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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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hierhin und dorthin wandern, als beobachte es etwas. Ich bekam allerdings kaum mehr mit als das Zucken seines anderen Lids. Wenig später ging das gesunde Auge wieder auf. „Die Chancen, dass Sie überleben, sind minimal.“
    „Ach ja?“ Ich ging an ihm vorbei, kletterte vom Anleger und stand auf dem Boden der Insel, wo ich sofort die Verbundenheit mit Dämonenwind spürte. „Wie sieht es jetzt aus?“
    Er warf mir einen verwunderten Blick zu, ehe er das kleine Ritual wiederholte.
    Um kurz darauf mit einem halberstickten Laut die Augen aufzureißen. „Blut des Propheten“, murmelte er und starrte mich fassungslos an. „Sie haben diesen Ort als Zuflucht in Anspruch genommen?“
    „Ja. Ja!“
    „Aber wie?“
    „Ich habe ihm eins aufs Auge gehauen. Jetzt sind wir Freunde.“
    Der Torwächter schüttelte langsam den Kopf. „Harry“, sagte er mit sehr matter Stimme. „Harry, Sie ahnen ja nicht, was Sie da getan haben.“
    „Ich habe dafür gesorgt, dass ich nicht chancenlos in diesen Kampf gehe.“
    „Ja, für heute mag das gelten. Aber Wissen hat immer seinen Preis.“
    Beim Sprechen zuckte sein linkes Augenlid, die Narben um die Stahlkugel zitterten.
    „Aber diesen Preis zahle ich, nicht all die anderen auch noch“, gab ich zurück.
    „Ja“, sagte er leise. Ein paar Minuten standen wir schweigend im Regen, einfach nur so.
    „Das war jetzt länger als fünf Minuten“, unterbrach ich das Schweigen. „Wie soll es jetzt Ihrer Meinung nach weitergehen?“
    Der Torwächter schüttelte den Kopf. „Hören Sie sich zwei Ratschläge von mir an?“
    Ich nickte.
    „Zapfen Sie die Kraft im Born dieser Insel nicht an. Mit so etwas umzugehen, ohne dass es Sie verändert – davon sind Sie noch Jahre entfernt.“
    „Ich hatte nicht vor, sie anzurühren.“
    „Sie müssen wissen, dass jemand sterben wird, ganz gleich, wie die Konfrontation hier ausgeht. Schön wäre es, es träfe den Verräter – aber wenn der stirbt und man ihn nicht gefangen nehmen kann, dann glaubt Ihnen keiner Ihre Darstellung der Ereignisse, egal, wie korrekt die sein mag. Man wird Morgan dennoch hinrichten. Sie selbst höchstwahrscheinlich auch.“
    „Ich mache das hier wirklich verdammt noch mal nicht für mich!“
    Rashid nickte.
    „Sie wollen mir wohl nicht behilflich sein?“, erkundigte ich mich zaghaft.
    „Ich kann diese Insel nicht betreten.“
    „Warum nicht?“
    „Weil dieser Ort mir etwas übel nimmt.“
    Mir kam in den Sinn, wie der Geist der Insel sich bewegt hatte, als er sich materialisiert hatte. Das Humpeln und Schlurfen, Humpeln und Schlurfen.
    Mist.
    Rashid drehte sich um und fuhr mit der Hand durch die Luft. Vor ihm tauchte ein vollkommenes, kreisrundes Tor zum Niemalsland auf, ohne das kleinste Flüstern, ohne ein Fünkchen verschwendeter Energie. Der Torwächter nickte mir zu. „Ihre Freunde sind in ein paar Augenblicken wieder wach. Ich werde tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen.“
    „Danke.“
    Er schüttelte den Kopf. „Danken Sie mir nicht. Möglich, dass wahre Güte an diesem Tag darin bestanden hätte, Sie zu töten.“
    Mit diesen Worten trat er durch das Portal, und ich sah ihn nicht mehr. Wenig später war auch das Portal verschwunden. Ich stand im Regen, sah zu, wie sich meine Gefährten langsam wieder regten, seufzte und ging zu ihnen, um ihnen beim Aufstehen zu helfen und ihnen zu erklären, was los gewesen war.
    Wir mussten uns beeilen. Der Tag wurde nicht mehr jünger, und vor Einbruch der Dunkelheit gab es noch jede Menge zu tun.

40. Kapitel
    N achdem wir drei Stunden gearbeitet hatten, begann ich, Sachen fallenzulassen, auf ebenem Boden zu stolpern und in Leute reinzulaufen, weil ich nicht mehr aufpasste, wo ich langlief.
    „Das reicht jetzt, Harry, du gehst eine Runde schlafen!“, befahl Georgia streng. „Dein Schlafsack liegt in der Hütte.“
    „Nee, ist schon in Ordnung“, wehrte ich ab.
    „Harry! Wenn dir was passiert, haben wir niemanden mehr, den wir kennen und der sich um uns kümmert. Du musst dich später konzentrieren können. Leg dich gefälligst schlafen!“
    Schlafen legen klang wunderbar, nur meldete mein Mund ganz ohne mein Zutun Protest an: „Wir müssen doch noch den ...“
    Will, der sich lautlos von hinten an mich angeschlichen hatte, packte meinen Arm und drehte ihn mir auf den Rücken. Sanft zwar, aber doch mit fühlbar geübtem, festem Griff. Das tat noch nicht einmal weh – bis er sich sachte von hinten gegen mich lehnte und ich losgehen musste, dem

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