Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
kränklichen grünen Leuchten erstrahlte, und vom ersten unabhängig blinzelte und den Raum abzusuchen schien. Ein Zeichen in der Schrift der Engel flammte auf dem Chitin seiner Stirn.
Plötzlich wünschte ich bitterlich, mein Stab sei nicht sieben Meter entfernt und ein Stockwerk unter mir. Das nützte mir ähnlich viel, wie wenn er in der Oberfläche des Mondes gesteckt hätte.
Kaum war mir dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, öffnete der Ritter des Schwarzen Denars sein insektenhaftes Maul, stieß einen blechernen Wutschrei aus und hechtete auf mein Gesicht zu.
13. Kapitel
E s hatte eine Zeit in meinem Leben gegeben , da hätte ein gestaltwandelnder, dämonenbesessener Wahnsinniger, der durch ein Fenster krachte, um mir das Gesicht vom Kopf zu reißen, eine riesige und alles andere als willkommene Überraschung dargestellt.
Aber diese Zeit lag in weiter Vergangenheit.
Ich hatte Jahre am Rande eines übernatürlichen Krieges zwischen dem Weißen Rat der Magier und den Vampirhöfen verbracht. In jüngster Vergangenheit hatte ich sogar eine direktere Rolle in den Auseinandersetzungen gespielt. Magier, die in eine Schlacht zogen, ohne ihre sieben Sachen beisammenzuhaben, kehrten meist nicht wieder zurück. Noch schlimmer, die Menschen, die auf deren Schutz angewiesen sind, kamen zu Schaden.
Die zweitwichtigste Regel der Kampfmagie war einfach: Lass dich nicht von den bösen Buben berühren.
Vampire, Oger oder sonstige monströse Scheußlichkeiten konnten einem meist ganz schön grausige Dinge antun, wenn sie nahe genug an einen herankamen, um einen zu berühren – wie die unwichtigeren Angehörigen der Geißleinfamilie am Vortrag so eindrucksvoll an meinem Riechkolben demonstriert hatten.
Die erste Regel der Kampfmagie war ebenso einfach: Sei vorbereitet.
Magier konnten potentiell eine unglaubliche Macht auf alles schleudern, was ihnen in die Quere kam – wenn sie bereit waren, diese Macht einzusetzen. Das Problem lag nun darin, dass die Dinge, die hinter uns her waren, das leider auch wussten und so ganz versessen auf Hinterhalte waren. Magier mochten eine ganz schöne Weile leben, waren aber leider nicht klauenfest. Also dachten sie immer im Voraus, um genug Zeit zum Handeln zu haben, wenn es erst einmal brenzlig wurde.
Ich hatte mich vorbereitet und jungen Magiern mit weit weniger Talent als meinem beigebracht, es ebenfalls zu sein – auf Situationen wie eben diese hier.
Die aufgerollte Stahlkette glitt anstandslos aus meiner Manteltasche, als ich daran zog, weil ich es tausendmal geübt hatte, und ich peitschte dem Gottesanbeterinnen-Ding das eine Ende in die Fresse.
Natürlich war es schneller als ich. Das waren sie meistens. Die Klauen schlossen sich um das Kettenende. Der Kiefer der Gottesanbeterin verbiss sich darin, und mit einem Ruck ihres Kopfes und ihres Oberkörpers riss sie mir schneller, als ich denken konnte, die Kette aus der Hand.
Das war wirklich gut. Die Gottesanbeterin hatte zwei folgenschwere Details an der Kette übersehen: Erstens, dass das Ding von oben bis unten mit Kupfer überzogen war.
Zweitens, dass ein standardmäßiger Stecker am anderen Ende befestigt war.
Ich schnippte mit den Fingern in die Richtung der nächsten Steckdose und brüllte: „Galvineus!“
Der Stecker schoss wie eine zustoßende Boa auf die Steckdose zu und stöpselte sich krachend ein.
Die Lichter flackerten und wurden ganz schummrig. Der Denarier vollführte plötzlich einen Satz in die Luft, stürzte zu Boden und zuckte wie wahnsinnig. Die Elektrizität hatte die Muskeln in seinem Kiefer und seinen Krallen gezwungen, sich unwillkürlich zu verkrampfen, und nun konnte er die Kette nicht mehr loslassen. Beißender Rauch stieg aus verschiedenen Lücken in seinem Panzer auf.
„Magier!“, japste Gard. Sie packte schwach den Griff ihrer Axt und warf sie mir matt zu. Von unten hörte ich Schreie und das Bellen einer Schrotflinte. Ich verbannte das als für den Moment unwichtige Information in den Hintergrund. Alles, was im Augenblick von Bedeutung war, befand sich in unmittelbarer Griffweite.
Die Axt prallte vom Boden ab und krachte gegen mein Bein, doch mein Ledermantel hielt sie davon ab, mich zu schneiden. Ich hob die Axt auf – Gott, war das Ding schwer –, stemmte sie in die Höhe und ließ sie geradewegs wieder auf den Denarier herabsausen, als würde ich Holz für den Winter zerkleinern.
Krachend fand die Axt ihr Ziel und sank irgendwo in den Brustkorb des Viehs ein. Die Zuckungen
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