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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Richtung! Kapieren Sie das doch endlich!«
    Danach drehte er sich um und ging zu seinem Stuhl zurück. Fast lachte ich über dieses Theater, und einen Augenblick lang dachte ich, ihm sei nicht bewusst, dass ich 25 Jahre in Räumen wie diesem verbracht hatte.
    »Dringt eigentlich überhaupt etwas von dem, was ich sage, zu Ihnen durch?«, fragte Peoples, wieder einmal mit ruhiger Stimme. »Sie sind kein Polizist. Sie haben keine Dienstmarke. Sie haben keinen Fall. Sie haben keinen offiziellen Status.«
    »Das war mal ein freies Land. Das war mal genug Status.«
    »Es ist nicht mehr dasselbe Land, das es einmal war. Es hat sich einiges geändert.«
    Er reckte mir die Akte, die er in der Hand hielt, entgegen.
    »Der Mord an dieser Frau ist natürlich wichtig. Das steht völlig außer Frage. Aber hier geht es um andere Dinge. Wichtigere Dinge. Sie müssen sich da raushalten, Mr Bosch. Das ist meine letzte Warnung. Halten Sie sich da raus. Oder wir müssen Sie da raushalten. Und das wird Ihnen nicht gefallen.«
    »Ich werde wieder hier landen? Stimmt's? Bei Maus und den anderen? Bei den anderen feindlichen Kombattanten. So nennen Sie sie doch, oder? Weiß überhaupt jemand, dass es diesen Ort hier gibt, Agent Peoples? Jemand, der nicht zu Ihrer kleinen MAM-Einheit gehört?«
    Einen Augenblick lang schien er verblüfft, wie viel ich wusste und dass ich diese Bezeichnung verwendete.
    »Ich habe Maus erkannt, als sie mich hereinbrachten. Ich habe einen Schaufensterbummel gemacht.«
    »Und aufgrund dessen glauben Sie zu wissen, was hier läuft?«
    »Sie ermitteln gegen den Kerl. Das liegt doch auf der Hand – und ist auch vollkommen in Ordnung. Aber was ist, wenn er der Kerl ist, der Angella Benton umgebracht hat? Was ist, wenn er den Sicherheitschef der Bank umgebracht hat? Und was ist, wenn er auch eine FBI-Agentin umgebracht hat? Möchten Sie nicht wissen, was aus Martha Gessler geworden ist? Sie war eine von ihnen. Hat sich die Welt so sehr verändert? Ist ein Special Agent aufgrund dieser neuen Regeln plötzlich nichts Besonderes mehr? Oder handhaben Sie das jeweils so, wie es Ihnen gerade am besten in den Kram passt? Bin ich ein feindlicher Kombattant, Agent Peoples?«
    Das hatte gesessen. Meine Worte rissen eine alte Wunde auf, wenn nicht sogar einen alten Streitpunkt. Doch dann bekam seine Miene etwas Entschlossenes. Er schlug den Ordner in seinen Händen auf und nahm den Ausdruck heraus, den ich in der Bibliothek gemacht hatte. Ich konnte das Foto von Aziz sehen.
    »Wie sind Sie darauf gekommen? Wie haben Sie diesen Zusammenhang hergestellt?«
    »Darauf haben mich Ihre eigenen Leute gebracht.«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht. Niemand hier würde Ihnen sagen …«
    »Das war auch gar nicht nötig. Ich habe den Agenten bemerkt, der mich in der Bibliothek observiert hat. Nur zu Ihrer Information – er ist nicht besonders gut. Sagen Sie ihm, nächstes Mal soll er es lieber mit Sports Illustrated versuchen. Ich wusste, dass da irgendetwas im Busch sein muss, und deshalb habe ich in den Zeitungsarchiven eine Stichwortsuche durchgeführt und bin dabei auf das hier gestoßen. Und ausgedruckt habe ich es, weil ich wusste, das würde Ihre Leute hellhörig machen. Und so war es dann ja auch. Ihr Leute seid ziemlich berechenbar …
    Wie dem auch sei, als sie mich dann hier den Flur runterführten, sah ich Maus und reimte mir alles zusammen. Bei seiner Festnahme befand sich ein Geldschein von meinem Raubüberfall in seinem Besitz, aber das interessiert Sie ebenso wenig wie die zwei oder drei Morde, die damit in Zusammenhang stehen. Sie wollen bloß wissen, für wen dieses Geld bestimmt war. Und Sie wollen nicht, dass Ihnen dabei so etwas Belangloses wie Gerechtigkeit für die Toten in die Quere kommt.«
    Langsam schob Peoples den Computerausdruck wieder in den Ordner zurück. Ich konnte sehen, wie sich sein Gesicht veränderte und um die Augen dunkler wurde. Meine Worte hatten einen Nerv getroffen.
    »Sie haben keine Ahnung, wie die Welt da draußen ist oder was wir hier drinnen dagegen unternehmen«, sagte er. »Sie sitzen zwar hier und kommen sich furchtbar schlau vor und führen schöne Reden über das, was Sie für Gerechtigkeit halten. Aber Sie haben nicht die leiseste Ahnung, was da draußen wirklich läuft.«
    Meine Reaktion darauf war ein Lächeln. Was gesagt werden musste, war schnell gesagt.
    »Diesen Sermon können Sie sich für die Politiker aufsparen, die die Regeln so lange für Sie ändern, bis sie keine

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