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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Finsternis verliehen hatte, und so kam es, dass er sich um ein ganz schönes Stückchen dieser Welt kümmern musste. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie seine Reisepläne zustande kamen, doch er wurde oft von seinem Heim und seiner Familie abberufen und dorthin beordert, wo er gebraucht wurde.
    Ich bin kein großer Fan von Religion – doch ich glaube an den Allmächtigen. Ich hatte die Mächte gesehen, die am Werk waren, wenn Michael in Aktion trat, und der Zufall schien sich manchmal außergewöhnlich ins Zeug zu legen, um sicherzustellen, dass Michael auch tatsächlich dort auftauchte, wo er jemandem aus Schwierigkeiten heraushelfen konnte. Ich hatte gesehen, wie diese Macht ganz schön abartige Gegner vernichtet hatte, ohne dass Michael auch nur gezwungen gewesen war, die Stimme zu erheben. Diese Macht, dieser Glaube hatten ihn unbeschadet durch Schlachten und Gefahren geführt, die er von Rechts wegen nicht hätte überleben und noch viel weniger gewinnen dürfen.
    Aber ich hatte nie genauer nachgedacht, wie schwer es für ihn sein musste, sein Zuhause hinter sich zu lassen, wenn die Erzengel, Gott oder wer auch immer eine Leuchtrakete in den Himmel schossen.
    Ich warf Molly einen Seitenblick zu. Sie grinste, aber ich konnte ihre Unruhe und Sorge unter der ruhigen Oberfläche nur zu gut erkennen.
    Es war auch für seine Familie hart.
    „Bist du noch da?“, erklang die Stimme einer Frau aus dem oberen Stockwerk. Das Haus knarrte erneut, und Michaels Frau erschien am oberen Ende der Treppe. Sie war gerade dabei zu sagen: „Du wirst noch …“
    Dann brach ihre Stimme ab. Ich hatte Charity noch nie in einem roten Seidenkimono gesehen. Wie Michaels Haar war auch ihres nass von einer Dusche. Doch selbst feucht sah es immer noch blond aus. Charity hatte attraktive Beine mit klar definierten Wadenmuskeln, die sich bewegten, als sie auf die oberste Stufe stieg. Der Rest, den ich von ihr sehen konnte, sah genau so aus – stark, in Topform und gesund. Sie trug ein schlafendes Kind auf ihre Hüfte gestützt – meinen Namensvetter Harry, den jüngsten der ganzen Bande. Seine Arme und Beine waren völlig entspannt von ihm gestreckt, und sein Kopf ruhte auf ihrer Schulter. Seine Wangen waren rosa, und er hatte den Ausdruck, den ganz kleine Kinder üblicherweise bekommen, wenn sie schlafen. Himmelblaue Augen weiteten sich überrascht, und für einen Augenblick blieb sie wie vom Blitz getroffen stehen und starrte Molly an. Sie öffnete den Mund, doch die Worte blieben ihr im Halse stecken. Dann wandte sich ihr Blick mir zu. Ihre Überraschung wurde ein Wiedererkennen und daraus schließlich eine Mischung aus Zorn, Sorge und Furcht. Sie schloss ihren Kimono etwas fester und sagte dann: „Entschuldigt mich für einen Augenblick.“
    Sie verschwand und tauchte dann ohne Klein Harry wieder auf. Sie war in einen Frotteebademantel gekleidet und hatte flauschige Hausschuhe an den Füßen.
    „Molly“, sagte sie ruhig und kam die Treppe herunter.
    Das Mädchen wandte die Augen ab. „Mutter.“
    „Der Zauberer“, sagte sie, wobei sich ihr Mund zu einer zusammengepressten Linie verzog. „Natürlich ist der auch da.“ Sie legte den Kopf zur Seite, und ihr Ausdruck wurde noch um einiges härter. „Warst du mit ihm die ganze Zeit zusammen, Molly?“
    Der Luftdruck im Raum vervierfachte sich, und Mollys Gesicht verdunkelte sich von Rosa zu Dunkelrot. „Und wenn?“, fragte sie mit einem trotzigen Unterton. „Das geht dich nicht das Geringste an.“
    Ich öffnete den Mund, um Charity zu versichern, dass ich mit der ganzen Chose nichts zu tun hatte (nicht, dass das an der Art der Unterhaltung auch nur das Geringste geändert hätte), doch Michael warf mir einen warnenden Blick zu und schüttelte den Kopf. Ich zog die Lippen mit einem imaginären Reißverschluss zu und wartete einfach ab.
    „Falsch“, fauchte Charity und baute sich streitlustig und rechthaberisch vor ihrer Tochter auf. „Du bist mein Kind, und ich bin deine Mutter. Es geht mich sehr wohl etwas an.“
    „Aber es ist mein Leben!“, erwiderte Molly.
    „Dir fehlen ganz eindeutig die Disziplin und die Intelligenz, damit klarzukommen.“
    „Die alte Leier“, beschwerte sich Molly. „Go-Go-Gadgeto-Kontrollfanatiker.“
    „Wage es nicht, in diesem Tonfall mit mir zu reden, junge Dame.“
    „Junge Dame“, flötete Molly zurück, wobei sie den näselnden Tonfall ihrer Mutter perfekt nachahmte. Ihre Fäuste hatte sie inzwischen in die Hüften gestemmt.

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