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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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die Festung hallte. Die Schreie der anderen Traumdiebe hallten zu mir empor, ein rasender Chor, der nach Blut dürstete.
    Der sich hebende Boden und der akustische Vorschlaghammer fegten mich in ein Blumenbeet von aus Eis geformten Rosen, deren Dornen dreimal länger waren als die Blüten. Das Eis war nicht im Mindesten spröde und zerbarst auch nicht, als ich mit vollem Gewicht dagegen prallte. Ich spürte einen stechenden Schmerz im Fußgelenk, wo sich ein Dorn durch den Saum meines mit Zaubern verstärkten Staubmantels gebohrt hatte. Ansonsten bewahrte mich mein Mantel vor Schaden. Innerhalb von Sekunden war ich wieder auf den Beinen und bereit, erneut loszuschlagen.
    Doch genau in diesem Zeitraum hatte die Vogelscheuche mit gespenstischer Gewandtheit die Richtung gewechselt. Sie hielt wieder auf Charity und Molly zu, wobei sie sich wie eine verletzte Spinne auf drei Gliedmaßen unbeholfen und dennoch schnell vorwärts bewegte. Diesmal konnte ich keine Zeit darauf verschwenden, mir über die Schussbahn Sorgen zu machen. Ich ließ einen Flammenstrahl zwischen die Vogelscheuche und die Carpenterfrauen peitschen, doch der Traumdieb wich aus, und ich verbrutzelte nur einige der losen Luftwurzeln seines Rankenkörpers. Die Vogelscheuche eilte auf Molly zu. Charity lag auf dem schwarzen Eis hingestreckt völlig regungslos neben ihrer Tochter.
    Doch nur, solange sich die Vogelscheuche außerhalb der Reichweite ihres Schwertes befand. Dann rollte sich Charity herum, fuhr in einem niedrigen Satz hoch und stieß die Klinge in einem Ausfallschritt nach vorne. Die Klinge fraß sich durch das heile Bein der Vogelscheuche und trennte es in einem steilen Winkel ab, der von der Mitte des Oberschenkels bis zum Knie verlief. Der Traumdieb warf sich herum und versuchte verzweifelt, aus der Reichweite des Schwertes zu entkommen. Charity setzte der Kreatur gnadenlos nach und befand sich immer derart nahe am Traumdieb, dass es mir unmöglich war, diesen erneut aufs Korn zu nehmen. Die Vogelscheuche hopste und glitt auf ihren verblieben Gliedmaßen auf den Rand der Turmkrone zu.
    „Charity!“, donnerte ich. „Runter!“
    Ohne zu zögern ließ sich Michaels Frau aus meiner Schusslinie fallen.
    Der Traumdieb schimmerte, und sein Körper verzog sich auf groteske Weise, als er sprang. Dann veränderte er sich. Hautartige Flügel entfalteten sich von seinem Körper und schlugen gewaltig in der Luft. Innerhalb eines Herzschlags hatte sich auch der Rest seines Körpers in eine Art monströse Fledermaus von der Größe eines Hängegleiters verwandelt, wie ich sie in Faerie schon häufiger gesehen hatte. Er suchte eilig das Weite, seine Schwingen peitschten durch die Luft, um an Höhe zu gewinnen, und der Feenmond schien mit wahnwitziger Schadenfreude auf die gesamte Szenerie herab.
    Ich hatte ihn perfekt im Visier.
    Ein weiteres Mal rief ich das Sommerfeuer, das ich in mich aufgenommen hatte. Ich spürte, wie seine Intensität langsam verebbte, doch wenn ich den Traumdieb jetzt entkommen ließ, bot sich mir wahrscheinlich nie wieder so eine Gelegenheit. Außerdem hatte die Kreatur die Tochter und die Frau meines Freundes gequält und vor meinen Augen beinahe umgebracht. Jetzt musste sie dafür büßen.
    So entfesselte ich das Feuer erneut, das diesmal so grell aufflammte, dass es die dunklen Flanken der Berge in fünf bis zehn Kilometern Entfernung erhellte und so heiß war, dass der Schnee in der unmittelbaren Nähe zur Flamme sofort in Dampf aufging. Als es den Traumdieb traf, detonierte es zu einer blendenden Feuersbrunst, eine Explosion, die so laut war, dass jede einzelne Nachbildung einer Rosenranke aus Eis auf der Turmkrone in tausend Stücke zerbarst.
    Was danach brennend aus dem Himmel über Faerie auf die gnadenlosen Berge darunter herabstürzte, hätte man nicht mehr mit Bestimmtheit sagen können. Es zog einen Kometenschweif aus Feuer, Ruß und Asche hinter sich her. Als es gegen eine granitene Klippe prallte, schlug es mit solcher Wucht auf, dass sich ein eisiger Felssturz löste, der den Traumdieb unter unzähligen Tonnen Gestein begrub.
    Ich schwenkte meinen Stab in einer urtümlichen Geste des Triumphs in Richtung der Gerölllawine und brüllte: „Wer ist der Nächste?“
    Für eine Sekunde wurde es im Burghof unter mir ganz still. Dann konnte ich erkennen, wie Traumdiebe, zu viele, als dass ich sie hätte zählen können, sich panisch vom Fuße des Turmes aus dem Kampf zurückzogen.
    „Harry!“, rief Charity mit

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