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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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nur, was auf sie zukam. Ohne den Vorteil, den ich mir für diese Auseinandersetzung verschafft hatte, nahmen beide Gruppen nur vage eine Bedrohung wahr, und hörten es im Dunkel ein bisschen jaulen, mehr nicht. Bis ein Rückzug nicht mehr in Frage kam.
    Uns blieb nur eins.
    Wir mussten angreifen.
    Das Heulen der grauen Männer kam näher.
    Ich hob meinen Stab, warf Ebenezar einen verzweifelten Blick zu und trat vor. „Wir sind umzingelt! Wir müssen uns einen Weg nach vorn bahnen, das ist unsere einzige Chance! Mir nach!“
    Lara und ihre Schwestern sahen mich verdutzt an. Die Wächter auch – aber zu denen drang die Furcht auf meinem Gesicht, in meiner Stimme durch. Wenn ein Mensch Angst zeigt, dann tendieren andere Menschen in seiner Umgebung dazu, sich anstecken zu lasen. Reine Psychologie. Die Blicke der Wächter richteten sich umgehend auf die ehrwürdige Mai.
    Ich lief los, winkte den anderen zu, mir zu folgen. Ebenezar schloss sich als Erster an. „Ihr habt gehört, was der Mann gesagt hat!“, rief er mit donnernder Stimme. „Wächter, auf geht’s!“
    Erst dieser Schrei brach endgültig die Dämme. Die Wächter stürmten vor, um sich uns anzuschließen.
    Lara zögerte noch eine halbe Sekunde, ehe auch sie sich in Bewegung setzte, ihre Schwestern mit sich ziehend. „Los!“, rief sie. „Los!“ Die Vampirinnen hielten problemlos mit uns Schritt, liefen so anmutig und leicht, dass ihre Füße unmöglich Spuren hinterlassen konnten.
    Ich riskierte im Laufen einen Blick zurück. Die ehrwürdige Mai hatte sich dem ekelhaften roten Glanz zugewandt, der aus dem Wald im Süden drang. „Magier Lauscht-dem-Wind? Wir sehen zu, ob wir die da im Wald nicht aufhalten können!“
    Indianerjoe stellte sich neben sie. Die beiden alten Magier bündelten leise murmelnd ihren Willen.
    Ich befragte Dämonenwind nach dem besten Weg hin zum Feind, senkte den Kopf und stürmte auf die Dämonen zu, die gekommen waren, uns zu töten. Wächter und Vampirinnen rannten Seite an Seite neben mir her.

42. Kapitel
    A drenalin stellt mit unserem Kopf sonderbare Dinge an. Oft hört man, dass einem bei einem Adrenalinstoß alles viel langsamer vorkommt, aber das trifft es eigentlich nicht. Nichts wird langsamer, das Hirn geht nur mit der vorhandenen Zeit effektiver um, man kriegt in dem gegebenen Zeitraum mehr Denkarbeit unter. Oder es scheint einem zumindest so: Leider handelt es sich hierbei um eine Illusion, die auch wieder vergeht.
    Ich zum Bespiel nahm mir die Zeit, über Adrenalin und Zeitgefühl zu sinnieren, während ich nächtens in vollem Sprint durch den Wald rannte. Deshalb bewegten sich meine Arme und Beine faktisch nicht schneller, oder? Blieb nur noch die Frage, warum ich zehn Meter vor allen anderen lag, einschließlich den Vampirinnen.
    Im Dunkeln hinter mir hörte ich jemanden fluchend über eine Baumwurzel stolpern. Ich strauchelte kein einziges Mal. Nicht, dass ich nun plötzlich geschickter oder anmutiger geworden wäre: Ich wusste einfach, wo ich meine Füße hinzusetzen hatte, als täte ich jeden Schritt auf einem Pfad, den ich schon so oft gegangen war, dass sich jedes Detail fest in das Gedächtnis meiner Muskeln eingegraben hatte. Ich wusste, wann ich mich zu ducken hatte, um Kollisionen mit tiefhängenden Ästen zu vermeiden, ich wusste, wann ich einen Sprung machen musste, um einem Baumstamm auszuweichen und wann ich meine Schritte verkürzen musste, um beim Sprung über ein Loch im Boden mein gutes Bein zum Absprung parat zu haben. Selbst Lara hatte Mühe, mit mir Schritt zu halten, wobei sie recht gut aufgeschlossen hatte und nur noch zwei, drei Meter hinter mir lag. Ihre blasse Haut schien in der Dunkelheit zu leuchten.
    Die ganze Zeit galt es außerdem noch, nur nicht die Übersicht über den Feind zu verlieren, was nicht einfach war, denn in meinem Kopf befand sich keine detailgetreue Landkarte der Insel mit glühenden Punkten darauf, die die Stellungen unsere Gegner markierten. Solange ich mich darauf konzentrierte, sie im Auge zu behalten, wussteich, dass sie da waren und auch wo, aber ihre Anzahl wuchs ständig. Sie alle im Blick zu behalten wurde immer problematischer.
    Als wir uns der ersten der feindlichen Gruppen bis auf vierzig Meter genähert hatten, stieß ich einen Pfiff aus. „Da vor mir, Toot!“, schrie ich. „Los!“
    Unmengen Feuerwerkskörper wasserdicht in Plastik zu verpacken war eine Heidenarbeit und wahrlich kein Vergnügen gewesen, und es hatte auch keinen großen Spaß gemacht,

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