Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
Augen auf seiner Stirn verengten sich zugleich. Très gruslig. Sie nickte in Richtung Gards und Hendricks’. „Meine Obliegenheiten haben mit ihnen zu tun. Nicht mit dir, oh Wächter des Weißen Rates. Gib sie mir. Dann kannst in Frieden gehen. Wenn sie tot sind, werde ich meine Begleiter um mich scharen, und wir werden die Stadt verlassen, ohne Unschuldigen Leid zuzufügen.“
Ich schnaubte. „Was, wenn ich sie lebend brauche?“
„Wenn du willst, kann ich warten, bis du sie befragt hast.“
„Klar, das ist genau das, was ich will: dich in meinem Rücken.“
Sie hob eine Kralle. „Ich gebe dir mein Ehrenwort. Weder du noch dein Beschützer werden zu Schaden kommen.“
„Verlockend“, sagte ich.
„Soll ich noch einen weltlichen Lohn hinzufügen?“, erkundigte sich das Gottesanbeterinnen-Mädchen. „Ich zahle dir zweitausend in bar.“
„Warum in aller Welt würdest du das tun?“
Sie zuckte die Achseln. „Ich habe Streit mit dem Emporkömmling von Baron und seinen Untertanen – nicht mit dem Weißen Rat. Ich würde es vorziehen, deinem Volk meinen Respekt zu bezeugen, statt wegen der Frage deines Todes eine unnötige Auseinandersetzung mit dem Rat vom Zaun zu brechen.“
„Ah.“
Ihr Lächeln wurde breiter. „Wenn es dir gefällt, könnte ich dir anbieten, dich zu unterhalten, wenn diese Angelegenheit hinter mir liegt.“
Ich brach in schallendes Gelächter aus. „Oh“, keuchte ich immer noch prustend. „Oh, oh, oh. Das ist witzig.“
Sie blinzelte und starrte mich verständnislos an.
Dieser Ausdruck ließ mich noch schallender lachen. „Du … du willst mich … ich meine, herrjemine, glaubst du etwa, ich weiß nicht, was Gottesanbeterinnen mit ihren Begattern anstellen, sobald sie fertig sind?“
Sie fletschte in plötzlicher Wut die Zähne. Diese glänzten schwarz.
„Du willst, dass ich dir traue“, fuhr ich kichernd fort, „und glaubst, indem du etwas Kohle und ein süßes Popochen vor meiner Nase rumwedelst, kriegst du mich herum? Gott, das ist so süß, ich könnte dich knuddeln.“
„Verwehre mir nicht, was mein ist, Magier“, fauchte sie. „Ich werde sie mir nehmen. Geh einen Pakt mit mir ein. Ich werde ihn achten.“
„Klar“, sagte ich. „Ich habe gesehen, wie deine Leute ihre Pakte ehren. Lass mich dir ein Gegenangebot machen. Gib mir Marcone sicher und unbeschadet und verschwinde sofort aus der Stadt, und ich lasse dich am Leben.“
„Mal angenommen, dein Angebot gefällt mir. Warum sollte ich glauben, dass du uns in Frieden ziehen lässt?“
Ich lächelte verhalten und zitierte ruhig einen toten Freund. „Weil ich weiß, was dein Wort wert ist, Denarier, und du kennst den Wert des meinen.“
Sie starrte mich einige Atemzüge lang an. Dann sagte sie: „Ich werde mich mit meinen Kameraden beraten und in fünf Minuten zurückkehren.“
Ich verneigte mich leicht vor ihr. Sie erwiderte die Geste und verschwand die Treppe hinauf.
Dann entschwand sie aus meinem Blickfeld. Irgendwo im Obergeschoß zerbrach Glas.
Dann hastete ein rotschwarzer Blitz, begleitet von einem Chor höllischer Stimmen von draußen, die Treppe herab auf uns zu.
Verrat funktioniert nicht optimal, wenn das Gegenüber ihn erwartet, und ich hatte mir den Spruch in der Sekunde bereit gelegt, in der sie uns den Rücken zugewandt hatte. Das Gottesanbeterinnen-Mädchen schaffte es nicht einmal die Treppe hinunter, ehe ich schon meinen Stab auf sie gerichtet und „Forzare!“ gebrüllt hatte.
Ein Hammer aus purer kinetischer Energie kollidierte mit ihr. Sie flog den Weg, den sie herunter gehastet war, wieder hinauf und hielt nicht inne, als sie das obere Ende der Treppe erreicht hatte, sondern donnerte mit einem lauten Krachen durch die Hauswand.
Keine Zeit zu verlieren. Irgendetwas kam durch die Türöffnung gestürmt und rannte direkt in Thomas’ Schwert und Pistole. Ich bekam es nicht wirklich zu Gesicht, aber es war etwas mit einem Geweih und grünen Schuppen. Ich konzentrierte meinen Willen, deutete mit meinem Stab auf die Vorderwand des Hauses, murmelte: „Forzare!“ und sandte eine langsame Woge purer Bewegungsenergie aus. Ich ließ sie gegen die Wand branden, speiste sie mit weiterer Energie und verhärtete sie schließlich zu einer riesigen, vorwärts drückenden Fläche.
Dann holte ich aus und sandte sie mit einem lauthals gebrüllten „Forzare!“ wirklich auf ihren Weg der Verwüstung. Ich entfesselte jedes Fünkchen Energie, das ich in meinen Ringen gespeichert hatte,
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