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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hier machen, machen Sie den Ordner zu und verweisen den Betreffenden an mich.«
    »Eine letzte Sache. Was ist mit dem Geld?«
    »Was soll damit sein?«
    »Wie viel Geld von dem Raubüberfall bei den Dreharbeiten hatte Aziz bei sich im Wagen?«
    Ich bildete mir ein, die Andeutung eines Lächelns um Peoples' Lippen spielen zu sehen, aber dann war es verschwunden.
    »Es handelte sich um hundert Dollar. Ein Geldschein von dem Überfall.«
    Er blieb so lange, dass er noch die Enttäuschung auf meinem Gesicht sehen konnte, bevor er sich zu Tür wandte.
    Nachdem Peoples den Raum verlassen hatte, setzte ich mich an den Schreibtisch und schlug den Ordner auf. Er enthielt zwei mit Geheimhaltungsvermerken versehene Seiten, auf denen mitten im Text einzelne Wörter und dann ganze Absätze mit schwarzer Tinte unleserlich gemacht worden waren. Peoples wollte eindeutig nicht, dass ich etwas zu sehen bekam, was ich nicht mit ihm ausgehandelt – oder ihm abgepresst hatte, wie er es ausgedrückt hätte.
    Die Seiten stammten vermutlich aus einer umfangreicheren Akte. In der linken oberen Ecke befand sich in kleiner Schrift ein Aktenzeichen. Ich griff in die Schachtel und schlug meine eigene Akte auf. Ich nahm eins der losen Blätter Schmierpapier heraus und schrieb die Aktenzeichen der Seiten darauf. Dann begann ich zu lesen, was Peoples mich lesen ließ.
    Auf der ersten Seite waren zwei mit einem Datum versehene Absätze.
    11.5.99 – VERDÄCHTIGER im █████ in Hamburg in Begleitung von ████ ████ ████ und █████ █████ bestätigt. VERDÄCHTIGER von ██████ von 20 Uhr bis 23.30 Uhr in Restaurant gesehen. Keine weiteren Einzelheiten.
1.7.99 – VERDÄCHTIGER Passkontrolle 14.40 Uhr in Heathrow. Nachträgliche Bestätigung seines Eintreffens mit Lufthansa-Flug Nr. 698 aus Frankfurt. Keine weiteren
Einzelheiten.
    Die Absätze vor und nach diesen beiden waren vollständig eingeschwärzt. Was ich hier vor mir hatte, war das Log, in dem das FBI über Jahre hinweg Aziz' Aufenthalt verfolgt hatte. Er stand auf der Terroristenliste. Darauf lief das Ganze hinaus. Sichtungen durch Informanten oder Agenten und Passkontrollen an Flughäfen.
    Die zwei vermerkten Zeitpunkte lagen vor und nach der Ermordung Angella Bentons und dem Filmgeldraub. Das sprach Aziz in keiner Weise von einer aktiven oder indirekten Beteiligung an den Straftaten frei. Ja, ich glaubte dem Dokument, das ich vor mir hatte. Aziz war sowohl vor als auch nach den Straftaten, in denen ich ermittelte, in Europa gewesen. Aber das war kein Alibi. Dem Times-Artikel zufolge, den ich in der Bibliothek gelesen hatte, war bekannt, dass Aziz immer mit falschen Papieren unterwegs gewesen war. Daher war es sehr wohl möglich, dass er unerkannt in die Staaten eingereist war und die Straftaten verübt hatte, um dann ebenso unerkannt wieder auszureisen.
    Ich blätterte auf die nächste Seite. Darauf gab es nur einen Absatz, der nicht eingeschwärzt war. Aber das Datum hätte nicht besser passen können.
    19.3.00 – VERDÄCHTIGER Passkontrolle am LAX-CA. Ankunft mit Quantas-Flug 88 aus Manila 18.11 Uhr. Security-Check und Durchsuchung. Vernommen von █████ █████ , Außendienststelle Los Angeles. Siehe Aktenzeichen Nr. 01-44.969. Freilassung 21.15 Uhr.
    Aziz hatte anscheinend ein perfektes Alibi für den Abend, an dem Agentin Martha Gessler verschwunden war. Er war bis 21.15 Uhr am Los Angeles International Airport von einem FBI-Agenten vernommen worden und hatte sich somit zu dem Zeitpunkt, zu dem Gessler auf dem Heimweg vom Dienst verschwunden war, in FBI-Gewahrsam befunden.
    Ich legte die zwei Seiten in den Ordner und den Ordner in die Schublade zurück. Ich machte mir auf dem Zettel in meiner Akte keine weiteren Notizen – es gab nichts zu vermerken. Ich legte ihn in meinen Ordner zurück und nahm das Mordbuch heraus. Gerade als ich es aufschlagen wollte, ging die Tür des Zimmers auf, und Milton stand vor mir. Ich sagte nichts. Ich wartete, dass er den ersten Schritt machte. Er kam herein und schaute sich um, als hätte das Zimmer die Ausmaße eines Kaufhauses. Schließlich begann er, ohne mich anzusehen, zu sprechen.
    »Sie haben echt Nerven, Bosch. Sich einzubilden, nach allem, was Sie sich da geleistet haben, ungeschoren davonzukommen. Zu glauben, bei mir damit durchzukommen.«
    »Ich glaube, das könnte ich umgekehrt genau so sagen.«
    »Jedenfalls wäre ich nicht auf Ihren Bluff reingefallen, wenn

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