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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Der zweite große Unterschied ist die Kleiderordnung – und für gewöhnlich liegen die Besucher eines Fanevents deutlich näher am Puls der Zeit.
    Splattercon!!! (offensichtlich schrieb man den Namen der Con falsch, wenn man die drei Ausrufezeichen wegließ) hatte zur Folge, dass alle möglichen Jugendlichen in Kostümen das Hotel bevölkerten – außer, wenn es sich bei den Kostümen in Wahrheit um Modetrends handelte. Manchmal kann es ganz schön schwer sein, Fantasyklamotten und Avantgardemode auseinander zu halten. Das Hotel besaß eine riesige Vorhalle, die sich in zwei lange, weite Flure aufteilte, die zu diesen Mischdingern aus Speise- und Veranstaltungssaal führten. Sie wissen schon, diese Räume mit den Faltwänden, die man benutzen kann, um größere Räumlichkeiten für Seminare, Gesprächsrunden und so weiter zu unterteilen. Ich sah ein paar hundert Leute, und noch mehr wuselten zwischen all den verschiedenen Vortragsräumen hin und her.
    „Irgendwie hatte ich mir vorgestellt, es wären mehr Leute hier“, sagte ich zu Molly. Ich hatte kurz einen Zwischenstopp daheim einge legt, um Mouse abzuliefern und mir meinen Kram zu schnappen.
    „Es ist Donnerstagnacht“, sagte sie, als hätte das immense Bedeutung, „und langsam wird es auch ganz schön spät, zumindest für einen Tag unter der Woche. Es haben sich schon über dreitausend Leute registriert.“
    „Ist das viel?“
    „Für eine Convention, die zum ersten Mal stattfindet? Das ist eine Mongolenhorde!“
    Sie klang recht stolz. „Darüber hinaus haben wir auch ganz schön junge Mitarbeiter. Aber alte Hasen haben die Convention organisiert.“ Sie redete noch eine Weile auf mich ein, knallte mir ein paar Namen um die Ohren und leierte deren Referenzen herunter, als ob die Gefahr bestünde, dass ich im nächsten Moment ein Bewilligungsformular oder so was hervorkramte, um nachzusehen, ob die Convention auch alle Anforderungen erfüllte.
    Zwei Mädchen, die viel zu jung waren, als dass sie mich zu erwachsenen Gedanken verleiten konnten, scharwenzelten in schwarzvioletten Klamotten und einer dicken Schicht Schminke vorbei. Sie zeigten ordentlich Haut, und aus ihren Mundwinkeln liefen dünne Rinnsale von Kunstblut. Eine lächelte mich an. Sie hatte Vampirzähne.
    Meine Hand lag auf meinem Stab, und mir stieg schon der durchdringende Geruch von glosendem Holz in die Nase, bevor ich mich gerade noch davon abhalten konnte, die Vampirin zwei Meter vor mir mit einem spontanen, brutalen, ohrenbetäubenden Pyroeffekt einzuäschern. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, wie ungleichmäßig die Fänge waren. Außerdem hatte sie Fingerabdrücke auf den Zähnen – die Mädels hatten ihre Reißzähne wahrscheinlich aus Bastelknetmasse selbst hergestellt. Ich stieß den Atem ganz langsam aus und versuchte, meine Nerven wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dann ließ ich die Energie, die ich in den Stab hatte fließen lassen, versickern.
    „Entspann dich, Harry“, sagte ich mir. Bei den Toren der Hölle, das wäre ja der absolute Knüller für die Schundpresse gewesen. Professioneller Magier verbrennt Amateurvampir. Mehr in den Zweiundzwanzig-Uhr-Nachrichten.
    Die zwei Mädchen eilten an uns vorbei, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was beinahe passiert wäre. Selbst Molly verzog bei ihrem Anblick leicht das Gesicht, sah dann zu mir hoch und legte ihren Kopf schief, und ich konnte die unausgesprochene Frage an ihrem Ausdruck klar ablesen.
    Ich schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. War nur ein verdammt langer Tag. Sieh mal, ich muss echt einen Blick auf die Toilette werfen, in der dieser Kinobesitzer angegriffen worden ist.“
    „In Ordnung“, versicherte Molly. „Aber zuerst werden wir dir beim Empfang ein Namensschild besorgen.“
    „Werden wir das?“, fragte ich. „Weshalb?“
    „Weil du in die Convention nicht reinkommst, wenn du nicht registriert bist“, antwortete sie. „Die Wachleute der Con und des Hotels könnte das etwas durcheinanderbringen. Das könnte unangenehm für dich werden.“
    „Stimmt“, sagte ich. „Gut gedacht. Ich kann im Augenblick beim besten Willen nicht sagen, wie ich reagieren würde, wenn mir etwas unangenehm wird.“
    Ich folgte ihr zu einer Reihe von Tischen, die so standen, dass sie den Ansturm mehrerer hundert Leute gleichzeitig bewältigen konnten. Auf jedem einzelnen prangte ein weißes Pappschild mit den Buchstaben „A-D“, „E-J“ und so weiter, bis das gesamte Alphabet abgedeckt war. Eine

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