Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
ihre Nüstern mit der Witterung eines reichen Mahls.
    Irgendwo ganz in der Mitte spürte ich einen einzigen, ruhigen, pochenden Puls – die Gegenwart eines Lebewesens, das nur der Beschwörer und damit das magische Leuchtfeuer der Fresser sein konnte.
    „Hab ich dich“, zischte ich, brach mit einer Willensanstrengung den Kreis und schleuderte den Zauber in seine Richtung.
    Dann nahm die Zeit wieder ihren gewohnten Gang. Die Energie, die den Zauber mit Leben erfüllte, strömte wie eine Flutwelle aus mir heraus. Ich fiel auf die Seite, blieb kurz erschöpft liegen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Ich spürte, wie der Spruch wie zischende Elektrizität durch die Stränge an Macht auf den Beschwörer zuschoss, und eine Sekunde später spürte ich einen Aufprall, als der Zauber sein Ziel fand. In diesem Augenblick verharrten die Wesenheiten, die mein Netz berührte, völlig reglos, und das Netz hörte auf zu beben – dann stürmten sie alle wie auf ein geheimes Kommando vor und verschwanden aus dem Netz, da sie hoffentlich der Witterung des Köders folgten.
    Außer einem.
    Ein oder zwei Augenblicke, nachdem die Wesen verschwunden waren, begann mein Netz wieder zu erzittern. Die Vibration wurde immer heftiger, jede Bewegung der Energieströme übte fast unmerklich Druck auf meine Gedanken aus.
    Ich hatte einen verfehlt. Ich hatte meinen Spruch rechtzeitig gewirkt, um alle anderen wegzulocken, doch entweder hatte mein Netz versagt, oder der verbliebene Fresser hatte einen schnelleren Haken geschlagen als seine Kumpel aus dem Niemalsland. Ich spürte, wie er sich von der Küche zu den Veranstaltungsräumen der Convention aufmachte.
    Eigentlich wollt ich mich nur noch wie ein Embryo einrollen und ins Koma fallen. Stattdessen kämpfte ich mich auf meine wackeligen Beine, ergriff zitternd meinen Rucksack und zog die Schublade, in die ich Bob verbannt hatte, auf.
    „Hat’s funktioniert?“, zirpte er.
    „Fast“, entgegnete ich. „Einer ist übrig. Es ist besser, wenn du den Kopf unten hältst.“
    „Oh, sehr witzig …“, begann er.
    Doch da zog ich den Reißverschluss des Rucksacks bereits zu, in den ich Bob gestopft hatte, schnappte mir Stab und Sprengstock und schlurfte keuchend los, um den letzten Phagen zu finden, bevor er seinerseits jemand anderes fand.
    Meine Beine gaben allein bei dem Gedanken, das Treppenhaus zu benutzen, den Geist auf, also nahm ich den Aufzug in den ersten Stock. Ich hörte nichts Ungewöhnliches, bis die Anzeigetafel des Liftes mich darüber informierte, dass wir gerade den zweiten Stock passiert hatten. Dann konnte ich dumpfe, angsterfüllte Schreie ausmachen. Der Lift blieb im ersten Stock stehen, und die Türen begannen gerade, sich zu öffnen, als der Strom ausfiel.
    Dunkelheit hüllte das Hotel ein. Die Schreie wurden dafür umso lauter. Ich nahm mein Pentagrammamulett in die Hand und ließ gerade genug von meinem Willen in das Schmuckstück fließen, dass es in einem bleichen, bläulichen Zauberlicht zu glimmen begann. Ich rammte meinen Stab durch die schmale Öffnung zwischen den Schiebetüren, hebelte diese auf und schlüpfte in das Hotel hinaus.
    Auch wenn die Sonne mehr als eine Stunde zuvor untergegangen war, war es in der überfüllten Halle der Convention immer noch verdammt stickig, da sich die Klimaanlage vergeblich abmühte, etwas Linderung zu verschaffen. Ich orientierte mich, dann machte ich mich zu der Küche des Hotels auf. Noch während ich unterwegs dorthin war, stürzte die Temperatur urplötzlich innerhalb weniger Sekunden von Fastsauna auf Fastgefriertruhe. Die erkaltete Luft konnte die drückende Feuchtigkeit nicht länger halten, und wenig später bildete sich wie aus dem Nichts dichter Nebel, wodurch ich vielleicht noch drei, vier lange Schritte weit sehen konnte.
    Verflucht. Die Furchtfresser, mit denen ich bis jetzt Bekanntschaft gemacht hatte, hatten eher den Eindruck gemacht, sich auf eine direktere Art der Gewaltanwendung spezialisiert zu haben, während tattrige Magier wie ich das Ganze lieber von der anderen Straßenseite aus angingen, oder von der anderen Seite der Stadt aus, oder am liebsten aus einer Paralleldimension. Auf jeden Fall wenn möglich von weiter weg. Auch wenn Magier die Fähigkeit hatten, sich von Verletzungen zu erholen, die andere Menschen für immer beeinträchtigt hätten, war das doch eine Angelegenheit, die nicht von heute auf morgen vonstatten ging. In einer Kneipenschlägerei würde sie mir nicht das Geringste nützen.

Weitere Kostenlose Bücher