Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
wusste es nicht. Eins wusste ich allerdings: Mir wäre es wesentlich lieber gewesen, wenn die Machtstrukturen der übersinnlichen Welt nichtsolche Ähnlichkeiten mit denen an einer Highschool aufgewiesen hätten.
Die Ermittler des Rates arbeiteten zwar langsamer als Lara, gelangten aber letztlich, was das Geld auf Morgans Konto betraf, zu den gleichen Ergebnissen, mit denen der Rat den Weißen Hof prompt konfrontierte.
Lara schickte ihnen die Köpfe der Verantwortlichen – das ist jetzt wortwörtlich zu nehmen, Lara schaffte es wirklich, aus den Leichen ihres Managers und ihrer Kusine noch das Beste rauszuholen. Außerdem teilte sie dem Rat mit, er dürfe das Geld behalten und möge diese Zahlung bitte als Entschuldigung ansehen. Fast sechs Millionen Dollar in bar – damit ließ sich eine Menge Öl kaufen, um stürmische Wogen zu glätten.
Peabodys Hirn zierte jetzt zwar die Wände eines kleinen Rattenlochs im Niemalsland, aber der Mann hatte vor seinem Abgang jede Menge Schaden angerichtet. Für den Weißen Rat brach mal wieder eine Ära der Paranoia an.
Der Merlin, der Torwächter und Indianerjoe beschäftigten sich mit dem Ausmaß von Peabodys parapsychologischer Infiltration. Das Schlimmste, was der Mann angerichtet hatte, war in mancherlei Hinsicht am einfachsten zu regeln: Beinahe jeder Wächter unter fünfzig war mit einen Befehl ausgestattet, der ihn bei einem bestimmten Stichwort in Trance verfallen ließ. Die Beeinflussung war so geschickt und unterschwellig vonstatten gegangen, dass dieser Zauber sich nur schwer finden ließ, obwohl ja Meistermagier danach suchten und eigentlich auch wussten, wo sie ihn finden würden. Aber unter dem Strich handelte es sich um ein klar umrissenes Problem.
Ebenezar erzählte mir später, dass Peabody einige der jungen Magier zusätzlich mit einer weiteren Menge ziemlich feindseliger parapsychologischer Software ausgestattet hatte. Das herauszufinden war recht schwierig gewesen, denn eigentlich war es für einen Magier schier unmöglich, genau zu wissen, was ein anderer Magier getan hatte. Einige andere, Luccio zum Beispiel, hatten wohl als metaphysische Selbstmordattentäter agieren sollen. Diese Art Schaden ließ sich nur äußerst schwer beheben, wobei der Prozess für die Betroffenen sehr qualvoll war und das Ergebnis sich nicht vollständig vorhersehen ließ. Einigen Wächtern stand wohl ein langer, aufreibender Sommer und ein nicht minder langer, aufreibender Herbst bevor. Darüber hinaus hatte der Rat innerhalb weniger Wochen Pflichtkurse in parapsychologischer Selbstverteidigung auf die Beine gestellt.
Meiner Meinung nach war die Lage jedoch für die Mitglieder des Ältestenrats ungleich schwieriger als für die gewöhnlichen Ratsmitglieder. Sie alle, davon musste man nun wohl ausgehen, waren auf sehr subtile Art und Weise manipuliert worden und mussten von daher sämtliche in den letzten Jahren getroffene Entscheidungen noch einmal durchgehen, um sicher sein zu können, dass sie diese auch wirklich allein getroffen hatten und nicht von außen dazu gedrängt worden waren. Sie mussten sich fragen, ob all ihre Handlungen von ihnen selbst ausgegangen waren, ob bestimmte Vorgehensweisen und Dekrete auch tatsächlich natürlich entstanden waren. Die Berührung durch Peabody war im Fall dieser Magier so schwach gewesen, dass sie keine andauernden, sichtbaren Spuren hinterlassen hatte. Ein Alptraum für jeden auch nur halbwegs mit einem Gewissen gesegneten Menschen – vor allem angesichts der Tatsache, dass diese Magier den Rat in den vergangenen Jahren ja oft gerade in Kriegszeiten beraten und angeführt hatten.
Wie es wohl wäre, müsste ich alles, alles, was ich in den letzten acht Jahren getan hatte, hinterfragen?
Nein, der Ältestenrat war nicht zu beneiden, ich hätte um nichts in der Welt mit ihm tauschen mögen.
***
Ich lag eine Woche lang auf der Krankenstation. McCoy, Ramirez und Molly kamen mich besuchen, Mouse blieb die ganze Zeit neben meinem Bett, und niemand versuchte, ihn von dort fortzubewegen. Lauscht-dem-Wind, mehr oder weniger mein behandelnder Arzt, war auch oft anwesend, und ein paar der jungen Wächter, an deren Ausbildung ich mitgewirkt hatte, kamen auf einen Plausch bei mir vorbei, wobei sie alle recht nervös wirkten.
Anastasia besuchte mich nie, obwohl Lauscht-dem-Wind zu berichten wusste, dass sie, während ich schlief, auf der Station erschienen war, um sich nach mir zu erkundigen.
Der Torwächter kam mitten in der Nacht zu
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