Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
ankamen, sagte ich zu Michael: „Mollys Kram ist bei mir daheim. Ich würde sie am liebsten mitnehmen, damit sie das Zeug abholt. Außerdem muss ich mit ihr sprechen. Noch heute, wo noch alles frisch ist. Ich werde sie in ein paar Stunden wieder hier abliefern.“
    Michael betrachtete seine Tochter mit sorgenvoll gefurchter Stirn, doch dann nickte er. „Na gut.“ Er stieg aus, schloss die Wagentür und beugte sich dann durch das Fenster, um mich noch einmal anzusprechen. „Darf ich noch etwas fragen?“
    „Schieß los.“
    Er sah auf das Haus hinter sich. „Hast du eigentlich je die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass der Herr mich nicht auf meinen letzten Auftrag entsandt hat, um meine Tochter zu beschützen? Dass es nicht in seiner Absicht lag, dich zu benutzen, um sie zu beschützen?“
    „Worauf willst du hinaus?“
    „Nur, dass es durchaus im Bereich des Möglichen ist, dass diese gesamte Angelegenheit von Anfang bis zum Ende nur dazu diente, dich zu schützen. Dass ich Luccio und ihren Schülern nicht zu Hilfe kam, um Molly zu befreien, sondern um zu verhindern, dass du einen Kampf mit dem Rat vom Zaun brichst. Dass ihre Stellung als dein neuer Lehrling weniger damit zu tun hat, sie zu beschützen, sondern dich?“
    „Hä?“, antwortete ich wortgewaltig.
    Sein Blick schweifte zu Molly. „Kinder haben eine ganz eigene Macht. Wenn du ihnen etwas beibringst, sie beschützt, bringst du viel mehr zustande, als du jemals für möglich gehalten hättest. Du verstehst viel mehr, bist geduldiger, fähiger, weiser. Möglicherweise wird dieses magische Ziehkind dasselbe bei dir bewirken. Vielleicht ist das ihre Aufgabe.“
    „Wenn der Herr so versessen darauf ist, mir aus der Patsche zu helfen, warum hat er dann niemanden geschickt, um mir gegen Cassius beizustehen? Einen der Speichellecker des alten Nick zum Beispiel? Das wäre eine dufte Rettungsaktion gewesen.“
    Michael zuckte die Achseln und öffnete den Mund.
    „Jetzt fang nicht mit Binsenweisheiten wie ‚seine Wege sind unergründlich‘ an.“
    Er schloss den Mund und lächelte. „Ganz schön kompliziert“, sagte er.
    „Was?“
    „Das Leben. Wir sehen uns in ein paar Stunden.“
    Er streckte mir die Hand hin. Ich schüttelte sie.
    „Ich kenne keinen anderen Weg, Lasciels Einfluss abzuschütteln, doch das bedeutet nicht, dass es ihn nicht gibt. Wenn du es dir in Bezug auf die Münze anders überlegst, Harry, wenn du sie je loswerden willst, verspreche ich dir, dass ich da sein werde.“
    „Danke“, sagte ich aus ganzem Herzen.
    Dann wurde sein Ausdruck ernsthaft. „Wenn du der Versuchung erliegen solltest, wenn du dich vom Willen der Gefallenen einlullen lässt und dich ihr verschreibst …“ Er berührte den Griff des gewaltigen Schwertes, und sein Gesicht wurde hart wie Granit. Alttestamentarische Entschlossenheit spiegelte sich auf seiner Miene wieder, gegen die Morgans Fanatismus nur ein laues Lüftlein war. „Wenn du dich veränderst. Dann werde ich auch da sein.“
    Angst brandete wie eine eiskalte Flut über mich.
    Heilige Scheiße.
    Ich schluckte, und meine Hand zitterte am Lenkrad des Blauen Käfers. Ich konnte nicht die geringste Spur einer Drohung in Michaels Stimme oder in seinem Gesicht erkennen. Er verkündete nur eine felsenfeste Tatsache.
    Das Zeichen in meiner Handfläche brannte, und zum ersten Mal frage ich mich, ob ich nicht ein wenig zu stolz war, was meine Begabungen, mit Lasciel fertig zu werden, anbelangte. Was, wenn Michael recht hatte? Was, wenn ich Scheiße baute und wie der arme Hund Rasmussen endete? Ein Serienmörder mit dämonischen Superkräften?
    „Wenn es je so weit kommt“, flüsterte ich heiser, „will ich es gar nicht anders.“
    Ich sah ihm deutlich an, dass ihm der Gedanke allein ebenso wenig behagte wie mir – doch er konnte gar nicht anders, als mit mir absolut ehrlich zu sein. Er war mein Freund und machte sich Sorgen. Wenn er mir Leid zufügen musste, würde ihm das das Herz zerreißen.
    Vielleicht waren diese Worte ja auch ein unterbewusster Versuch gewesen, mich dazu zu bewegen, die Münze aufzugeben. Er war unfähig zuzusehen, wenn etwas Schlimmes geschah, selbst wenn es bedeutete, dass er dafür einen Freund töten musste.
    Das konnte ich respektieren. Ich verstand es, weil ich auch nicht dazu in der Lage war. Ich konnte mich auch nicht im Hintergrund halten, meine Magie aufgeben und mich von der Verantwortung entheben, sie für etwas Gutes einzusetzen.
    Auch dann nicht, wenn es meinen

Weitere Kostenlose Bücher