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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ließ sich mittels eines Knopfs im Boden mit dem Fuß einschalten. Der Lautsprecher war unter dem Armaturenbrett. Auf diese Weise hatten die Polizisten bei Observierungen nicht nur beide Hände frei, sondern konnten vor allem auch ihre Tarnung besser aufrechterhalten. In ein Funkgerät zu sprechen war höchst verräterisch, und solche Fehler unterliefen der SIS nicht.
    »Drei«, kam eine Stimme aus dem Lautsprecher. »Retro ist weiterhin mit Eins und Zwei am Ort.«
    »Roger«, antwortete Wright.
    »Retro?« McPherson zog verständnislos die Augenbrauen hoch.
    »So nennen wir ihn«, erklärte ihr Wright. »Unsere Frequenzen befinden sich in einem ziemlich weit unten liegenden Bandbreitenbereich und sind im FCC -Verzeichnis als DWP -Kanäle eingetragen, aber man weiß trotzdem nie, wer da alles mithört. Deshalb verwenden wir über Funk nie die Namen von Leuten oder Orten.«
    »Verstehe.«
    Es war noch nicht mal neun. Bosch rechnete nicht damit, dass Jessup die Bar so bald verließe, vor allem dann nicht, wenn ihm genügend Drinks ausgegeben wurden. Sie stellten sich auf ein längeres Warten ein. Wright schien McPherson sympathisch zu finden und weihte sie bereitwillig in Grundlagen und Feinheiten der Observierungstechnik ein. Sollte sie sich dabei langweilen, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Sobald wir Tagesablauf und Gewohnheiten einer Person kennen, können wir uns wesentlich besser auf sie einstellen. Nehmen Sie zum Beispiel diese Bar. Das Brig ist eine von drei, vier Kneipen, die Retro regelmäßig aufsucht. Wir haben den verschiedenen Bars jeweils feste Teams zugeteilt, damit diese Männer einfach in den Laden reingehen und so tun können, als wären sie Stammgäste, wenn er sich dort aufhält. Die zwei Jungs, die ich gerade im Brig postiert habe, sind also die zwei Männer, die dort immer reingehen. Zwei andere meiner Männer gehen immer ins Townhouse, wenn er dort aufkreuzt, und wieder zwei andere übernehmen das James Beach. So handhaben wir das in der Regel. Wenn Retro sie wiedererkennt, führt er es darauf zurück, dass er sie dort schon mal gesehen hat und dass sie Stammgäste sind. Wenn er dagegen denselben Mann in zwei verschiedenen Lokalen sähe, würde er wahrscheinlich Verdacht schöpfen.«
    »Verstehe, Lieutenant. Hört sich durchaus einleuchtend an.«
    »Sie können ruhig Steve zu mir sagen.«
    »Okay, Steve. Können denn auch die Männer in der Bar mit Ihnen kommunizieren?«
    »Ja, aber sie sind taub.«
    »Taub?«
    »Wir tragen alle Körpermikrophone. Sie wissen schon, wie der Secret Service. Bloß machen wir uns keine Ohrstöpsel rein, wenn wir zum Beispiel in einer Bar jemanden observieren. Zu auffällig. Deshalb geben sie zwar, wenn möglich, ihren Standort durch, aber sie können nicht hören, was von uns zurückkommt, außer sie ziehen den Empfänger aus dem Kragen und stecken ihn sich ins Ohr. Leider ist das nicht wie beim Fernsehen, wo sie sich den Stöpsel einfach ohne ein Kabel dran ins Ohr stecken können.«
    »Verstehe. Und trinken Ihre Männer denn was, wenn sie bei einer Observierung in einer Bar sind?«
    »Wenn in einer Kneipe jemand eine Coke oder ein Glas Wasser bestellt, fällt das natürlich sofort auf. Deshalb bestellen sie immer was Hochprozentiges, lassen sich dann aber Zeit damit. Zum Glück geht Retro mit Vorliebe in Kneipen, in denen richtig was los ist. Da ist es wesentlich einfacher, unbemerkt zu bleiben.«
    Während der Smalltalk auf dem Vordersitz weiterging, holte Bosch sein Handy heraus und begann eine Unterhaltung, die viele ebenfalls als Smalltalk bezeichnet hätten. Er simste seiner Tochter. Obwohl er wusste, dass mehrere Augenpaare auf das Brig und in der Bar sogar auf Jessup selbst gerichtet waren, blickte er alle paar Sekunden auf und schaute zum Eingang der Bar.
    Wie läuft’s? Alles klar?
    Madeline übernachtete im Haus der Eltern ihrer Freundin Aurora Smith. Es war nur ein paar Straßen von Boschs Haus entfernt, aber Bosch wäre nicht in der Nähe, wenn sie ihn brauchte.
    Es vergingen mehrere Minuten, bis sie zähneknirschend auf die Textnachricht antwortete. Aber sie hatten eine Abmachung getroffen. Wenn sie auf seine Anrufe oder Textnachrichten nicht reagierte, würde ihre Freiheit – oder ihre Hundeleine, wie sie es nannte – beschnitten.
    Alles bestens. Du brauchst mich nicht zu kontrollieren.

    Mache ich aber. Ich bin dein Vater. Bleib nicht zu lange auf.

    K.
    Und das war’s. Die Kurzschrift eines Kindes in einer Kurzschriftbeziehung.

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