Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
Vom Netzwerk:
Besuch. Als ich erwachte, hatte er bereits eine Art akustischer Schutzwand um uns errichtet, die sicherstellte, dass wir unsere Unterhaltung ungestört und ganz privat führen konnten und dafür sorgte, dass unsere Stimmen in etwa so klangen, als hätten wir uns riesige Blecheimer über den Kopf gestülpt.
    „Wie fühlen Sie sich?“, fragte er leise.
    Ich wies auf mein Gesicht, aus dem die Verbände inzwischen verschwunden waren. Meinem Auge ging es, ganz wie Lauscht-dem-Wind versprochen hatte, gut, nur zierten mich zwei wunderhübsche neue Narben: eine, die senkrecht durch die rechte Braue verlief, das Auge übersprang und sich darunter noch zwei oder drei Zentimeter weit über den Wangenkochen hinzog und eine, die meine Unterlippe spaltete, um danach in einem leichten Winkel das Kinn hinunter zu verlaufen. „Wie seinerzeit Harrison Ford“, sagte ich. „Schmisse und Schönheitsflecken. Die Mädchen werden Schlange stehen.“
    Der Spruch entrang ihm nicht einmal ein müdes Lächeln. Rashid betrachtete angelegentlich seine Hände. „Ich habe mit den Wächtern und dem Verwaltungspersonal gearbeitet, in deren Köpfe Peabody eingedrungen war.“
    „Ich hörte davon.“
    „Wie es scheint ...“ Er wählte seine Worte sehr sorgsam. „Wie es scheint, war die parapsychologische Störung bei Anastasia besonders schwerwiegend. Ich habe mich gefragt, ob Sie dazu vielleicht irgendwelche Theorien beisteuern könnten.“
    Ich beobachtete eine Weile die gegenüberliegende Wand. „Schickt der Merlin Sie?“
    Rashid schüttelte ernst den Kopf. „Ich bin der Einzige, der davon weiß und der je davon erfahren wird.“
    Ich dachte einen Augenblick lang schweigend nach. „Würden Theorien meinerseits irgendetwas an Ihrer Behandlungsstrategie ändern?“, fragte ich schließlich.
    „Eventuell. Wenn mir die Theorie einleuchtet, verschafft sie mir möglicherweise Erkenntnisse, wie ich Luccio schneller und gefahrloser heilen kann.“
    „Versprechen Sie, dass alles, was wir hier reden, unter uns bleibt“, drängte ich – eine Bitte war das nicht.
    „Versprochen.“
    „Morgan hat mir etwas berichtet, ehe er starb. Als er in LaFortiers Stube zu sich kam, hielt Luccio die Mordwaffe in der Hand.“ Ich berichtete ihm alles, was ich in jener Nacht von Morgan erfahren hatte.
    Jetzt war der Torwächter an der Reihe, die gegenüberliegende Wand anzustarren. Was ihm durch den Kopf ging, vermochte ich nicht zu erkennen. „Er hat versucht, sie zu schützen.“
    „Höchstwahrscheinlich bildete er sich ein, der Rat könnte etwas Hirnrissiges unternehmen. Eine Unschuldige zum Tode verurteilen, zum Beispiel.“
    Er schloss einen Moment lang gequält die Augen, ehe er mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand sein Herz, den Mund und die Stirn berührte. „Das erklärt einiges.“
    „Zum Beispiel?“
    Er hob die Hand. „Gleich. Ich hatte ja erwähnt, dass der Schaden bei Anastasia sehr ausgedehnt ist. Nicht in der Frage ihrer Gewaltbereitschaft – sie zu Gewaltanwendung zu überreden dürfte verhältnismäßig einfach gewesen sein. Ich glaube, man hat gewaltsam in ihre emotionalen Prädispositionen eingegriffen.“
    „Emotionale Prädispositionen? Damit meinen Sie ... Anastasia und mich?“
    „Ja.“
    „Weil sie es eigentlich grundsätzlich immer wichtig fand, emotional Abstand zu halten“, flüsterte ich. „Bis vor Kurzem.“
    „Ja“, sagte er.
    „Sie ... hat sich nie etwas aus mir gemacht.“
    Rashid zuckte die Achseln. „Es muss etwas vorhanden gewesen sein, auf dem sich aufbauen ließ. Möglich, dass Anastasia Sie mochte und sich daraus im Laufe der Zeit langsam etwas hätte entwickeln können. Aber primär wurde diese Beziehung erzwungen.“
    „Wer tut denn so etwas?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wer es getan hat ist ja klar, ich wüsste nur gern, warum.“
    „Vielleicht, um Sie unter Beobachtung zu halten“, erwiderte der Torwächter. „Eventuell, um einen Aktivposten zur Hand zu haben, falls es angebracht schien, Sie auszuschalten. Immerhin waren Sie so ziemlich der einzige jüngere Wächter, den Peabody nicht ausbeuten konnte, weil Sie sich nie im Hautquartier aufhielten. Außerdem sind Sie höchstwahrscheinlich der talentierteste und mächtigste Magier Ihrer Generation und die anderen jungen Wächter haben in der Mehrheit gern mit Ihnen zu tun. Es bestand also die Gefahr, dass Ihnen etwas auffallen könnte. Sie stellten alles in allem für den Feind eine Bedrohung dar.“
    Mir wurde leicht schwummerig.

Weitere Kostenlose Bücher