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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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meine Magie nicht erden können, und ich war mit ihm ziemlich Schlitten gefahren.
    Genau dasselbe war auch passiert, als ich den Chucky-Traumdieb geköpft hatte. Ich hatte mich einfach nicht gefürchtet. Es war viel zu schnell geschehen. Ich hatte reflexartig reagiert, bevor sich irgendein lästiger Gedanke oder ein vorwitziges Gefühl einmischen konnten. Ich hatte nicht die Zeit gehabt, mich zu fürchten, und so hatte ich den Traumdieb erledigt.
    Ich hätte die Schwäche der Traumdiebe nie entdeckt, wäre ich nicht bis an meine Grenzen gedrängt worden; das Einzige, wovor ich Angst haben musste, war die Angst selbst. Ich wusste plötzlich, wie ich mit diesem Holzkopf fertigwerden konnte, wenn ich nur die Kraft für einen letzten Zauber aufzubringen vermochte. Ich hatte es bereits zweimal geschafft, und aller guten Dinge waren drei.
    Der Schmetterling tanzte wild vor mir in der Luft.
    Ich blickte ihn kurz an, ehe mir die Erkenntnis dämmerte. Dann brach ich in ein klägliches Lachen aus. „Lily, du manipulatives, tückisches, großartiges Mädchen.“
    Ich streckte die linke Handfläche aus, und der Schmetterling ließ sich darauf nieder. Sein Leuchten blitzte für einen Augenblick noch heller auf, und dann berührte ich ihn sachte mit meinem Willen. Er zerplatzte in glühende Fäden, die auf meiner vernarbten Handfläche zu ruhen kamen und von dort in meinen Geist strömten. Pure Flammen brandeten durch meinen Körper, die freudige Hitze des Hochsommers, und ich jubilierte in dem plötzlichen, überbordenden Leben dieses Feuers. Diese Glut traf auf den Funken Hoffnung, der tief in meinem Innersten noch gloste, und beides fachte sich gegenseitig an und Stärke breitete sich in mir aus und durchflutete mich.
    Ich war wieder auf den Beinen, hatte die Arme zur Seite ausgestreckt und mein Gesicht zu dem riesigen Silbermond emporgereckt. Es schien, als strahle Sonnenlicht aus meinem Innersten, das mich in tanzende Flammen hüllte, die dem Winter trotzten. Arctis Tor, die Festung des schwarzen Eises, stöhnte unter der Intensität dieses Lichtes protestierend auf.
    Ich sah nach unten auf die Kreatur hinab, die mich voll blanken Entsetzens anstarrte. Ihre Rankenfinger hatten sich gelöst, und Molly und Charity lagen sich schwach regend zu ihren Füßen.
    „Das kannst du nicht vollbringen“, stieß der Traumdieb schockiert aus. „Du … das ist unmöglich.“
    Ich streckte eine Hand aus, wisperte ein Wort, und mein Sprengstock glitt von der Stelle, an der ich ihn hatte fallen lassen, heran und schwebte in meine Hand. Die Schnitzereien leuchteten in der angestauten, sengenden Hitze tausender Julimonde, die nur darauf wartete, freigesetzt zu werden. „Du magst Filmbösewichte, nicht?“ Ich hob den Sprengstock, während Sommerfeuer meinen ausgestreckten Arm umspielte. Ich bleckte meine Zähne und schnurrte: „Kennst du den schon?“
    Die Schnitzereien des Stockes flammten in rotgoldenem Licht auf.
    „Wie wär’s mit einem Feuerchen, Vogelscheuche?“

39. Kapitel
    D ie Vogelscheuche stieß ein ohrenbetäubendes, zirpendes Sirren aus, wie eine Sommergrille auf Extasy, und sprang zur Seite, um den mit Eis überzogenen Brunnen zwischen uns zu bringen. Ich hatte schon gesehen, wie schnell sich Traumdiebe bewegen konnten, und so hielt ich mich erst gar nicht mit einem Schuss auf gut Glück auf. Stattdessen ließ ich zu, dass er sich von Molly und Charity entfernte, bis er schließlich hinter dem Eis des Brunnens in Deckung ging und dort verharrte.
    Dann blies ich mit einem grellen, donnernden Flammenstrahl gut zwei Drittel der Eiskuppel, die sich durch das Brunnenwasser gebildet hatte, einfach weg.
    Die goldene Sommerflamme bohrte sich geradewegs durch das Eis in die Vogelscheuche. Ich hatte den alten Traumdieb völlig auf dem falschen Fuß erwischt, und so verbrannte die Flammenlanze die Region seines Körpers, die bei einem Menschen die Hüfte und der Oberschenkel gewesen wäre. Er stieß vor Schmerz und Wut ein metallisches Brüllen aus, prallte von einer der weißen Marmorstatuen der drei Schwestern ab und war gezwungen, sich am Knöchel einer der Frauen festzukrallen, um nicht über die Brüstung zu kippen.
    Doch die Vogelscheuche war nicht die einzige Fee, die schrie. Ohne Vorwarnung toste eine wahre Sturzflut aus Geräuschen auf mich ein, die fast schon schmerzhaft laut in meinen Ohren klingelten. Einmal mehr erzitterte Arctis Tor. Das dunkle Eis erbebte und hob sich, während ein kaum mehr hörbares Stöhnen durch

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