bedacht, den Kampf unter Kontrolle zu bekommen, als den Gegner einfach zu überwältigen.
    Meine linke Hand krallte sich um den abgesägten Flintenlauf, die rechte griff nach dem Abzugsbügel. Ich schaffte es, meinen Daumen hinter seinem Finger in den Bügel zu schieben. Und als ich dann ganz fest die Lider aufeinander presste, trat mir ein Bild vor Augen. Angella Bentons Hände. Das Bild aus meinen Erinnerungen und Träumen. Ich leitete meine ganze Kraft in meinen linken Arm und drückte. Der Neigungswinkel der Flinte änderte sich. Ich schloss die Augen noch fester und drückte mit dem Daumen den Abzug. Als sich ein Schuss aus der Flinte löste, krachte durch meinen Kopf das lauteste Geräusch, das ich in meinem ganzen Leben gehört hatte. Mein Gesicht fühlte sich an, als stünde es in Flammen. Ich öffnete die Augen, um Simonson anzuschauen, und sah, dass er kein Gesicht mehr hatte.
    Er rutschte von mir, und aus dem blutigen Brei, der einmal sein Gesicht gewesen war, gurgelte ein nicht mehr menschlicher Laut. Seine Beine strampelten, als führe er auf einem unsichtbaren Fahrrad. Er wälzte sich auf dem Boden, und seine Hände ballten sich zu Fäusten, kompakt wie Steine. Dann wurde er still und rührte sich nicht mehr.
    Während ich mich langsam aufrichtete, wurde mir bewusst, was passiert war. Ich betastete mein Gesicht und stellte fest, dass es unversehrt war. Es war von den Pulvergasen leicht versengt, aber sonst fehlte mir nichts. Meine Ohren rauschten, und ich konnte das nie verstummende Geräusch des Freeway unten im Canyon ausnahmsweise einmal nicht hören.
    Ich sah im Gebüsch etwas aufblitzen und griff danach. Es war eine Wasserflasche. Sie war voll, ungeöffnet. Mir wurde klar, dass Simonson auf der Wasserflasche ausgerutscht war, die mir ein paar Tage zuvor vom Sonnendeck gefallen war. Sie

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