Harry Potter und der Feuerkelch
willen!«, sagte Hermine wütend. »Hört mir mal gut zu, ihr alle! Ihr habt genauso gut das Recht wie Zauberer, unglücklich zu sein! Ihr habt ein Recht auf Bezahlung und Urlaub und richtige Kleidung, ihr müsst nicht alles tun, was man euch sagt – schaut euch Dobby an!«
»Miss, bitte halten Sie Dobby da raus«, murmelte Dobby mit ängstlicher Miene. Das fröhliche Lächeln war von den Gesichtern der Hauselfen ringsum verschwunden. Plötzlich sahen sie Hermine an, als wäre sie verrückt und gefährlich.
»Hier ist noch viel mehr zu essen!«, quiekte eine Elfe an Harrys Ellbogen und stemmte ihm ein Dutzend Kuchenstücke, ein paar Äpfel und Birnen und einen großen Schinken in die Arme. »Auf Wiedersehen!«
Die Hauselfen scharten sich jetzt dicht um Harry, Ron und Hermine, drückten ihnen viele kleine Hände ins Kreuz und begannen sie aus der Küche zu schubsen.
»Danke für die Socken, Harry Potter!«, rief Dobby niedergeschlagen vom Herd herüber, wo er neben der in das zerschlissene Tischtuch gewickelten Winky stand.
»Hättest du nicht wenigstens einmal den Mund halten können, Hermine?«, sagte Ron zornig, als die Küchentür hinter ihnen zugeschlagen war. »Die wollen uns sicher nie wieder hier unten sehen! Wir hätten vielleicht noch mehr über Crouch aus Winky rauskitzeln können!«
»Oh, als ob dich das kümmern würde!«, feixte Hermine. »Du kommst doch nur wegen des Essens hier runter!«
Den Rest des Tages herrschte eine eigentümlich gereizte Stimmung. Harry war es so leid, dass sich Ron und Hermine bei den Hausaufgaben im Gemeinschaftsraum ständig angifteten, dass er an diesem Abend allein mit Sirius’ Esspaket in die Eulerei hochstieg.
Pigwidgeon war viel zu klein, um einen ganzen Schinken allein den Berg hochfliegen zu können, deshalb verpflichtete Harry zusätzlich noch zwei Kreischeulen der Schule. Als das sehr merkwürdige Trio mit dem großen Paket unter sich in die Dämmerung hineingeflogen war, lehnte sich Harry aus dem Fenster und ließ den Blick über das Land schweifen, über die dunklen, rauschenden Baumspitzen des Verbotenen Waldes und die sich im Wind kräuselnden Segel des Schiffs von Durmstrang. Ein Uhu flog durch den Rauchfaden, der sich aus Hagrids Kamin emporkringelte; er segelte auf das Schloss zu, um die Eulerei herum und verschwand. Harry schaute hinunter und sah Hagrid vor seiner Hütte mit kräftigen Schlägen der Hacke ein Stück Erde umgraben; offenbar wollte er ein neues Gemüsebeet anlegen. Jetzt konnte er beobachten, wie Madame Maxime aus ihrer Kutsche stieg und zu Hagrid hinüberging. Es sah so aus, als wollte sie ihn in ein Gespräch verwickeln. Hagrid stützte sich auf seine Hacke, schien jedoch nicht erpicht, sich länger mit ihr zu unterhalten, denn Madame Maxime kehrte nach kurzer Zeit zu ihrer Kutsche zurück.
Harry hatte keine Lust, in den Gryffindor-Turm zu gehen und zu hören, wie sich Ron und Hermine gegenseitig anfauchten, und so sah er Hagrid eine Weile beim Umgraben zu, bis ihn die Dunkelheit verschluckte und die Eulen ringsum allmählich erwachten und an Harry vorbei in die Nacht flatterten.
Beim Frühstück am nächsten Tag war die schlechte Laune von Ron und Hermine endgültig verflogen, und Rons düstere Prophezeiung, die Hauselfen würden jetzt nur noch miserables Essen an den Gryffindor-Tisch schicken, weil Hermine sie gekränkt hatte, erwies sich als falsch; Schinken, Eier und Räucherhering waren genauso gut wie immer.
Als die Eulen kamen, sah Hermine auf, offenbar erwartete sie Post.
»Percy wird noch keine Zeit gehabt haben zu antworten«, sagte Ron. »Wir haben Hedwig doch erst gestern losgeschickt.«
»Nein, das ist es nicht«, sagte Hermine. »Ich hab den Tagespropheten abonniert, weil es mir langsam stinkt, dass wir alles von den Slytherins erfahren müssen.«
»Gute Idee!«, sagte Harry und sah nun ebenfalls hoch zu den Eulen. »Hey, Hermine, ich glaub, du hast Glück –«
Ein Steinkauz segelte auf Hermine zu.
»Der hat aber keine Zeitung«, sagte sie mit enttäuschter Miene. »Er –«
Doch zu ihrer Verblüffung landete der Steinkauz vor ihrem Teller, dicht gefolgt von vier Schleiereulen, einer Sumpfohreule und einem Waldkauz.
»Wie viele Abos hast du eigentlich bestellt?«, fragte Harry und griff nach Hermines Becher, bevor er von der flügelschlagenden Eulenschar umgeworfen wurde, die alle auf Hermine zudrängelten, weil jede ihren Brief als Erste abliefern wollte.
»Was um Himmels willen –?«, sagte Hermine, nahm
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