Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
Lieben. Bring sie an einen ruhigen, sicheren Ort. Bleib dort. Dir wird nichts geschehen.“
„Der Plan könnte meiner Chefin missfallen“, sagte ich.
„Nach heute Nacht wird Mab für niemanden mehr ein Problem darstellen.“
Ich wollte etwas Krasses, Cooles sagen, aber …
Meine Lieben irgendwo hinbringen. Maggie wegbringen. In Sicherheit. Irgendwohin, wo es weder verrückte Königinnen noch wahnsinnige Sidhe gab. Aus dieser ganzen undankbaren, schmerzhaften, widerlichen Nummer rauskommen. Magie war auch nicht mehr das, was sie mal gewesen war. Noch wenige Jahre zuvor hatte ich geglaubt, es sei eine stressige Woche, wenn mich jemand bat, einen entlaufenen Hund oder einen verlegten Ehering zu finden. Es war schrecklich langweilig gewesen. Ich hatte jede Menge Freizeit gehabt. Ich war nicht reich gewesen, aber ich hatte mir ausreichend Lesestoff kaufen können und nie gehungert. Niemand hatte je versucht, mich umzubringen oder mich aufgefordert, eine furchtbare Entscheidung zu treffen. Nie.
Man wusste nie zu schätzen, was man hatte, ehe man es verlor.
Ruhe und Frieden im Kreise seiner Lieben. Wollte das nicht jeder?
Ach Scheiße.
Der Außerweltliche würde vermutlich ohnehin nicht zu seinem Wort stehen, und eine Option hatte ich noch.
Man hatte mich gewarnt, die Macht der Quelle nicht zu verwenden. Aber …
Was hatte ich denn sonst noch?
In diesem Moment hätte ich vermutlich eine Riesendummheit begangen, wäre die Luft nicht plötzlich von einem Höllenlärm erfüllt gewesen. Zwei laute, schreckliche Knirschgeräusche, gefolgt von einem einzelnen, kurzen, scharfen Donnerknall. Diese Abfolge wiederholte sich immer wieder. Knirsch, knirsch, knall. Knirsch, knirsch, knall.
Nein, Moment. Dieses Lied kannte ich.
Es klang eher wie „bumm, bumm, klatsch. bumm, bumm, klatsch.“
Was hatte ich sonst noch?
Ich hatte Freunde.
Ich schaute zu Haifresse auf, dessen Blick über die Seeoberfläche schweifte, während sein Gesichtsausdruck seltsam verzerrt war.
Ich grinste breit und sagte: „Das hast du nicht kommen sehen, oder?“
bumm, bumm, klatsch!
bumm, bumm, klatsch!
Es war ein Remix des Songs, denn danach kam direkt der Refrain, klare, menschliche Stimmen, laut genug, um die Erde erzittern zu lassen – und ich hob die Arme und sang mit.
„Singin‘ we will, we will rock you!“
Der Halloweenhimmel zerbarst in scharlachrote und blaue Lichtblitze, weiße Laserstrahlen und allgegenwärtiges viridiangrünes Flackern, aus denen sich zufällige, flackernde Impressionen von Gegenständen und Gesichtern bildeten, die den Himmel mit Licht erfüllten, das im Takt der Musik pulsierte.
Dazu barst die Wasserkäfer , das ganze gottverdammte Schiff, unter einem Schleier hervor, der sie, das Wasser, das sie verdrängte und jedes Geräusch, das sie erzeugte nicht nur für mich, sondern auch für eine kleine Armee anderweltlicher Monstrositäten und ihren großen, bösen Wandlergeneral unwahrnehmbar gemacht hatte.
Der Wandler stieß ein weiteres erzürntes Kreischen aus, und die frenetische Lichtexplosion am Himmel verzerrte seine hässlichen Züge noch mehr. Für mehr Reaktion blieb ihm keine Zeit – die Wasserkäfer rammte in voller Fahrt den letzten Frachtkahn.
Der Unterschied in der Masse der beiden Schiffe war beträchtlich – doch dies war anders als beim Zusammenprall des anderen Frachtkahns mit meinem Eisberg. Zum einen lag er fast völlig still, weil er gerade erst begonnen hatte, wieder Fahrt aufzunehmen. Zum anderen rammte die Wasserkäfer ihn nicht von vorn. Sie traf den Frachtkahn vielmehr weit vorn am Bug in die Seite. Da der Frachter keine zehn Meter mehr vom Auflaufen am Ufer Dämonenwinds entfernt war, rammte die Wasserkäfer seinen Bug brutal beiseite und verhinderte so den Kontakt mit der von der Insel wegführenden Ley-Linie.
Ich hörte die Kollision nicht, so laut dröhnte Queens größter Hit, aber auf beiden Seiten schleuderte der Aufprall Dinge durch die Gegend – auf der Käfer mehr als auf dem Frachtkahn. Der schlingerte wie betäubt, sein Bug zeigte vom Strand weg, und er präsentierte der Insel seine Breitseite, während die Wasserkäfer wie trunken heftig von ihm abprallte und mit schwerer Schlagseite im seichten Gewässer auf Grund lief.
Mac und Molly standen am Steuerrad. Sie war fast von Bord geschleudert worden, aber Mac hatte meinen Lehrling um die Hüfte gefasst und verhindert, dass sie eine Flugstunde nahm. Ich war nicht sicher, ob sie es überhaupt bemerkt hatte. Ihr
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