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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schätzen.“ Michael legte die Stirn in Falten, und sein Blick war kurz in die Ferne gerichtet. Dann meinte er: „Ich muss jetzt los.“
    „Klar“, entgegnete ich.
    Er sah mir in die Augen und sagte: „Wenn sich etwas zusammenbrauen sollte, könntest du für mich ein Auge auf sie haben? Ich würde mich viel besser fühlen, wenn ich wüsste, dass du auf sie aufpasst, bis ich wieder zurück bin.“
    Ich blickte zu dem Haus zurück. „Was ist denn aus dem Gottvertrauen geworden?“
    Er lächelte. „Macht den Eindruck, dass man auf der faulen Haut liegt, wenn man vom Herrn erwartet, die ganze Arbeit zu erledigen. Oder?“ Dann wurde er wieder ernst. „Außerdem habe ich Vertrauen. In ihn – und in dich.“
    Mein dämonenverpestetes Ich wand sich in mir vor schlechtem Gewissen. „Ich werde natürlich ein Auge auf sie haben.“
    „Danke“, sagte Michael und legte den ersten Gang ein. „Wenn ich wieder da bin, muss ich mit dir über etwas Geschäftliches sprechen, wenn du Zeit hast.“
    Ich nickte. „Klar. Gute Jagd.“
    „Gott mit dir“, erwiderte er mit einem tiefen Nicken, dann fuhr er aus der Ausfahrt und war verschwunden. Habe Schwert, bin bereit zu reisen. Hü-hott, Silver. Auf geht’s!
    Molly dazu bringen, sich an einen Tisch zu setzen und den Fall zu bereinigen. Klar doch. Die Chancen dafür standen ebenso hoch, wie dass ich es schaffte, mein Auto huckepack auf den Mount Rushmore zu schleppen. Mir schwante düster, dass die Angelegenheit noch spektakulärer schief laufen würde, selbst wenn ich das zustande brachte. Das Haus würde höchstwahrscheinlich explodieren, wenn Mutterie auf Antimutterie traf.
    Das konnte kein gutes Ende nehmen. Warum hatte ich mich nur dazu breitschlagen lassen?
    Weil Michael ein Freund und ich einfach grundsätzlich zu dämlich war, Leuten, die Hilfe brauchten, die kalte Schulter zu zeigen – und vielleicht noch aus einem weiteren Grund. Michaels Haus hatte immer vor hektischem Leben pulsiert, doch es war auch ein Ort gewesen, an dem Wärme und Lachen geherrscht hatten und immer ein gutes Essen auf dem Tisch stand. Die hässlichen Keifereien und das Gezeter Mollys und Charitys Streit hatten auf dem Haus einen Makel hinterlassen. Sie gehörten nicht hierher.
    Als Kind hatte ich nie so ein Zuhause gehabt. Selbst jetzt, wo Thomas und ich einander gefunden hatten, kam mir das Carpenterhaus in den Sinn, wenn ich an Familie dachte. Ich hatte noch nie so eine enge Verbundenheit miterlebt. Die, die so eine Familie besaßen, merkten oft überhaupt nicht, wie selten und kostbar das war. Es war es wert, das zu bewahren. Ich wollte helfen.
    Michael hatte recht. Ich hatte höchstwahrscheinlich eine Chance, zu Molly durchzudringen. Das war zwar nur die Hälfte der Schlacht, die ich zu schlagen hatte, aber es war mehr, als ihm in seiner Position möglich gewesen wäre.
    Welche höhere Macht das auch arrangiert hatte, sie hatte ein ziemliches Händchen dafür, den total falschen Zeitpunkt zu erwischen, wenn ich mir so ansah, was ich sonst noch so zu erledigen hatte. Bei den Glocken der Hölle.
    Molly stapfte zu mir herüber, sobald Michaels Kleinlaster verschwunden war. Schweigend stand sie neben mir in der stillen Sommernacht.
    „Ich denke mal, du brauchst eine Mitfahrgelegenheit“, sagte ich.
    „Ich habe kein Geld“, gab sie betreten zu.
    „Gut“, sagte ich. „Wo musst du hin?“
    „Zur Convention“, entgegnete sie. „Ich habe Freunde dort. Ein Zimmer fürs Wochenende.“ Sie warf einen Blick über ihre Schulter zum Haus.
    „Die Zwerge waren offensichtlich mehr als froh, dich zu sehen“, beobachtete ich.
    Sie lächelte flüchtig, und Wärme drang in ihre Stimme. „Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, wie sehr ich sie vermisst habe. Blöde kleine Jawas.“
    Kurz überlegte ich, ob ich ihr einen Stups in Richtung Charity geben sollte, doch ich entschied mich dagegen. Sie würde es tun, wenn sie das Gefühl hatte, es zwanglos tun zu können, aber wenn sie dachte, ich würde sie unter Druck setzen, würde sie sich sträuben wie ein Muli. Also sagte ich nur: „Es sind wirklich süße Kinder.“
    „Ja“, pflichtete sie flüsternd bei.
    „Ich bin sowieso auf dem Weg zur Convention. Steig ins Taxi.“
    „Danke“, sagte sie.
    „Gern geschehen“, antwortete ich.

11. Kapitel
    D er erste große Unterschied zwischen Tagungen und Fan-Conventions ist folgender: Fans versuchen erst gar nicht, einen gewissen Anschein zu erwecken. Sie sind einfach nur um des Spaßes Willen dort.

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