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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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und ein bisschen herumtelefoniert. Es gibt absolut nichts. Übrigens, ich habe Ihnen sein Führerscheinfoto ausgedruckt.«
    Er beugte sich vor, öffnete seine Aktentasche und nahm einen Farbausdruck von Laus Führerscheinfoto heraus. Er reichte ihn Bosch, der im Fahren immer wieder kurze Blicke darauf warf. Am Broadway fuhren sie auf den Freeway 101 und weiter zum 110er hoch. Downtown herrschte Stau auf den Freeways.
    Lau lächelte in die Kamera. Er hatte ein frisches Gesicht und einen modischen Haarschnitt. Es war schwer, das Gesicht mit einer Tätigkeit für die Triaden in Verbindung zu bringen, vor allem mit dem kaltblütigen Mord an dem Getränkemarktbesitzer. Auch die Adresse in Venice passte nicht recht ins Bild.
    »Ich habe mich auch beim ATF erkundigt. Henry Lau ist als Besitzer einer Neun-Millimeter-Glock Modell neunzehn registriert. Er hat die Tatwaffe nicht nur geladen, sie gehört ihm auch.«
    »Wann hat er sie gekauft?«
    »Vor sechs Jahren, einen Tag nach seinem einundzwanzigsten Geburtstag.«
    Für Bosch hieß das, dass es warm wurde. Lau besaß die richtige Waffe, und der Umstand, dass er die Pistole erworben hatte, sobald er das gesetzlich vorgeschriebene Alter erreicht hatte, deutete darauf hin, dass er schon lange den Wunsch gehegt hatte, sich eine Schusswaffe zuzulegen. Das machte ihn zu einem Reisenden in der Welt, die Bosch kannte. Seine Verbindung zu John Li und Bo-Jing Chang käme zutage, sobald sie ihn festnahmen und anfingen, sein Leben zu zerpflücken.
    Sie wechselten auf den Freeway 10 und fuhren in Richtung Westen zum Pazifik weiter. Boschs Handy läutete, und er ging ran, ohne aufs Display zu schauen, weil er annahm, es wäre Haller, der ihm vom Ausgang des Treffens mit den Hongkonger Ermittlern berichten wollte.
    »Harry, hier Dr. Hinojos. Wo bleiben Sie denn?«
    Bosch hatte es völlig vergessen. Über dreißig Jahre lang war seine Zeiteinteilung einfach den Notwendigkeiten der Ermittlungen gefolgt. Er hatte nie auf jemand anderen Rücksicht nehmen müssen.
    »Oh! Entschuldigen Sie bitte, Doctor. Ich habe völlig … ich bin gerade auf dem Weg, um einen Verdächtigen festzunehmen.«
    »Wie bitte?«
    »Wir haben gerade ein paar wichtige neue Erkenntnisse gewonnen, und ich musste … ließe es sich denn irgendwie machen, dass Maddie noch etwas länger bei Ihnen bleibt?«
    »Also, das ist … na ja, an sich könnte sie schon hier bleiben. Ich muss heute Nachmittag sowieso nur Verwaltungskram erledigen. Aber halten Sie das wirklich für richtig?«
    »Ich weiß natürlich, dass es nicht gut ist. Es macht einen schlechten Eindruck. Sie ist gerade hier angekommen, und ich liefere sie bei Ihnen ab und vergesse sie dann völlig. Aber dieser Fall ist der Grund, weshalb sie hier ist. Ich kann jetzt nicht auf halbem Weg kehrtmachen. Ich schnappe mir diesen Kerl, wenn er zu Hause ist, und komme wieder in die Stadt zurück. Dann rufe ich Sie an und komme sie abholen.«
    »Okay, Harry. Es würde sowieso nicht schaden, wenn ich noch etwas länger mit ihr spreche. Und Sie und ich, wir sollten auch mal miteinander reden. Über Maddie und dann auch über Sie.«
    »Okay, können wir gern machen. Ist sie gerade in der Nähe? Kann ich kurz mit ihr sprechen?«
    »Augenblick.«
    Maddie kam ans Telefon. »Dad?«
    Mit einem einzigen Wort übermittelte sie sämtliche Botschaften: Überraschung, Enttäuschung, Ungläubigkeit, tiefe Gekränktheit.
    »Ich weiß, Schatz. Entschuldige bitte. Es hat sich unerwartet etwas ergeben, dem ich unbedingt nachgehen muss. Bleib bitte so lange noch bei Dr. Hinojos, dann komme ich dich abholen, so schnell ich kann.«
    »Okay.«
    Eine doppelte Portion Enttäuschung. Bosch fürchtete, es wäre nicht das letzte Mal.
    »Danke, Mad. Du bist ein Schatz.«
    Er beendete das Gespräch und steckte das Telefon ein.
    »Ich will nicht darüber reden«, sagte er, bevor Chu eine Frage stellen konnte.
    »Okay«, erwiderte Chu.
    Der Verkehr lichtete sich, und sie schafften es in weniger als einer halben Stunde nach Venice. Unterwegs bekam Bosch einen weiteren Anruf, diesmal war es der erwartete von Haller.
    Der Anwalt erzählte ihm, dass ihn die HKPF von nun an in Ruhe lassen werde.
    »Dann ist das also vom Tisch?«
    »Sie werden sich noch mal wegen der Leiche deiner Ex-Frau melden, aber damit hat es sich. Sie stellen jegliche Nachforschungen über deine Beteiligung an der ganzen Geschichte ein.«
    »Und was ist mit Sun Yee?«
    »Sie sagen, sie werden ihn auf freien Fuß setzen und keine

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