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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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keine Hilfe, wenn wir tot sind.“
    Sie biss die Zähne zusammen, befolgte jedoch meinen Rat, und so hielten wir kurz inne, während ich den Blick über den Rest der Turmkrone schweifen ließ. Eine Bewegung in den Schatten hinter dem Kreuzigungsbaum erregte meine Aufmerksamkeit, und ich umfasste den Griff meines Sprengstocks, der aus meinem Nylonrucksack ragte. Ich zog das magische Werkzeug hervor und machte es mit einer kurzen Willensanstrengung scharf. Rotweiße Flammen umspielten plötzlich seine Spitze. „Da. Hinter dem Baum“, sagte ich.
    Eine tiefe Stimme stieß ein krächzendes Lachen aus.
    Dann erschien die Vogelscheuche aus der Dunkelheit, die ich mit meinem Blick nicht vollständig durchdringen konnte.
    Dieses Geschöpf war kein Traumdieb, kein Gestaltwandler, der sich Illusionen und Trugbilder bediente. Er trug keine Schattenmaske über einer formlosen Gestalt, und kein Glamourzauber verschleierte seine Erscheinung, etwas, was ich mithilfe meiner Salbe mühelos hätte durchschauen können. Bei diesem Ding handelte es sich um eine einzigartige, selbstständige Kreatur. Außer wenn es sich um einen Traumdieb handelte, der so alt und stark war, dass er sich wahrhaftig in die Vogelscheuche verwandeln konnte, anstatt das nur vorzutäuschen.
    Tiefrote Flammen flackerten in dem geschnitzten Kürbiskopf. Seine Gliedmaßen, die allesamt aus Ranken bestanden, die so dick wie mein Handgelenk waren, waren in dunkle Fetzen gehüllt, die mich eher an ein Bestattungsgewand als die weggeworfene Kleidung eines Bauern erinnerten. Seine langen Arme schleiften fast auf der Erde. Einer davon war nach Molly ausgestreckt. Am Ende dieses Arms teilten sich die Ranken in dünne, bewegliche Luftwurzeln, die die Vogelscheuche um Mollys Kehle gewunden hatte und die in ihr Haar krochen.
    Eine Weile lang standen wir einander wortlos von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Über uns, beinahe zum Greifen nahe über der Turmkrone, seufzte der Wind. Von unten drangen das Zischen und die Schreie der Traumdiebe wie über eine weite Entfernung zu uns empor. Thomas und Murphy hielten den Eingang.
    Ich trat einige Schritte vor und lächelte die Vogelscheuche schwach an. „Hi“, grüßte ich. „Wer zur Hölle bist du?“
    „Jemand, der der Königin von Luft und Finsternis seit einer Zeit dient, an die sich deine Art nicht einmal erinnern kann“, antwortete er. „Jemand, der Hunderte wie dich überwältigt hat.“
    „Weißt du was, Captain Efeu?“, knurrte ich. „Ich bin nicht hier, um mit dir Ratespiele zu spielen. Rück das Mädchen raus.“
    Das Gesicht der bizarren Kreatur verzerrte sich zu etwas, das ein amüsierter Ausdruck gewesen sein mochte. „Sonst, was erfolgt?“
    Ich war nicht ganz sicher, ob das Vieh tatsächlich Shakespeare zitierte, aber das hieß noch lange nicht, dass ich das nicht konnte: „Der blutge Zwang“, schmetterte ich. „Denn wenn Ihr selbst das Mädchen in Eurem Herzen bärgt, ich stört nach ihr!“
    Vielleicht war die Vogelscheuche ja kein großer Shakespearefan. Ihre Augen loderten mit einem zornig roten Licht auf. „Kleiner Mann. Kommst du nur einen Zoll näher, werde ich ihren weichen Hals zerquetschen.“
    „Das wäre nicht ratsam“, gab ich zu bedenken, wobei ich meinen Sprengstock auf die Vogelscheuche richtete. „Da sie im Moment das Einzige ist, was mich davon abhält, dich zu erledigen.“
    „Ich fürchte dich nicht, Magier“, antwortete die Vogelscheuche. Die Kreatur musterte mich eindringlich aus verengten Augen – vielleicht bereitete sie ja gerade ihre Verteidigungsmaßnahmen vor, mit denen sie meine Zauber bei unserem ersten Zusammentreffen abgeschüttelt hatte. „Zeige mir dein Feuer, wenn du der Meinung bist, dass es im Herzen des Winters besteht. Es wird dir auch diesmal genau so wenig helfen wie bei unserer letzten Zusammenkunft.“
    „Du glaubst doch nicht, dass ich zur zweiten Runde antrete, ohne mich darauf vorbereitet zu haben, zu Ende zu bringen, was ich angefangen habe?“, fragte ich. Ich trat ein paar Schritte zur Seite. „Der Rat ist schon auf dem Weg hierher“, meinte ich. „Ich bin hier, um dir ein Angebot zu unterbreiten, ehe die Dinge den Bach runtergehen. Gib mir das Mädchen und gib mir dein Wort, dich ihr nie wieder zu nähern, und ich lasse dich am Leben.“
    Die Vogelscheuche stieß ein Lachen schierer Geringschätzung aus. „Ich werde es genießen, dich zu schlachten, Sterblicher.“
    Ich pirschte ein paar Schritte weiter, nahm dann einen festen Stand ein

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