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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nach draußen und zog die Tür hinter mir zu.
    »Nehmen wir meinen Wagen«, sagte er leise.
    »Gut. Meiner ist nämlich in Woodland Hills.«
    Sein FBI-Wagen stand im Parkverbot vor dem Haus. Wir stiegen ein und fuhren den Woodrow Wilson Drive hoch bis zu der Biegung, die zum Mulholland Drive hinüberführt. Ich nahm nicht an, dass er mich irgendwohin bringen wollte. Wir fuhren nur ziellos durch die Gegend.
    »Was war da eigentlich gestern Abend?«, fragte er. »Ich habe gehört, Sie wurden festgenommen.«
    »Da haben Sie richtig gehört. Von Ihrer MAM-Einheit.«
    Lindell sah zu mir herüber und dann wieder auf die Straße.
    »So schlecht scheint Ihnen das aber gar nicht bekommen zu sein. Sie haben sogar ein bisschen Farbe im Gesicht gekriegt.«
    »Schön, dass Sie es bemerkt haben, Roy. Aber was wollen Sie?«
    »Glauben Sie, Ihr Haus ist verwanzt?«
    »Wahrscheinlich. Ich bin noch nicht dazu gekommen nachzusehen. Was wollen Sie? Wohin fahren wir?«
    Allerdings glaubte ich, es zu wissen. Der Mulholland Drive wand sich um den Hügel zu einem Aussichtspunkt, von dem man, je nach Stärke des Smogs, von der Santa Monica Bay bis zu den Wolkenkratzern der Downtown sehen konnte.
    Wie erwartet, fuhr Lindell auf den kleinen Parkplatz und hielt neben einem VW-Bus, der schon dreißig Jahre auf dem Buckel hatte. Der Smog war dicht, und hinter dem Capitol Records Building hörte der Blick einfach auf.
    »Ich soll endlich zur Sache kommen, wie?« Lindell drehte sich auf dem Sitz zu mir herum. »Dann werde ich das jetzt mal. Wie läuft es bei den Ermittlungen?«
    Ich sah ihn eine Weile an und versuchte abzuschätzen, ob er wegen Marty Gessler aufgetaucht war oder als Special Agent Peoples' Spürhund, um mich auf die Probe zu stellen, ob ich mich tatsächlich aus allem raushielt. Sicher, Lindell und Peoples waren verschiedene Tiere aus verschiedenen Etagen der FBI-Zentrale. Aber beide trugen dieselbe Dienstmarke. Und es ließ sich schwer sagen, ob Lindell nicht unter Druck gesetzt worden war.
    »Ihre Frage nach dem Stand der Ermittlungen ist ganz einfach zu beantworten: Es gibt keine Ermittlungen.«
    »Wie bitte? Wollen Sie mich verarschen?«
    »Nein, ich will Sie nicht verarschen. Wenn Sie so wollen, habe ich endlich Vernunft angenommen. Beziehungsweise wurde mir Vernunft beigebracht.«
    »Und was wollen Sie jetzt machen? Einfach das Handtuch schmeißen?«
    »Ganz richtig. Ich werde mir mein Auto holen und Urlaub machen. In Las Vegas wahrscheinlich. Zur Einstimmung habe ich mir heute Morgen schon mal einen Sonnenbrand geholt. Da bietet es sich doch förmlich an, gleich loszufahren und auch noch mein Geld zu verspielen.«
    Lindell grinste, als käme er sich besonders schlau vor.
    »Kommen Sie mir doch nicht mit so einem Scheiß«, sagte er. »Ich weiß genau, was Sache ist. Sie denken, man hat mich geschickt, um Sie auf die Probe zu stellen, ist es nicht so? Also echt, was soll dieser Quatsch?«
    »Denken Sie meinetwegen, was Sie wollen, Roy. Könnten Sie mich wieder zurückbringen? Ich muss packen.«
    »Erst erzählen Sie mir, was wirklich los ist.«
    Ich öffnete die Tür einen Spalt breit.
    »Ich kann auch zu Fuß gehen. Ein bisschen Bewegung würde mir sowieso nicht schaden.«
    Ich stieg aus und begann, in Richtung Mulholland loszugehen. Lindell warf seine Tür auf, sodass sie gegen die Seite des alten Bully schlug. Er kam mir nach.
    »Mensch, Bosch, jetzt stellen Sie sich mal nicht so an.«
    Er holte mich ein und stellte sich, sehr dicht, vor mich und zwang mich, stehen zu bleiben. Er ballte die Hände zu Fäusten und hielt sie vor seiner Brust hoch, als versuchte er, eine Kette zu sprengen, die ihn zusammenschnürte.
    »Harry, ich bin meinetwegen hier. Niemand hat mich geschickt, ja? Geben Sie nicht auf. Diese Typen, die wollten sie wahrscheinlich nur einschüchtern, mehr nicht.«
    »Erzählen Sie das mal den anderen Typen, die sie dort eingesperrt haben. Ich bin nicht scharf darauf, spurlos zu verschwinden, Roy. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Quatsch. Sie waren nie der Typ, der …«
    »He, du Arschloch!«
    Ich drehte mich nach der Stimme um und sah zwei Männer, die sich durch die Schiebetür des VW-Bus zwängten. Es waren bärtige Langhaarige, die aussahen, als gehörten sie auf zwei Harleys, nicht in einen Hippie-Bus.
    »Du hast eine Mordsbeule in die Tür gemacht«, legte der zweite los.
    »Woher willst du das wissen?«, gab Lindell zurück.
    Da haben wir's, dachte ich. Ich schaute an den näher kommenden Hünen vorbei

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