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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einziger Schlag mit einem ihrer Gliedmaßen oder einer improvisierten Waffe würde mich wahrscheinlich auf der Stelle töten. Aber wenn ich es nicht bald schaffte, von hier zu verschwinden, würde sich die Kreatur so oder so durch meinen Schild prügeln.
    Mouse stürzte sich nochmals auf die Vogelscheuche. Er lief auf drei Beinen und stieß ein Brüllen wie ein Löwe aus, als er herangerast kam. Die Vogelscheuche schlug nach Mouse, doch der Angriff des Hundes war nur eine Finte gewesen: Er wich dem Schlag des Furchtfressers aus und blieb beständig außerhalb seiner Reichweite. Die Vogelscheuche wandte ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu, woraufhin Mouse abermals herangestürzt kam und die Vogelscheuche so hinderte, mich erneut anzugreifen, wenn sie nicht von hinten von dem Hund angefallen werden wollte.
    Ich rollte mich aus der Reichweite des Furchtfressers und kam wieder auf die Beine. Der Säbel schimmerte in meiner rechten Hand, der Schild schillerte grell an meiner linken. Ich hatte in dieser Nacht schon ordentlich mit Magie um mich geworfen, und langsam bekam ich das auch zu spüren. Meine Beine zitterten, und ich war mir nicht sicher, wie viel ich überhaupt noch ausrichten konnte.
    Mouse und ich umkreisten das Ungeheuer auf gegenüberliegenden Seiten. Wir waren das Wolfsrudel, die Vogelscheuche der Bär. Wir bedrohten je eine Flanke der Bestie, wenn sie sich dem anderen zuwandte. Wir hielten uns für eine Minute ganz gut, doch auf lange Sicht war es vergebliche Liebesmüh. Mouse schleppte sich auf drei Beinen voran und wurde schnell müde. Mir ging es nicht besser. In der Sekunde, wo einer von uns ausglitt oder zu langsam auswich, würde uns die Vogelscheuche wie einen Zaunpfahl in die Erde rammen. Wie einen tiefroten, feuchten, matschigen Zaunpfahl.
    Hinter mir flammte plötzlich Licht auf, ein Motor röhrte, und jemand hupte wie wild. Madrigals gemieteter Van schoss an mir vorbei und rammte die Vogelscheuche. Die Kreatur wurde mit dem Gesicht voran auf den Schotter geschleudert und schlitterte quer über den Parkplatz bis fast zur Straße.
    Thomas lehnte sich aus dem Fenster und brüllte: „Steigt ein!“
    Ich beeilte mich, der Aufforderung nachzukommen. Auf dem Weg zum Auto hob ich meinen Stab auf, und Mouse folgte mir auf den Fersen. Wir stürzten uns in den Van. Hinten lag bewusstlos Rawlins. Ich donnerte die seitliche Tür zu, und Thomas wirbelte eine Schotterfontäne auf, als er den Wagen herumriss, über den Betontrennstreifen zwischen Parkplatz und Straße donnerte und diese hinab raste.
    Ein heulender, kreischender Schrei des Zornes und der Enttäuschung zerriss die Nacht hinter uns. Ich sah aus dem Fenster und musste mit Entsetzen feststellen, dass die Vogelscheuche uns folgte. Als Thomas eine Kreuzung erreichte und das Steuer herumriss, kürzte die Vogelscheuche einfach ab, indem sie mit einem gewaltigen Satz über eine Telefonzelle hechtete, um daraufhin gegen das Heck des Wagens zu schlagen. Der Lärm war furchtbar, und der Van schaukelte wie wild, während Reifen quietschten, als Thomas sein Bestes gab, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Die Vogelscheuche kreischte und rammte das Auto erneut. Der verletzte Mouse fügte nun auch sein Kampfgebrüll zu dem Höllenlärm hinzu.
    „Tu was!“, rief Thomas.
    „Was denn?“, schrie ich. „Feuer kann dem Ding nichts anhaben!“
    Ein weiteres Knirschen drang an meine Ohren, brachte den Van zum Erbeben und schleuderte mich über Rawlins.
    „Wir erreichen in ein paar Minuten den normalen Straßenverkehr!“, rief Thomas. „Lass dir etwas einfallen!“
    Ich sah mich nervös im Wageninneren um, während ich versuchte, mir etwas zu überlegen. Leider hatte ich fast nichts zur Hand: Glaus Aktentasche und eine Reisetasche, in der sich Glaus Kulturbeutel, Fußpuder und zwei Tüten mit sauteuren Plastikflaschen mit Mineralwasser befanden.
    Ich hörte deutlich die schweren Schritte der Vogelscheuche außerhalb des Wagens. Ich nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und sah auf, um festzustellen, dass ihre flackernden, furchteinflößenden Augen zum Seitenfenster des Lieferwagens hereinstierten.
    „Links!“, brüllte ich Thomas zu. Der Van erbebte, und die Reifen quietschten protestierend. Die Vogelscheuche schmetterte ihren Arm durch das Seitenfenster des Wagens, und ihre langen Finger verfehlten mich nur um Zentimeter.
    Etwas tun. Ich musste etwas tun. Feuer konnte das Ding nicht verletzen. Ich konnte eine Böe beschwören, doch das Vieh war

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