Harry Potter - Der siebte Horkrux
schwieg.
Kapitel 30: Der verschlossene Raum
Harrys Welt wirbelte einen Augenblick um ihn herum, bevor sich eine kühle Ruhe über ihn legte. Er fühlte sich, als treibe er – langsam in einer Blase in die Luft schwebend, willkürlich schwankend, doch aufwärts strebend. Er fühlte innere Ruhe und entfernte sich von allen anderen im Raum. Er konnte sehen, wie Ginny seinen gebrochenen Körper wiegte, weinte und ihn anflehte, aufzuwachen, doch er spürte kein Verlangen, ihrem Wunsch zu folgen. Er war nicht ganz sicher, ob er es überhaupt konnte.
Er konnte den toten Körper von Tom Riddle in der Nähe liegen sehen, die leblosen Augen immer noch geöffnet und leer nach vorn starrend. Die Augen waren nicht länger rot, sondern bräunlich. Harry bemerkte leidenschaftslos, dass Riddles Haar grau geworden war, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er erwartete halb, dass die Gestalt aufspringen oder blinzeln würde oder die Augen sich wieder rot färben würden. Sein Magen tat einen unangenehmen Satz. Harry wandte sich ab.
Er sah, wie Hermine sich um einen bewusstlosen Ron kümmerte, doch sie blickte bei Ginnys schrillem Schrei auf. Er konnte sehen, dass Hermines Lippen sich bewegten, und wusste, dass sie mit ihm redete, doch er konnte ihre Worte nicht hören. Nichts davon interessierte ihn, während er ziellos durch die Luft driftete. Nicht einmal der Anblick des alten Schleiers hoch auf seinem Podest, derselbe Schleier, der so viele seiner Alpträume erfüllt hatte, erregte irgendeine Emotion in ihm.
Er schwebte an Draco vorbei, der auf dem Boden lag – noch immer erstarrt – mit dem Chaos von Eingeweiden, die obszön neben ihm angehäuft waren. Kühl bemerkte Harry, dass Dracos Augen geschlossen waren, beinahe als könnte er nicht ertragen, zu sehen, was mit ihm passiert war, und sich stattdessen für Bewusstlosigkeit entschieden hätte. Harry fand es seltsam, dass derjenige, der tatsächlich gestorben war, offene Augen hatte, während Dracos und die Augen an Harrys eigenem Körper geschlossen waren.
Zumindest glaubte er, dass er noch am Leben war, obwohl er wirklich nicht sicher sein konnte. Er konnte sich nicht dazu bringen, sich dafür zu interessieren. Selbst der Gedanke, dass es vorüber war, drang nicht ganz in sein verwirrtes Gehirn durch. Das einzige, das Harry im Moment auf dem Herzen lag, war dieses angenehme schwebende Gefühl. Es machte ihn schläfrig und er dachte, dass er gerne schlafen würde.
Beinahe sofort, nachdem ihm der Gedanke gekommen war, öffneten seine Augen sich weit und sein Herz begann zu rasen. Einzuschlafen war definitiv eine schlechte Idee. Irgendwie wusste er, dass er wach bleiben musste. Als er wachsamer wurde und anfing, sich ernsthaft umzusehen, verringerte sich sein Herzschlag und der panische Rausch legte sich. Ruhiger bemerkte er, dass seine Blase begonnen hatte, weiter von dem Chaos fortzusegeln, das den Schleier umgab.
Er schwebte über Ron und Hermines Köpfe hinweg und sah zu, wie Hermines Zauberstab zitternd über Rons Brust glitt. Seine Blase trieb aus der Tür in den kreisrunden Raum mit all den Türen. Sie bewegte sich gegen den Uhrzeigersinn, bis sie vor einer der Türen hielt. Die Tür war nicht anders als die anderen, sie hatte keine kennzeichnende Markierung oder Gestalt, doch Harry wusste instinktiv, dass es die verschlossene Tür war. Diejenige, bei der er das Messer, das Sirius ihm geschenkt hatte, ruiniert hatte.
Was hatte Professor Dumbledore ihm gesagt? Dass der Raum zu allen Zeiten verschlossen war und dass er die Macht enthielt, die Harry in solch großer Menge besaß – Liebe . Rätsel ... mehr Rätsel. Dumbledore hatte immer geliebt, in Rätseln zu sprechen. Wie konnte ein Raum Liebe enthalten? Sie war kein berührbarer Gegenstand.
Seine Blase näherte sich der Tür und schwebte direkt hindurch. Er blinzelte und blickte sich ausgiebig um. Zuerst sah er nichts als finstere Leere und fragte sich dunkel, ob er all die Liebe, die er in seinem Herzen empfand, verbraucht hatte, um Voldemort zu vernichten. Nun war nichts mehr übrig, als dunkles graues Nichts. Es war ein ernüchternder Gedanke, doch er konnte sich immer noch nicht dazu bringen, irgendeine Emotion darüber zu empfinden . Es war, als wäre er ein Außenseiter, der nur beobachtete, statt zu leben.
Als er weiterschwebte, wurde ihm allmählich ein flackerndes Licht in einiger Entfernung bewusst. Ohne seine übliche Neugier oder seinen Wissensdurst bemerkte er es mehr, als dass er sich darauf zu
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