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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und hob sowohl meinen Stab als auch meinen Sprengstock. Als Entgegnung kauerte sich die Vogelscheuche wie zum Sprung nieder und ihre Augen glosten immer heller.
    Ich musste vorsichtig vorgehen. Wenn ich sie zu sehr unter Druck setzte, war es möglich, dass sie Molly tötete, ehe sie sich auf mich stürzte. „Weißt du, was dein Problem ist?“, fragte ich sie.
    Sie fixierte mich kurz verständnislos. „Was?“
    Ich bleckte die Zähne zu einem wölfischen Grinsen. „Du unterschätzt uns Menschen.“
    Während ich die Aufmerksamkeit der Vogelscheuche auf mich gelenkt hatte, war Charity leise wie eine Rauchwolke um sie herumgeglitten. Noch während ich sprach, hob sie ihr Schwert und hieb damit auf den Arm ein, der ihre Tochter hielt. Die Stahlklinge zischte gleißend auf, als sie sich durch das Körperglied schnitt, das Molly im Würgegriff umklammert hatte.
    Die Vogelscheuche schleuderte den Kopf in den Nacken und stieß einen Wutschrei aus. Molly zuckte angsterfüllt zusammen, als sich die abgetrennte Hand um ihre Kehle schloss. Ich hob meinen Stab und knurrte: „Forzare!“ Unsichtbare Energie schoss nach vorn, fing Molly so sanft ich es nur irgendwie zu Stande brachte und schleuderte sie Hals über Kopf von der Kreatur weg. Keinen Augenblick zu spät, denn nun donnerte der Armstumpf auf die Stelle herab, wo das Mädchen eben noch gesessen hatte.
    Die Vogelscheuche wandte sich um, um sich Molly wieder zu schnappen, doch Charity verstellte ihr den Weg. Kalter Stahl funkelte, und ihre Augen waren härter und kälter als das schwarze Eis Arctis Tors. Sie starrte dem Ding geradewegs ins Gesicht und fauchte: „Du wirst meiner Tochter nie mehr auch nur ein Haar krümmen.“
    Die Kreatur heulte vor Zorn und stürmte auf Charity zu. Ich riss meinen Sprengstock hoch und knurrte: „Fuego!“ Eine Flammenlanze, so dick wie mein Handgelenk, fuhr aus der Spitze des Stockes – und erstarb kaum einen halben Meter weiter, als der bodenlosen Ozean eisig kalter Kraft die sengende Energie dieses magischen Angriffs einfach verschlang. Ich hatte gehofft, losschlagen zu können, während die Vogelscheuche abgelenkt war, doch ich hatte mir auch schon den nächsten Schritt zurechtgelegt, falls das nicht möglich sein würde.
    Ich schob meinen Sprengstock in meinen Gürtel, wirbelte meinen Magierstab herum, zielte mit dessen Spitze auf den Boden unter den Füßen des Traumdiebes und rief: „Forzare!“
    Unsichtbare Kräfte peitschen nach vorn und trafen das dunkle Eis unter der Vogelscheuche wie eine Mörsergranate. Die Kreatur flog drei Meter gen Himmel, wobei sie sich überschlug. Todbringende Eissplitter schnitten durch die Luft. Als die Energie des Zaubers aus meinem Körper toste, wankte ich und hätte fast das Gleichgewicht verloren. Vor Erschöpfung tanzten kurz dunkle Kreise vor meinen Augen in der Luft. Ich hatte mich ohne Pause zu lange und zu hart vorangequält. Die Magie, die ich eingesetzt hatte, hatte meine Reserven nun vollends erschöpft. Der menschliche Körper hatte Grenzen, die man nicht umgehen konnte, und ich hatte meine nun endgültig erreicht.
    Charity stürmte vor, ehe die Vogelscheuche sich wieder erheben konnte. Ihr Schwert hackte wie eine Urgewalt auf sie herab, ihr Blut und ihr holzartiges Fleisch zischten unter der Klinge, doch Charity konnte sie nicht töten.
    Die Vogelscheuche kam wieder auf die Beine und schwang einen Arm nach Charity. Sie vollführte in letzter Sekunde einen Bogen mit dem Schwert, um diesen Hieb zu parieren. Kaltes Eisen fraß sich in Feenfleisch, und eine weitere Explosion blendend greller, flüssiger Flammen war zu sehen. Die Kreatur schrie auf, viel lauter, als ich jemals ein lebendes Wesen brüllen gehört hatte, und traf Charitys schlaffen rechten Arm mit einem Schlag ihrer Rückhand. Der Aufprall trieb ihr schmerzhaft die Luft aus der Lunge, und sie wurde einige Meter durch die Luft geschleudert, doch auch dafür musste die Vogelscheuche bitter bezahlen. Da sie mit Charitys Kettenrüstung in Berührung kam, zog sie sich abermals Verbrennungen zu, und ihr Wutgeheul schwoll sogar noch an.
    Sie hob ein Bein, um auf die sich hilflos windende Molly einzutreten und sie wie eine Getränkedose zu zerstampfen.
    Das war eines der Dinge, die mich zu selbstmörderischen Akten von Ritterlichkeit motivierten. Ich rannte auf die Vogelscheuche zu, wobei ich meinen Sprengstock fallenließ. Ich umklammerte meinen Zauberstab mit beiden Händen, rammte ihn wie ein Stabhochspringer auf den Boden,

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