Harry Potter und der Feuerkelch
schloss, betrat eine steinerne Wendeltreppe, die sich langsam nach oben drehte und ihn vor eine polierte Eichentür mit einem bronzenen Türklopfer brachte. Aus dem Büro drangen Stimmen. Er sprang von der Treppe, zögerte einen Moment und lauschte.
»Dumbledore, ich fürchte, ich kann den Zusammenhang überhaupt nicht erkennen!« Es war die Stimme des Zaubereiministers Cornelius Fudge.
»Ludo meint, Bertha wäre es durchaus zuzutrauen, dass sie sich verirrt. Zugegeben, wir hatten gehofft, sie zwischenzeitlich zu finden, und dennoch haben wir keinen Beweis für irgendein faules Spiel, Dumbledore, nicht den geringsten. Von wegen, ihr Verschwinden hinge mit dem von Barty Crouch zusammen!«
»Und was, glauben Sie, ist mit Barty Crouch passiert, Minister?«, ertönte Moodys knurrende Stimme.
»Ich sehe da zwei Möglichkeiten, Alastor«, sagte Fudge. »Entweder ist Crouch, wenn man seine persönliche Geschichte bedenkt, jetzt vollkommen übergeschnappt – hat sich geistig umnachtet vom Acker gemacht und treibt sich irgendwo rum –«
»In diesem Fall hat er sich sehr schnell vom Acker gemacht, Cornelius«, sagte Dumbledore ruhig.
»Oder aber – nun …« Fudge klang verlegen. »Ich will nicht urteilen, bevor ich nicht die Stelle gesehen habe, an der er gefunden wurde, aber Sie sagen, es war nicht weit von der Beauxbatons-Kutsche? Dumbledore, wissen Sie, was diese Frau ist?«
»Ich halte sie für eine sehr fähige Schulleiterin – und eine exzellente Tänzerin«, sagte Dumbledore leise.
»Dumbledore, nun kommen Sie!«, sagte Fudge aufgebracht. »Meinen Sie nicht, Sie sehen sie wegen Hagrid durch eine rosarote Brille? Die erweisen sich nicht alle als harmlos – wenn Sie Hagrid überhaupt als harmlos bezeichnen können, mit seinem ganzen Monsterfimmel –«
»Ich verdächtige Madame Maxime genauso wenig wie Hagrid«, sagte Dumbledore weiterhin gelassen. »Ich denke, es ist möglich, dass Sie da Vorurteile haben, Cornelius.«
»Können wir diese Diskussion nun vielleicht beenden?«, knurrte Moody.
»Ja, ja, gehen wir also runter aufs Gelände«, sagte Fudge ungeduldig.
»Nein, das meinte ich nicht«, sagte Moody, »ich wollte nur bemerken, dass Potter Sie sprechen will, Dumbledore. Er steht vor der Tür.«
Das Denkarium
Die Bürotür öffnete sich.
»Hallo, Potter«, sagte Moody. »Na, dann komm mal rein.«
Harry trat ein. Schon einmal war er in Dumbledores Büro gewesen; es war ein schönes, kreisrundes Zimmer, ringsum behangen mit Bildern ehemaliger Schulleiter, Männer und Frauen, allesamt mit sanft wogender Brust tief schlafend.
Cornelius Fudge stand neben Dumbledores Schreibtisch, er trug den üblichen Nadelstreifenumhang und hielt seinen limonengrünen Bowler in der Hand.
»Harry!«, sagte Fudge und trat mit einladender Geste auf ihn zu. »Wie geht es dir?«
»Gut«, log Harry.
»Wir sprachen eben über die Nacht, in der Mr Crouch auf dem Schlossgelände aufgetaucht ist«, sagte Fudge. »Du hast ihn doch entdeckt?«
»Ja«, sagte Harry. Dann beschloss er, es sei zwecklos, so zu tun, als ob er ihr Gespräch nicht mitgehört hatte, und fügte hinzu: »Aber Madame Maxime habe ich nirgends gesehen, und für sie wäre es sicher nicht so einfach gewesen, sich zu verstecken?«
Hinter Fudges Rücken lächelte ihm Dumbledore mit funkelnden Augen zu.
»Nun, wie dem auch sei«, meinte Fudge mit verlegener Miene, »wir wollten eben aufbrechen und uns die Stelle mal ansehen, Harry, wenn du uns bitte entschuldigen würdest … vielleicht gehst du einfach in den Unterricht zurück –«
»Ich wollte mit Ihnen sprechen, Professor«, wandte sich Harry rasch zu Dumbledore, der ihm einen kurzen, forschenden Blick zuwarf.
»Warte hier auf mich, Harry«, sagte er. »Unsere kleine Expedition wird nicht lange dauern.«
Wortlos gingen sie an ihm vorbei aus dem Zimmer und schlossen die Tür. Nach gut einer Minute erstarb das Klopfen von Moodys Holzbein unten im Korridor. Harry sah sich um.
»Hallo, Fawkes«, sagte er.
Fawkes, Professor Dumbledores Phönix, hockte auf seiner goldenen Stange neben der Tür. Der Vogel von der Größe eines Schwans, mit herrlich scharlachrotem und goldenem Gefieder, raschelte mit seinem langen Schweif und blinzelte Harry freundlich an.
Harry setzte sich auf einen Stuhl vor Dumbledores Schreibtisch. Einige Minuten lang hockte er da, sah den ehemaligen Schulleitern beim Schlummern zu, dachte über das eben Gehörte nach und betastete mit dem Finger seine Narbe. Sie schmerzte jetzt
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