Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
Roten Hofes, die nach Dienstplan zum Kampf gegen Außenseiter antreten. Feenköniginnen, die idealistische Anwandlungen bekommen und versuchen, die natürliche Ordnung der Feenhöfe zu stürzen. Die finsteren Feen, die tatenlos herumstehen, wenn sie von Vampiren, die ohne Erlaubnis ihr Gebiet passieren, grob beleidigt werden. Der Angriff auf Arctis Tor. Soll ich weitermachen? Mir fällt in dieser Richtung noch ein halbes Dutzend Sachen ein, und das sind alles nur Vorkommnisse, an denen ich persönlich beteiligt war.“ Ich deutete in die Richtung, in der Chicago lag. „Die Welt wird immer bizarrer und furchteinflößender, und wir waren so damit beschäftigt, aufeinander einzudreschen, dass es uns kaum aufgefallen ist. Dahinter steckt jemand.“
Rashid sah mich eine Weile schweigend an. „Ja“, sagte er schließlich.
Was sollte ich von dieser Antwort halten. Endlich dämmerte es mir: „Sie glauben, ich gehöre auch dazu!“
Wieder legte er eine Pause ein, ehe er mir antwortete – aber das tat Rashid eigentlich immer. „Vielleicht gibt es dafür einen Anlass. Lassen Sie uns Ihre Liste der Dinge, die nicht mehr im Gleichgewicht sind, fortsetzen: offener Krieg zwischen dem Roten Hof und dem Weißen Rat. Eine Krone der lichten Feen, die aufgrund einer blutigen Revolte von einer jungen Königin an die andere weitergereicht wird, und nicht durch die Hand Titanias. Wächter, die regelmäßig mit Vampiren des Weißen Hofes verkehren. Junge College-Studenten, denen jemand so viel Magie beibringt, dass sie als Werwölfe auftreten können. Leute aus dem kleinen Volk, die sich zusammenschließen und organisieren. Die mächtigsten Artefakte der Kirche, die aus der Welt verschwinden und die, worauf einiges hinweist, ein Magier verwahrt, der für den Glauben noch nicht einmal ein Lippenbekenntnis übrig hat. Ganz zu schweigen von echtem Glauben.“
Ich sah mein Gegenüber finster an. „Wenn Sie es so formulieren wollen ...“
Rashid lächelte schwach.
Ich hob die Hände, die Handflächen nach vorn gekehrt. „Ich schwöre bei meiner Magie, dass ich mit diesen Durchgeknallten nichts zu tun habe. Ich versuche bloß immer wieder, die Feuer zu löschen, die sie überall entfachen, und wenn ich von zweifelhaften Dingen umgeben bin, liegt das nur daran, dass einem so etwas eben passiert, wenn man eigentlich ständig dem Gegner unterlegen ist. So geht es mir nämlich! Da muss man sich die Lösungen suchen, wo man sie findet, und das ist nicht immer da, wo es günstig oder passend wäre.“
Der Torwächter schürzte nachdenklich die Lippen.
„Hören Sie“, drängte ich. „Könnten wir uns auf einen Waffenstillstand einigen? Um alles durchzusprechen und damit ich meinen Lehrling vor dem Ertrinken retten kann?“
Rashid schaute zu Molly hinüber. Er runzelte die Stirn und senkte den Stab. „Fünf Minuten.“
„Danke!“ Schnell zog ich Molly wieder aufs Boot. Sie rührte sich dabei nicht ein einziges Mal. Sobald sie sicher an Deck vor sich hinschlummerte, stieg ich auf den Ponton und baute mich direkt vor dem Torwächter auf. Der hatte mich die ganze Zeit über leidenschaftslos beobachtet, leicht auf den Stab gestützt, den er in beiden Händen hielt. „Nun?“, fragte ich. „Wo ist der Rest vom Ältestenrat?“
„Auf dem Weg, will ich doch hoffen“, antwortete er. „Sie werden sich in Chicago um ein Transportmittel bemühen und den Weg hierher suchen müssen.“
„Aber Sie nicht? Sind Sie durchs Niemalsland gekommen?“
Er nickte, sein prüfender Blick ließ mich keine Sekunde lang los. „Ich kenne einen Weg. Ich war schon einmal hier.“
„Ach ja?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich hatte auch kurz daran gedacht, nach einem Weg hier raus zu suchen, wollte dann aber das Risiko doch nicht eingehen. Wir sind hier nicht gerade in Mayberry. Ich glaube nicht, dass die Insel an etwas Nettes im Niemalsland angedockt ist.“
Kopfschüttelnd murmelte der Torwächter etwas in einer mir unverständlichen Sprache vor sich hin. „Ich kann mich nicht entscheiden“, sagte er dann. „Sind Sie nun der größte Lügner, der mir je untergekommen ist oder sind Sie wirklich so unwissend, wie Sie zu sein scheinen?“
Ich sah ihn an, gut eine Minute lang, ehe ich mit dem Daumen auf meinen lächerlichen Kopfverband deutete. „Alter! Was denkst du denn?“
Woraufhin er in aufrichtiges Lachen ausbrach. Das Lachen war so satt und tief wie seine Stimme, aber irgendwie ... anders, echter. Ich weiß nicht, wie ich es erklären
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