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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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treiben.
    In weniger als fünf Minuten hatten wir sie gefunden. Ein letztes Scharren von Lindells Schaufel legte ein Stück dicker Plastikplane frei. Wir legten die Schaufeln weg und gingen in die Hocke, um zu schauen. Das Plastik war trüb, wie ein Duschvorhang. Aber darunter waren die Umrisse einer Hand zu erkennen. Einer kleinen Hand. Einer Frauenhand.
    »Okay, Roy, wir haben sie gefunden. Vielleicht sollten wir jetzt gehen. Die Anrufe machen.«
    »Nein, das will ich machen. Ich …«
    Er beendete den Satz nicht. Er legte seine Hand auf meine Brust und schob mich behutsam zurück. Dann kauerte er nieder und begann mit den Händen zu graben. Seine Arme bewegten sich rasch, als dächte er, es wäre ein Wettlauf mit der Zeit, als müsste er sich beeilen, damit sie nicht erstickte.
    »Es tut mir Leid, Roy«, sagte ich zu seinem Rücken, aber ich glaube nicht, dass er mich hörte.
    In wenigen Minuten hatte er den größten Teil des Plastiks freigelegt. Von ihrem Gesicht bis zu den Hüften hinab. Das Plastik hatte den Verwesungsprozess anscheinend verlangsamt, aber nicht aufgehalten. Die Luft nahm einen modrigen Geruch an. Als ich mich hinter Lindell stellte und über seine Schulter spähte, konnte ich sehen, dass Agent Martha Gessler vollständig bekleidet war. Sie war mit über der Brust gekreuzten Armen in die Folie gewickelt und begraben worden. Durch das Plastik war nur eine Hälfte ihres Gesichts verschwommen zu erkennen. Der Rest war in tiefem Schwarz verborgen; Blut in den Falten der Plane. Ich nahm an, sie hatten sie mit einem Kopfschuss getötet.
    »Ihr Computer ist hier«, sagte Lindell.
    Ich machte noch einen Schritt nach vorn, um zu schauen. Ich konnte die Umrisse eines Laptops erkennen. Es war in Plastikfolie eingeschlagen und lag auf ihrer Brust.
    »Es enthält die Verbindung zu Simonson«, sagte ich, obwohl das inzwischen offensichtlich war. »Es war ihr Druckmittel. Sie wollten die Leiche und den Laptop an einer Stelle verstecken, wo sie Zugang dazu hatten. So glaubten sie sich Simonson und die anderen vom Hals halten zu können. Aber sie haben sich getäuscht.«
    Ich sah, wie Lindells Schultern zu zucken begannen, aber ich wusste, er grub nicht mehr.
    »Lassen Sie mich kurz allein, Harry«, sagte er mit gepresster Stimme.
    »Klar, Roy. Ich gehe schon mal zu den Autos zurück und rufe verschiedene Leute an. Ich habe mein Handy im Auto gelassen.«
    Ob er nun wusste, dass ich log, oder nicht, er erhob jedenfalls keine Einwände. Ich nahm eine der Taschenlampen und machte mich auf den Weg. Als ich in dem engen Schacht zurückging, konnte ich diesen Hünen von einem Mann hinter mir weinen hören. Irgendwie wurde das Geräusch verstärkt, sobald es in den Schacht kam. Es war, als wäre er direkt neben mir. Es war, als wäre er in meinem Kopf. Ich ging schneller. Ich erreichte den Hauptschacht, und als ich am Eingang ankam, rannte ich fast. Es regnete, als ich ins Freie trat.

45
    Am nächsten Nachmittag flog ich mit Southwest wieder von Burbank nach Las Vegas. Ich durfte noch immer nicht in mein Haus, und ich war auch gar nicht sicher, ob ich dorthin überhaupt noch zurückwollte. Ich spielte bei den Ermittlungen nach wie vor eine entscheidende Rolle, aber niemand hatte mir ausdrücklich gesagt, ich dürfte die Stadt nicht verlassen. So etwas sagten sie sowieso nur im Kino.
    Die Maschine war wie üblich voll. Menschen auf dem Weg zu den Kathedralen der Gier. Mit ihren Vorräten an Bargeld und Hoffnung im Gepäck. Unwillkürlich musste ich an Simonson und Dorsey und Cross und Angella Benton denken und an die Rolle, die Gier und Glück in ihrem Leben gespielt hatten. Ganz besonders musste ich an Marty Gessler denken und daran, welches Pech sie gehabt hatte. Über drei Jahre an so einem Ort zu liegen und zu verwesen. Sie hatte nichts weiter getan, als einen Polizisten anzurufen, aber das war ihr zum Verhängnis geworden. Beste Absichten. Vertrauen. Was für eine Art, aus dem Leben zu scheiden. What a wonderful world  – was für eine wundervolle Welt.
    Diesmal mietete mir ich am McCarran Airport einen Wagen und kämpfte mich selbst durch den Verkehr. Die Adresse, die zu der Autonummer gehörte, die Lindell für mich überprüft hatte, befand sich im Nordwesten der Stadt. Sie war ziemlich weit draußen am Stadtrand. Vorerst jedenfalls noch. Das Haus war neu und groß. Es war im französischen Landhausstil erbaut. Glaubte ich zumindest. So gut kenne ich mich mit so etwas nicht aus.
    Die Doppelgarage war zu,

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