Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
sie und gab mir die Flasche (da er wusste, dass ich nur selten Bier aus dem Glas trank), und ich prostete ihm zu, bevor ich trank.
„Ziemlich früh dafür, oder?“, fragte Vadderung.
„Ich rieche den Whiskey in deiner Tasse bis hier“, sagte ich und hob meine Flasche.
Er grinste, prostete mir mit seiner Kaffeetasse zu und trank einen großen Schluck, als ich mehr Ale schluckte. Dann setzten wir unsere Getränke ab.
„Was brauchst du?“, fragte Vadderung.
„Rat“, sagte ich. „Wenn der Preis stimmt.“
„Was, denkst du, ist ein angemessener Preis?“
„Lucy berechnet einen Nickel.“
„Ah“, sagte Vadderung. „Aber Lucy ist Psychiaterin. Du merkst, dass du gerade Charlie Browns Rolle mit dir besetzt hast.“
„Autsch“, sagte ich.
Vadderung schmunzelte. „Ich sehe, dass Du, dort wo du warst, einsam warst.“
„Warum sagst du das?“
„Die Scherze. Das Gerede. Unnötige Gefährten. Viele würden sagen, jetzt sei die Zeit für schnelles, energisches Handeln. Aber du hast kostbare Zeit damit verbracht, dich wieder mit deinen Verbündeten in Verbindung zu setzen.“ Er neigte den Kopf. „Wenn du ein so dringendes Bedürfnis danach hast, kann ich davon ausgehen, dass du die letzte Zeit abseits solcher Gesellschaft verbracht hast. Erscheint dir das einleuchtend?“
„Arctis Tor ist kein besonders toller Ferienort“, sagte ich.
„Nein? Was dann?“
Ich kniff die Augen zusammen. „Warte. Versuchst du, mich zu therapieren?“
Er nippte an seinem Kaffee. „Wieso stellst du mir diese Frage?“
„Weil du mir Fragen stellst“, sagte ich. „Der Witz geht auf deine Kosten, Lucy. Ich habe keinen Nickel.“ Ich musterte meine Flasche. „Ich habe Zeit für Heiterkeit. Aber nicht für Spielchen.“
Vadderung stellte seine Kaffeetasse ab und breitete die Hände aus. „Ich arbeite nicht umsonst“, sagte er.
„Ich habe Zeit meines Lebens nicht genug Geld verdient, um deinen Preis zu zahlen“, sagte ich. „Aber du brauchst kein Geld.“
Er wartete.
„Ich wäre dir etwas schuldig“, sagte ich.
Das schien ihn sehr zu amüsieren. Fältchen erschienen in den Ecken seiner Augen. „Angesichts der Größe deines Talentes im Feindemachen wirst du hoffentlich verstehen, dass ich deinem Angebot keine langfristige Gültigkeit beimesse.“
Ich lächelte und trank einen Schluck Bier. „Aber es ist ein paar Minuten deiner Zeit wert – sonst wärst du gar nicht erst hergekommen.“
Das rief ein kurzes, belustigtes Lächeln hervor. „Ich akzeptiere dein Angebot eines Gefallens – und eines Nickels.“
„Ich sagte schon, ich habe keinen Nickel.“
Er nickte ernst. „Was hast du dann?“
Ich durchwühlte meine Taschen und brachte die juwelenbesetzten Manschettenknöpfe meines Fracks zum Vorschein. Ich zeigte sie ihm.
„Die sind kein Nickel“, sagte er nüchtern. Er beugte sich erneut vor, wie schon einen Augenblick zuvor, und sagte langsam: „Was hast du?“
Ich starrte ihn einen Augenblick an. Dann sagte ich: „Freunde.“
Er lehnte sich zurück, sein blaues Auge war so hell, dass es fast Funken sprühte.
„Thomas“, rief ich. „Ich brauche einen Nickel.“
„Was?“, fragte Thomas. „In bar?“
„Ja.“
Thomas griff in die Tasche und zog einen Haufen Plastikkarten hervor. Er breitete sie aus und zeigte sie mir. „Was ist damit?“
„Die sind kein Nickel“, sagte ich.
„Oh, um Himmels Willen.“ Molly seufzte. Sie griff in eine Tasche und zog etwas hervor, das der Münzbörse einer alten Dame glich. Dann schnippte sie mir einen Nickel zu.
Ich fing ihn. „Danke. Du wurdest zum Lakaien befördert.“
Sie rollte die Augen. „Heil, Ming.“
Ich schob den Nickel über die Bar Vadderung zu. „Hier.“
Er nickte. „Erzähl.“
„Gut“, sagte ich. „ Ä hm. Es geht um Zeit.“
„Nein“, sagte er, „es geht um deine Insel.“
Ich sah ihn misstrauisch an. „Was meinst du?“
„Was ich meine“, sagte er, „ist, dass ich von deiner Insel weiß. Ich weiß, woher sie kam. Ich weiß, was sie tut. Ich weiß, was darunter liegt.“
„ Ä h“, sagte ich. „Oh.“
„Ich bin mir darüber im Klaren, wie wichtig es ist, dass die Insel gut geführt wird. Die meisten Leute, die zu deiner Party in Mexiko kamen, sind das.“
Er meinte den Grauen Rat. Vadderung war Teil davon. Er bestand aus einer Gruppe von Leuten, zum Großteil Magier des Weißen Rates, die sich im Versuch zusammengeschlossen hatten, den Weißen Rat zu retten, der wohl kurz vor dem Kollaps
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