Harry Potter und der Feuerkelch
Harry dumpf.
»Das ist es ganz sicher nicht«, sagte die Hutzelhexe entrüstet.
»Nein, nein, Vi, es ist das Passwort«, beschwichtigte sie die fette Dame und schwang an ihren Angeln hängend zur Seite, um Harry einzulassen.
Der Lärmschwall, der durch das Porträtloch an Harrys Ohren drang, riss ihn beinahe von den Füßen. Dann wusste er nur noch, dass ein Dutzend Händepaare ihn in den Gemeinschaftsraum zerrte, wo ganz Gryffindor schreiend, klatschend und pfeifend auf ihn wartete.
»Du hättest uns was sagen sollen!«, brüllte Fred halb verärgert, doch auch schwer beeindruckt.
»Wie hast du es geschafft, ohne dass dir ein Bart gewachsen ist? Genial!«, polterte George.
»Hab ich nicht«, sagte Harry. »Ich weiß nicht, wie –«
Doch Angelina hatte sich nun seiner angenommen. »Tja, wenn nicht ich, dann wenigstens ein anderer Gryffindor –«
»Jetzt kannst du es Diggory für das letzte Quidditch-Spiel heimzahlen!«, kreischte Katie Bell, ebenfalls eine Gryffindor-Jägerin.
»Wir haben was zu essen, Harry, komm, hau rein –«
»Ich hab keinen Hunger, wirklich, ich hab beim Fest genug gegessen –«
Doch niemand wollte hören, dass er keinen Hunger hatte; niemand wollte hören, dass nicht er selbst seinen Namen in den Feuerkelch geworfen hatte; nicht ein Einziger von ihnen schien zu merken, dass er überhaupt nicht in Feierstimmung war … Lee Jordan hatte irgendwo ein Gryffindor-Banner ausgegraben, und er ließ sich nicht davon abbringen, es wie eine Toga um Harry zu wickeln. Kein Entkommen für Harry; wann immer er versuchte sich zur Schlafsaaltreppe zu verdrücken, schloss sich die Schar um ihn und drängte ihm noch ein Butterbier auf, drückte ihm Kartoffelchips und Erdnüsse in die Hände … alle wollten sie wissen, wie er es geschafft hatte, Dumbledores Alterslinie auszutricksen und seinen Namenszettel in den Kelch zu werfen …
»Ich war’s nicht«, sagte er immer und immer wieder. »Ich weiß nicht, was passiert ist.«
Doch er hätte genauso gut den Mund halten können, so wenig hörten sie ihm zu.
»Ich bin müde!«, brüllte er schließlich, nach fast einer halben Stunde. »Nein, im Ernst, George, ich geh zu Bett –«
Er wünschte sich nichts sehnlicher, als mit Ron und Hermine zu sprechen und wieder ein wenig zu sich zu kommen, aber keiner von beiden schien hier zu sein. Noch einmal rief er, dass er Schlaf brauche, und trat fast die kleinen Creevey-Brüder platt, die ihm am Fuß der Treppe auflauerten. Doch dann gelang es ihm, alle abzuschütteln, und er hastete, so schnell er konnte, die Treppe hoch zum Schlafsaal.
Zu seiner großen Erleichterung fand er Ron noch angezogen auf dem Bett im sonst leeren Schlafsaal liegen. Dieser hob den Kopf, als Harry die Tür hinter sich schloss.
»Wo warst du?«, fragte Harry.
»Ach, hallooh«, sagte Ron.
Er grinste, doch es war ein sehr merkwürdiges, gezwungenes Grinsen. Harry wurde plötzlich klar, dass er immer noch das scharlachrote Gryffindor-Banner trug, das Lee ihm umgebunden hatte. Rasch wollte er es losschnüren, doch es war sehr fest verknotet. Ron lag reglos auf dem Bett und sah Harry zu, wie er verzweifelt versuchte das Tuch loszuwerden.
»Na denn«, sagte er, als sich Harry endlich von dem Banner befreit und es in eine Ecke gepfeffert hatte. »Gratuliere.«
»Was soll das denn heißen, gratuliere?«, sagte Harry und sah Ron finster an. Etwas stimmte offensichtlich nicht mit Rons Lächeln; es war eher eine Grimasse.
»Na ja … keiner sonst ist über die Alterslinie gekommen«, sagte Ron. »Nicht mal Fred und George. Wie hast du’s gemacht – mit dem Tarnumhang?«
»Mit dem Tarnumhang wäre ich nicht über diese Linie gekommen«, sagte Harry langsam.
»Na gut«, sagte Ron. »Ich dachte nur, du hättest es mir sagen können, wenn es der Umhang gewesen wäre … da hätten wir immerhin beide druntergepasst, oder? Aber du hast was anderes gefunden?«
»Hör zu«, sagte Harry, »ich hab meinen Namen nicht in diesen Kelch geworfen. Jemand anderes muss es getan haben.«
Ron hob die Brauen. »Warum sollte jemand das tun?«
»Weiß ich nicht«, sagte Harry. Er hatte das Gefühl, es würde auf peinliche Art schaurig klingen, wenn er sagen würde, »um mich zu töten«.
Ron zog die Augenbrauen so weit hoch, dass sie unter seinen Haaren zu verschwinden schienen.
»Es ist schon in Ordnung, mir jedenfalls kannst du die Wahrheit erzählen«, sagte er. »Wenn du nicht willst, dass es alle erfahren, schön, aber ich weiß nicht, warum
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