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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hat, weil es keine Rolle spielt, was sie jetzt sagt. Weil kein Verlass darauf ist.«
    »Er hat seine Experten, und wir haben zum Gegenbeweis unsere«, erwiderte sie ruhig. »Damit haben wir gerechnet, und ich habe bereits Vorkehrungen deswegen getroffen. Schlimmstenfalls endet das Ganze in einem Patt. Das weißt du doch.«
    »Die Experten spielen dabei nur eine sekundäre Rolle.«
    »Wir schaffen das schon«, erklärte sie bestimmt. »Sieh dir doch seine Zeugen an. Ihre Ex-Männer und -Freunde. Wie ich sehe, hat Royce der Einfachheit halber darauf verzichtet, auch deren Vorstrafenregister aufzuführen. Diese Vögel sind doch selbst alle auf Meth. Wir werden sie als Zuhälter und Kinderschänder hinstellen, die einen Groll gegen Sarah Gleason hegen, weil sie sie im Regen hat stehen lassen, als sie clean wurde. Als sie den ersten geheiratet hat, war sie achtzehn und er neunundzwanzig. Hat sie uns erzählt. Den Kerl würde ich mir liebend gern mal im Zeugenstand vorknöpfen. Ich glaube, du malst hier zu sehr den Teufel an die Wand, Haller. Dagegen kommen wir auf jeden Fall an. Wir können ihn dazu zwingen, einige seiner sogenannten Zeugen der Richterin vorzuführen, und dann nehmen wir sie einen nach dem anderen auseinander. In einem Punkt hast du allerdings recht. Das ist tatsächlich Royce’ letzte Hoffnung. Aber er wird nicht damit durchkommen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Sie sah nur das, was auf dem Papier stand und mit unseren eigenen Waffen pariert werden konnte. Aber nicht das, was nicht geschrieben war.
    »Worum es hier geht, ist doch Sarah. Er weiß, dass die Richterin nicht mitspielen wird und unsere Hauptzeugin auf keinen Fall vom Prozess ausschließen wird. Er weiß, dass es uns gelingen wird, das zu verhindern. Aber er gibt der Richterin damit schon einmal einen ersten Vorgeschmack, worauf sich Sarah von seiner Seite gefasst zu machen hat, wenn sie in den Zeugenstand tritt. Ihr ganzes Leben, jedes noch so schäbige kleine Detail, jede Pfeife, die sie geraucht, jeder Schwanz, den sie gelutscht hat, das alles wird sie sich noch mal anhören müssen, wenn sie im Zeugenstand sitzt. Und dann kommt er mit irgendeinem Doktor an, der ein paar Bilder von einem kaputten Hirn an die Wand wirft und dazu erklärt: Das ist, was Meth bewirkt. Wollen wir ihr das zumuten? Ist sie gefestigt genug, um das wegzustecken? Sollten wir vielleicht doch lieber zu Royce gehen und ihm einen Deal für die verbüßte Haft und irgendeine Form von Entschädigung seitens der Stadt anbieten? Etwas, womit beide Seiten leben können?«
    Maggie klatschte den Schriftsatz auf den Schreibtisch.
    »Soll das ein Witz sein? Wegen so was machst du dir gleich in die Hosen?«
    »Ich mache mir nicht in die Hosen. Ich sehe die Sache nur realistisch. Ich war nicht oben in Port Townsend. Ich konnte mir kein Bild von dieser Frau machen. Ich weiß nicht, ob sie das verkraften wird oder nicht. Außerdem können wir mit Hilfe der Fälle, die Bosch aufgetan hat, immer noch einen zweiten Anlauf starten.«
    Maggie lehnte sich zurück.
    »Wer garantiert dir, dass bei diesen anderen Fällen etwas herauskommt? Wir müssen alles auf diese eine Karte setzen, Haller. Ich könnte noch mal nach Washington rauffahren und Sarah ein bisschen coachen. Ihr mehr darüber erzählen, was sie erwartet. Sie darauf vorbereiten. Dass es nicht erfreulich wird, war ihr ohnehin schon klar.«
    »Und das ist noch harmlos ausgedrückt.«
    »Ich glaube, sie ist gefestigt genug. Könnte gut sein, dass sie es in gewisser Weise sogar braucht. Du weißt schon, sich alles von der Seele reden, für ihre Sünden büßen. Bei ihr hat das sehr viel mit Wiedergutmachung zu tun, Michael. Mit so etwas müsstest du dich doch eigentlich auskennen.«
    Wir sahen uns ziemlich lang in die Augen.
    »Wie dem auch sei«, fuhr sie fort. »Ich glaube, sie wird innerlich gefestigt sein, und das werden die Geschworenen sehen. Sie ist jemand, der einen schweren Schicksalsschlag überwunden hat, und das kommt immer gut an.«
    Ich nickte.
    »Du verstehst es wirklich, andere zu überzeugen, Mags. Da hast du eine richtige Gabe. Du weißt genauso gut wie ich, dass eigentlich du hier an erster Stelle stehen solltest, nicht ich.«
    »Danke, dass du das sagst.«
    »Also gut, dann fahr noch mal zu ihr rauf und bereite sie darauf vor. Nächste Woche vielleicht. Bis dahin müssten wir einen Zeugenplan haben, und dann kannst du ihr auch schon sagen, wann wir sie hier unten brauchen.«
    »Okay.«
    »Und wie sehen deine Pläne

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