Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
darüber, wie sehr.
Rashid legte mir die Hand auf die Schulter. „Das alles tut mir leid“, sagte er. „Aber ich dachte, Sie verdienen, es zu erfahren.“
„Sicher.“ Ich räusperte mich. „Ich sollte Ihnen wohl dankbar sein. Danke also.“ Fast gegen meinen Willen stieß ich ein bitteres, kurzes Lachen aus.
Der Torwächter legte den Kopf schräg.
Zeit für einen Themenwechsel. „Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, warum beim Mord an LaFortier von keiner Seite aus Magie im Spiel war“, hob ich an.
„Zu welchem Schluss sind Sie gekommen?“
„Man kann keine Magie einsetzten, ohne mit dem Herzen dabei zu sein“, sagte ich. „Ein Teil von Luccios Bewusstsein muss letztlich doch erkannt haben, dass es falsch war, LaFortier zu ermorden. Also griff sie zum Messer. Morgan konnte ebenso wenig mit Magie gegen ein rechtmäßig Dienst tuendes Mitglied des Ältestenrats oder seine Oberbefehlshaberin vorgehen, wie er es geschafft hätte, sich bei mir für die Behandlung zu entschuldigen, die er mir fast mein ganzes Leben lang hat zuteil werden lassen, und LaFortier hat mit Anastasias Angriff nicht gerechnet, er hat ihn nicht kommen sehen. Wahrscheinlich starb er vollkommen verdattert, hatte nie die Gelegenheit, einen Zauber zu wirken.“ Ich sah in das Gesicht des Torwächters. „Es gab also keinen gewichtigen, obskuren, geheimnisvollen Grund für das Fehlen jeglicher Magie in diesem Zimmer. Es lag nur daran, dass alle Beteiligten Menschen waren.“
„Meiner Erfahrung nach ist der Mensch an sich schon Rätsel genug“, ergänzte Rashid.
***
Ebenezar tauchte auf, als ich meine Sachen zusammensuchte, um die Krankenstation zu verlassen und nach Hause zurückzukehren. „Hoss!“, begrüße er mich ruhig. „Ich dachte, ich bringe dich heim.“
„Das ist nett.“ Mouse hatte ich mit Molly vorgeschickt, und es war immer gut, auf den Wegen nicht allein zu sein. Wir machten uns also auf, erst einmal durch die Tunnel, die mir inzwischen gehörig auf den Wecker fielen. Nicht, dass ich unter Platzangst gelitten hätte, aber um das Leben im Hauptquartier des Weißen Rats zu genießen, musste man im Grunde ein Maulwurf sein.
Wir waren noch nicht weit gekommen, als mir auffiel, dass Ebenezar einen Umweg einschlug, der uns durch überwiegend dunkle, nie benutzte Tunnel führte. Damit wir sehen konnten, wohin wir traten, hatte er ein schwaches, purpurrotes Licht in seinen Stab gerufen, in einer Farbe, die hier unten am wenigsten auffallen würde.
„Heute haben sie LaFortiers Sitz im Ältestenrat neu besetzt“, sagte mein alter Mentor, als wir schon eine ganze Weile unterwegs waren.
„Klaus der Spielzeugmacher?“, fragte ich.
„Nein.“ Ebenezar schüttelte langsam den Kopf. „Klaus hat es nicht direkt gesagt, aber ich hege den Verdacht, der Merlin hat ihn gebeten, eine Berufung abzulehnen. Gregori Christos hat den Sitz bekommen.“
Ich runzelte die Stirn. Die Sitze im Ältestenrat wurden nach Dienstalter vergeben. Wer die meisten Dienstjahre im Rat auf dem Buckel hatte, dem offerierte man die nächste freiwerdende Stelle in der Führungsriege, allerdings stand nirgendwo geschrieben, ob ein Magier die ihm angebotene Position auch annehmen musste. „Wer zum Teufel ist das? Der steht noch nicht einmal auf der Liste der Nachrücker.“
Ebenezar verzog das Gesicht. „Ja! Er ist Grieche und ein unerträglicher Schweinehund, wenn du mich fragst. Hat die letzten zweihundert Jahre praktisch überall in Südasien gelebt und sich im Kampf gegen diesen Rakshasa-Radscha hervorgetan, den der Rat jüngst angezettelt hat.“
„Ich erinnere mich“, sagte ich. „Soll ziemlich wild hergegangen sein. Auch reichlich verrückt.“
Ebenezar grunzte. „Er war LaFortiers Protegé.“
Das musste ich erst einmal sacken lassen: Wo war da die Logik? „Ich dachte, diese Fraktion wäre jetzt befriedigt?“
„Von jemandem, der Macht will, kann man sich nicht freikaufen“, sagte Ebenezar. „Der nimmt, was er kriegt, und kommt immer wieder von Neuem an. Christos hat dem Merlin ziemlich unverblümt mitgeteilt, dass er und seine Verbündeten aus dem Rat ausscheiden, wenn er den Platz nicht bekommt.“
„Himmel!“, flüsterte ich.
Ebenezar nickte. „Da könnten wir doch gleich dem Roten Hof die Schlüssel zu unseren Toren geben, damit die uns ganz bequem im Schlaf umbringen können! So sterben wenigstens nicht auch noch Unbeteiligte.“
„Der Merlin hat sich also auf einen Deal eingelassen?“
„Im blieb keine
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