Harry Potter und der Feuerkelch
du auch noch anfängst zu lügen, du hast ja nicht einmal Ärger gekriegt, oder? Diese Freundin der fetten Dame, Violet, hat uns schon alles erzählt. Dumbledore lässt dich teilnehmen. Tausend Galleonen Preisgeld, aber hallo. Und von den Prüfungen bist du auch befreit …«
»Ich hab meinen Namen nicht in diesen Kelch geworfen!«, sagte Harry mit einem Anflug von Ärger.
»Jaah, schon gut«, erwiderte Ron und klang dabei genauso ungläubig wie Cedric. »Aber du hast doch heute Morgen gesagt, du hättest es in der Nacht getan, damit dich keiner sieht … ich bin nicht blöd, weißt du.«
»Aber den Blödmann spielst du ziemlich gut«, blaffte ihn Harry an.
»Jaah?«, sagte Ron, und jetzt war keine Spur eines Grinsens, ob echt oder falsch, auf seinem Gesicht. »Du willst jetzt sicher schlafen, Harry, ich denke, du musst morgen früh raus, für einen Fototermin oder so was.«
Ron zog die Vorhänge seines Himmelbetts zu, und Harry stand an der Tür und starrte auf den dunkelroten Stoff, der nun einen der wenigen Menschen verbarg, von denen er überzeugt gewesen war, dass sie ihm glauben würden.
Die Eichung der Zauberstäbe
Als Harry am Sonntagmorgen erwachte, wusste er zunächst nicht, warum er sich so besorgt und niedergeschlagen fühlte. Dann überkam ihn die Erinnerung an den Abend zuvor. Er setzte sich auf und riss die Bettvorhänge zur Seite, um auf der Stelle mit Ron zu sprechen, denn Ron musste ihm jetzt einfach glauben – doch dann sah er, dass Rons Bett leer war; offenbar war er schon unten beim Frühstück.
Harry zog sich an und stieg die Wendeltreppe in den Gemeinschaftsraum hinunter. Kaum war er eingetreten, fingen seine Mitschüler, die schon gefrühstückt hatten, erneut an zu klatschen. Die Aussicht, in die Große Halle zu gehen und dort den anderen Gryffindors zu begegnen, die ihn ebenfalls wie einen Helden feiern würden, war nicht besonders verlockend; doch sollte er hierbleiben und sich von den Creevey-Brüdern in die Zange nehmen lassen, die ihn begeistert zu sich herüberwinkten? Entschlossen ging er zum Porträtloch, kletterte hinaus und sah sich plötzlich Hermine gegenüber.
»Hallo«, sagte sie. In der Hand hatte sie ein paar in Servietten gewickelte Toastbrote. »Das hier ist für dich … hast du vielleicht Lust auf einen Spaziergang?«
»Gute Idee«, sagte Harry dankbar.
Sie gingen hinunter, durchquerten rasch die Eingangshalle, gingen hinaus und schlenderten über den Rasen zum See hinüber, wo das am Ufer vertäute Schiff der Durmstrangs sich schwarz im Wasser spiegelte. Es war ein kalter Morgen, und während sie im Gehen ihre Brote aßen, schilderte Harry ganz genau, was am Abend zuvor, nachdem er den Gryffindor-Tisch verlassen hatte, geschehen war. Als er merkte, dass Hermine ihm seine Geschichte ohne weitere Nachfragen glaubte, fiel ihm ein schwerer Stein vom Herzen.
»Hör mal, natürlich war mir klar, dass du dich nicht selbst ins Spiel gebracht hast«, sagte sie, nachdem er ihr geschildert hatte, was in dem Raum hinter dem Lehrertisch geschehen war. »Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als Dumbledore deinen Namen ausgerufen hat! Die Frage ist nur, wer hat den Zettel wirklich eingeworfen? Denn Moody hat Recht, Harry … ich glaube nicht, dass es ein Schüler getan hat … keiner von uns hätte es geschafft, den Kelch zu täuschen oder über Dumbledores Linie –«
»Hast du Ron gesehen?«, warf Harry ein.
Hermine zögerte.
»Ähm … ja … er war beim Frühstück«, sagte sie.
»Glaubt er immer noch, dass ich meinen Namenszettel selbst eingeworfen habe?«
»Hmh … nein, ich denke nicht … eigentlich nicht«, sagte Hermine verlegen.
»Was soll das heißen, eigentlich nicht?«
»Oh, Harry, ist das nicht klar?«, sagte Hermine verzweifelt. »Er ist neidisch!«
»Neidisch?«, sagte Harry ungläubig. »Neidisch auf was? Will er sich vielleicht vor der ganzen Schule zum Deppen machen?«
»Sieh mal«, sagte Hermine geduldig, »immer bist du es, der alle Aufmerksamkeit bekommt, das weißt du doch. Natürlich, du kannst nichts dafür«, fügte sie rasch hinzu, denn Harry riss empört den Mund auf. »Mir ist klar, du legst es nicht darauf an … aber – na ja – Ron hat so viele Brüder, mit denen er sich zu Hause messen muss, und du bist sein bester Freund und bist richtig berühmt – wenn Leute auf dich zukommen, wird er immer beiseitegedrängt, und er steckt es weg und sagt nie ein Wort, aber ich glaube, das war ihm nun doch zu viel …«
»Großartig«,
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