Harry Potter - Der siebte Horkrux
erschütterten Voldemort richtete und zischte:
» Avada Kedavra! «
Auf der Stelle wurde sein Kopf mit quälendem Schmerz aufgerissen. Ein erdrückendes Gefühl übermannte ihn, machte ihn benommen und orientierungslos. Er fühlte sich, als ob ein Teil von ihm gerissen wurde. Erinnerungen, Empfindungen und Emotionen wirbelten herum und erregten Übelkeit in ihm, sodass er auf die Knie fiel. Eine unerträgliche Kälte umhüllte ihn, während ein entsetzliches Geräusch seine Ohren füllten. Seine Augen drehten sich in seinen Kopf. Er wurde entzweigerissen. Er war nicht einmal sicher, wer er war. Der Wind heulte und sein Sichtfeld verdunkelte sich.
Als Harry wie eine Puppe zu Boden fiel, deren Fäden durchgeschnitten wurden, lockerte sich Harrys Griff um den Gegenstand, den Ginny ihm zugeworfen hatte. Der goldene Schnatz, der in McGonagalls Büro verwahrt worden war – derjenige, den Ginny im letzten Spiel zum Quidditch-Pokal gefangen hatte, bevor Hogwarts geschlossen worden war – flog aus Harrys Hand. Er hob sich anmutig und schwebte einen Augenblick in der Luft, bevor er sich umwandte und durch den Schleier wirbelte, als wäre es ihm aufgetragen worden. Der Schleier flatterte kurz und die Stimmen wuchsen zu einem Crescendo an, bevor sie endlich verstummten. Das Licht um den Schleier begann langsam, dunkler zu werden.
Im selben Moment, da Harry begriff, dass er seinen eigenen Horkrux erschaffen hatte, sah er, wie Voldemorts Augen sich weiteten, als er von dem Fluch in den Unterleib getroffen wurde, der aus Harrys Zauberstab geschossen war. Die roten Augen des Wahnsinnigen erloschen, als er leblos zu Boden fiel. Die vielen Verwandlungen, die er durchlaufen hatte, schmolzen davon und hinterließen das wilde, doch eindeutig einst schöne Gesicht von Tom Riddle – einem toten Mann und nicht länger ein Monster.
Im Raum war es unheimlich still.
Plötzlich sah Harry Snapes zerschrammtes Gesicht hinter der Treppe auftauchen. Seine Augen waren nicht ganz fokussiert, zeigten jedoch ein rachsüchtiges Funkeln. Sein Blick wanderte leidenschaftslos über Voldemorts reglose Gestalt, bevor er vorsichtig die Hände hob, als Harry seinen Zauberstab auf ihn richtete. Harry konnte kaum etwas um sich herum aufnehmen, war sich aber sicher, dass Snape erwartete, von der Hand seines ehemaligen Schülers zu sterben.
Doch Harry senkte den Zauberstab, vor Schmerz keuchend.
»Es wird Feiern und Siegesreden geben und sie werden wahrscheinlich sogar einen Feiertag nach mir benennen.«, nuschelte er. »Ich bin sicher, dass ich alles davon verabscheuen werde, aber es gibt eine Sache, die es alles wert machen wird – nämlich zu wissen, dass du es noch viel mehr verabscheuen wirst.«
Snape funkelte ihn finster an. Er rappelte sich zitternd auf und hob seinen Zauberstab. Harry starrte ihn nur an. Er konnte nicht einmal mehr die Stärke aufbringen, alarmiert zu sein.
»Während du höchstwahrscheinlich Recht hast, dass diese Narren dich mit unverdientem Ruhm überhäufen werden, ist es ein Jammer, dass du nicht mehr da sein wirst, um es zu hören. Wie erbärmlich, den großen Kampf zu überleben, nur um hinterher getötet zu werden, weil du zu schwach warst, deinen Zauberstab zu heben.«, höhnte Snape.
Harry erwartete, ein brennendes grünes Licht auf sich zu fliegen zu sehen, doch stattdessen blockierte eine rauschende rote Haarmähne sein Sichtfeld. Er hörte das Rauschen eines Fluchs, bevor eine Masse von schleimbedeckten Fledermäusen aus Snapes Nase explodierte.
»Expelliarmus.«, knurrte Ginny und Snapes Zauberstab flog in ihre ausgestreckte Hand, bevor sie einen Bindefluch auf ihn abschoss. »Silencio.«, zischte sie, um seine höhnische Bemerkung abzuschneiden, bevor er sie ausstoßen konnte. Mit ihrem Zauberstab festigte sie Snapes Fesseln, bis er vor Schmerz nach Luft schnappte.
Dann fiel sie neben Harry auf die Knie und wiegte seinen blutigen Kopf in ihrem Schoß.
»Oh, Harry, was hat er nur mit dir gemacht?«, sagte sie. Sie schniefte und umschlang ihn wie eine Bandage.
Harry schloss erschöpft die Augen und sank in die Wärme ihrer Umarmung. Es war vorüber. Er hatte es geschafft. Nun konnte er endlich ruhen.
»Bleib bei mir, Harry.«, flehte Ginny.
Harrys Augen flatterten, doch seine Gliedmaßen und Augenlider fühlten sich wie Blei an. Er versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nicht. Sein Sichtfeld verdunkelte sich langsam und wurde schließlich schwarz. Die Stimmen wurden ausgeblendet, während der Schleier endlich
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