Harry Potter und der Feuerkelch
und Fred gleichzeitig.
»Post verschicken«, antworteten Harry und George wie auf Kommando.
»Wie, so früh?«, sagten Hermine und Fred.
Fred grinste. »Schön – wir fragen euch nicht, was ihr hier zu suchen habt, wenn ihr uns nicht fragt, was wir hier treiben«, sagte er.
Er hielt einen versiegelten Umschlag in der Hand. Harry warf einen Blick darauf, doch Fred, ob zufällig oder absichtlich, verschob die Hand, so dass der Namenszug nicht mehr zu lesen war.
»Lasst euch von uns nicht aufhalten«, sagte er und deutete mit einer übertriebenen Verbeugung zur Tür.
Ron rührte sich nicht vom Fleck. »Wen wollt ihr erpressen?«, fragte er.
Das Grinsen auf Freds Gesicht erstarb. George warf Fred einen kurzen Blick zu, dann lächelte er Ron an.
»Mach dich nicht lächerlich, ich hab nur Witze gemacht«, sagte er gelassen.
»Klang aber gar nicht danach«, sagte Ron.
Fred und George wechselten einen Blick.
Dann sagte Fred barsch: »Ich hab’s dir doch schon mal gesagt, Ron, steck deine Nase nicht da rein, wenn du sie hübsch findest, so wie sie ist. Weiß zwar nicht, warum das so sein sollte, aber …«
»Es ist auch meine Angelegenheit, wenn ihr jemanden erpresst«, sagte Ron. »George hat Recht, ihr könntet ernsthaft Ärger kriegen.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich einen Witz gemacht hab«, entgegnete George. Er ging auf Fred zu, nahm ihm den Brief aus der Hand und band ihn an das Bein der nächstbesten Schleiereule. »Du klingst allmählich wie unser lieber älterer Bruder, muss ich sagen. Mach so weiter, und sie ernennen dich noch zum Vertrauensschüler.«
»Was für ein Blödsinn«, sagte Ron entrüstet.
George trug die Schleiereule hinüber zum Fenster und ließ sie davonflattern. Dann wandte er sich grinsend zu Ron um. »Na dann hör auf, den Leuten vorzuschreiben, was sie tun sollen. Bis später.«
Die beiden verschwanden. Harry, Ron und Hermine starrten sich verdutzt an.
»Ihr glaubt doch nicht, dass sie etwas von alldem mitbekommen haben?«, flüsterte Hermine. »Von Crouch und so weiter?«
»Nein«, sagte Harry. »Wenn es etwas so Ernstes wäre, dann würden sie es jemandem sagen. Zumindest Dumbledore.«
Ron jedoch schien sich in seiner Haut nicht recht wohl zu fühlen.
»Was ist los mit dir?«, fragte Hermine.
»Na ja …«, setzte Ron an, »ich bin mir da nicht so sicher. Sie … sie sind in letzter Zeit ganz scharf darauf, Geld zu machen, das ist mir aufgefallen, als ich öfter mit ihnen rumgehangen habe – als – ihr wisst schon –«
»Als wir nicht miteinander redeten«, beendete Harry den Satz für ihn. »Sicher, aber Erpressung …«
»Sie haben sich diese Sache mit dem Zauberscherzladen in den Kopf gesetzt«, sagte Ron. »Ich dachte zuerst, sie wollten damit nur Mum ärgern, aber sie meinen es ernst, sie wollen einen Laden aufmachen. Sie haben nur noch ein Jahr in Hogwarts, ständig reden sie davon, es sei an der Zeit, über die Zukunft nachzudenken, und dass Dad ihnen nicht helfen könne und dass sie Gold brauchten, um überhaupt anfangen zu können.«
Jetzt schien sich Hermine unbehaglich zu fühlen. »Schon, aber … sie würden nichts Ungesetzliches tun, oder doch?«
»Oder doch?«, wiederholte Ron mit skeptischer Miene. »Keine Ahnung … jedenfalls haben sie keine großen Probleme damit, Regeln zu verletzen.«
»Ja, aber hier geht’s um das Gesetz«, sagte Hermine mit besorgtem Blick. »Und nicht um eine alberne Vorschrift in der Hausordnung … bei Erpressung kommen sie mit Nachsitzen nicht davon! Ron … vielleicht solltest du es Percy sagen …«
»Bist du verrückt?«, entgegnete Ron. »Percy? Er würde wahrscheinlich einen auf Crouch machen und sie einbuchten lassen!« Er starrte zum Fenster hinaus, durch das die Eule von Fred und George verschwunden war, dann sagte er: »Kommt, lasst uns was frühstücken.«
»Glaubt ihr, es ist noch zu früh, um zu Professor Moody zu gehen?«, fragte Hermine, während sie die Wendeltreppe hinunterstiegen.
»Ja«, sagte Harry. »Wenn wir ihn im Morgengrauen wecken, wird er wahrscheinlich glauben, wir wollten ihn im Schlaf angreifen, und dann sprengt er uns glattweg durch die Tür. Warten wir lieber bis zur großen Pause.«
Geschichte der Zauberei war lange nicht mehr so furchtbar zäh dahingeflossen. Harry sah andauernd auf Rons Uhr, da er seine eigene nun doch weggeworfen hatte, aber Rons ging so langsam, dass er gewettet hätte, auch die sei kaputt. Alle drei waren dermaßen müde, dass sie am liebsten die Köpfe
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