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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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entstehenden Druck nachgebend. „Du hast gehört, was die Dame gesagt hat!“, sagte er. „Den Rest erledigen wir ohne dich. Wir wecken dich, wenn es los geht.“
    Mit einem verächtlichen Schnauben verdrehte ich den Oberkörper, brachte Will mit einem Hüftschwung aus dem Gleichgewicht und war wieder frei. Will hätte mich auch weiter festhalten und mir den Arm brechen können, was er dann jedoch hübsch bleiben ließ. „Schon gut, schon gut!“, sagte ich. „Ich gehe ja schon!“
    Ich schleppte mich in die Hütte, wo mehrere Isomatten und Schlafsäcke lagen, und klappte auf einem der Schlafsäcke zusammen.
    Als Will mich vier Stunden später wachrüttelte, lag ich noch genauso da, wie ich mich hingelegt hatte. Von Westen sickerte das Licht des späten Nachmittags durch die leeren Fensteröffnungen. Morgan lag auf einem Schlafplatz, den wir ihm mit Hilfe der Schaumstoffmatratzen aus der Wasserkäfer halbwegs bequem hergerichtet hatten. Seine Augen waren geschlossen, er atmete gleichmäßig. Höchstwahrscheinlich hatte Will ihn vom Ponton hochgeschleppt.
    „Okay“, murmelte ich schlaftrunken. „Ich bin wach.“
    „Georgia läuft unten am Strand Patrouille. Sie sagt, ein Boot kommt.“
    Sofort schlug mein Herz schneller, und mein Magen meldete sich. Ich schloss einen Moment lang die Augen und versuchte, Ruhe in meine Gedanken zu bringen, indem ich mir einen friedlichen, sonnenbeschienenen Strand auf einer tropischen Insel vorstellte. Leider drängten sich immer wieder gestaltwandelnde Zombie-Vampire mit Mündern in den Händen ins Bild.
    „Die Meditation kann ich wohl knicken!“ Immer noch müde stand ich auf und sammelte meine Sachen zusammen. „Aus welcher Richtung kommt das Boot?“
    „Westen.“
    „Um durch das Riff fahren zu können, müssen sie erst noch um ein Drittel der Insel rum.“ Ich gähnte. „Wo ist Georgia?“
    Kaum hatte ich die Frage gestellt, da kratzten draußen schon Krallen die feste Erde auf, und in der Tür tauchte ein großer, lohfarbener Wolf auf. Georgia setzte sich hin und sah mich mit aufgestellten Ohren an.
    „Gut gemacht!“, begrüßte ich sie. „Wo ist Molly?“
    „Hier.“ Auch Molly kam in die Hütte, in der Hand einen ungefähr vier Zentimeter dicken und dreißig Zentimeter langen Kristall aus weißem Quarz.
    „Mach dich an die Arbeit, Grashüpfer. Nimm den Kristall, wenn es heikel wird, warte damit nicht zu lange – und viel Glück.“
    Molly nickte mir zu, ging mit ernster Miene hinüber zu Morgan, nahm seine rechte Hand, runzelte konzentriert die Stirn – und dann waren die beiden hinter einem ihrer wunderbaren Schleier verschwunden. „Gott sei mit dir, Harry“, erklang ihre Stimme aus dem Nirgendwo.
    „Jetzt bist du dran, Will“, sagte ich. „Zieh das Partyoutfit an.“ Als ich mich umdrehte, war der junge Mann verschwunden, und statt seiner hockte ein kräftiger Wolf mit dunklem Fell neben einem Kleiderhaufen.
    Ich überprüfte noch einmal meine Ausrüstung, sah nach, ob meine Schnürsenkel anständig verknotet waren – und begriff, dass ich mir etwas vormachte. Nachzusehen, ob man auch wirklich bereit war und zur Tat schreiten konnte, war eine Sache, etwas Unvermeidliches hinauszuschieben eine andere. Ich hatte die feine Grenze zwischen beidem überschritten. Also ließ ich die Schnürsenkel Schnürsenkel sein, richtete mich auf, nickte in die Runde und steuerte die Hüttentür an. „Gehen wir, Leute. Die Party scheint zu steigen.“
    ***
    Draußen über dem großen See wurde es langsam immer dunkler. Was Dämmerung war, begriff man erst, wenn man sich weit von den Lichtern einer Großstadt oder überhaupt einer Stadt entfernt hatte. Die moderne Zivilisation sorgte auch während der dunklen Stunden überall für Licht, wir konnten darin baden: hell erleuchtete Reklametafeln, Straßenlaternen, Autoscheinwerfer, die Lichter der Flugzeuge, Girlanden aus Neonleuchten, Lichter in Geschäften und Wohnungen, Flutlicht, das von unten den Himmel anstrahlte. All diese Lichter waren so sehr Teil unseres täglichen Lebens geworden, dass die Dunkelheit der Nacht als Faktor in unserem alltäglichen Denken kaum noch eine Rolle spielte. Wenn wir jemanden verhöhnen wollten, so unterstellten wir ihm, sich im Dunkeln zu fürchten – dabei arbeiteten wir gleichzeitig mit Feuereifer daran, unser eigenes Licht heller, energieeffizienter, billiger und langlebiger zu machen.
    Die Nacht barg große Kraft, Dunkelheit verhieß uns Schrecken. Daran erinnerten wir uns auch

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