Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Anklage gegen ihn erheben. Sicherheitshalber solltest du dich allerdings mit ihm in Verbindung setzen, ob das auch tatsächlich stimmt.«
    »Keine Angst, werde ich. Danke, Mickey.«
    »Alles an einem Tag erledigt.«
    »Schick mir die Rechnung.«
    »Nein, Harry, ich weiß da was Besseres. Statt dir meine Dienste in Rechnung zu stellen, erklärst du dich einverstanden, dass unsere Töchter sich kennenlernen. Sie sind sowieso fast im gleichen Alter.«
    Bosch zögerte. Er wusste, Haller bat um mehr als ein Treffen der beiden Mädchen. Haller war Boschs Halbbruder. Allerdings waren sie einander erst ein Jahr zuvor zum ersten Mal begegnet, als sie beide in denselben Fall verwickelt gewesen waren. Die Töchter zu verbandeln hieß auch, die Väter zu verbandeln, und Bosch war nicht sicher, ob er das schon wollte.
    »Wenn es sich anbietet, können wir das gern mal machen«, sagte er. »Aber im Moment ist es so, dass sie morgen mit der Schule anfängt und sich erst mal hier einleben muss.«
    »Klar, wunderbar. Bis dann also, Harry.«
    Bosch steckte das Handy weg und konzentrierte sich auf die Suche nach Henry Laus Wohnung. Die Querstraßen, die im Südteil von Venice vom Speedway abgingen, waren in alphabetischer Reihenfolge angeordnet, und die Quarterdeck Street war eine der letzten vor dem künstlich angelegten Bootshafen Marina del Rey.
    Venice war eine Künstlerkolonie mit luxuriösen Preisen. Der Gebäudekomplex, in dem Lau wohnte, war eine dieser schnieken neuen Wohnanlagen mit großen Glasflächen, die mehr und mehr die kleinen Wochenendbungalows verdrängten, die früher den Strand gesäumt hatten. Bosch parkte in einer Seitenstraße des Speedway, und sie gingen zu Fuß zur Quarterdeck zurück.
    Vor der Eigentumswohnanlage waren Schilder, auf denen zwei Wohneinheiten zum Verkauf angeboten wurden. Sie betraten die Anlage durch eine Glastür und gelangten in einen kleinen Vorraum mit einer Sicherheitstür und einer Klingelanlage für die einzelnen Wohnungen. Bosch hatte nicht vor, in Wohnung elf zu klingeln. Wenn Lau mitbekam, dass die Polizei am Eingang war, konnte er über jeden Notausgang des Hauses entkommen.
    »Und was jetzt?«, fragte Chu.
    Bosch begann, die Klingelknöpfe der anderen Wohnungen zu drücken. Nachdem sie eine Weile gewartet hatten, ertönte eine Frauenstimme aus der Sprechanlage.
    »Ja?«
    »Polizei, Ma’am«, sagte Bosch. »Könnten wir kurz mit Ihnen sprechen?«
    »Mit mir sprechen? Worüber?«
    Bosch schüttelte den Kopf. Es hatte einmal Zeiten gegeben, in denen ihm keine Fragen gestellt wurden. Die Tür wäre sofort geöffnet worden.
    »Wir ermitteln in einem Mordfall, Ma’am. Würden Sie uns bitte reinlassen?«
    Darauf passierte erst einmal lange nichts, und Bosch wollte bereits erneut klingeln, als er merkte, dass er nicht wusste, welcher der Klingelknöpfe zur Wohnung der Frau gehörte.
    »Könnten Sie bitte Ihre Dienstmarken in die Kamera halten?«, sagte die Frau schließlich.
    Bosch hatte keine Überwachungskamera bemerkt und blickte sich suchend um.
    »Hier.«
    Chu deutete auf eine kleine Öffnung oben in der Klingelanlage. Sie hielten ihre Dienstmarken hoch, und kurz darauf ertönte ein leises Summen. Bosch zog die Innentür auf.
    »Ich weiß nicht mal, in welcher Wohnung sie war«, sagte Bosch.
    Die Tür führte in einen offenen Innenhof mit einem kleinen Pool in der Mitte, von dem die zwölf Wohneinheiten der Anlage abgingen, auf Nord- und Südseite jeweils vier, auf Ost- und Westseite jeweils zwei. Wohnung Nummer elf lag auf der Westseite, und das hieß, dass ihre Fenster zum Meer hinaus lagen.
    Bosch ging zur Tür von Nummer elf und klopfte. Niemand öffnete ihm, aber die Tür von Nummer zwölf ging auf, und eine Frau erschien.
    »Ich dachte, Sie wollten mit mir sprechen«, sagte sie.
    »Eigentlich suchen wir Mr. Lau«, antwortete Chu. »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Er könnte bei der Arbeit sein. Aber wenn mich nicht alles täuscht, hat er erzählt, dass sie diese Woche nachts drehen.«
    »Was drehen?«, fragte Bosch.
    »Er ist Drehbuchautor und macht gerade einen Film oder eine Fernsehserie. Was genau, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    In diesem Moment ging die Tür von Nummer elf einen Spaltbreit auf. Ein Mann mit verquollenen Augen und zerzausten Haaren linste nach draußen. Bosch erkannte ihn von dem Foto, das Chu ausgedruckt hatte.
    »Henry Lau?«, fragte Bosch. » LAPD . Wir haben ein paar Fragen an Sie.«

44
    H enry Lau hatte eine großzügige Wohnung, von deren drei Meter

Weitere Kostenlose Bücher