Harry Potter und der Feuerkelch
»und benehmt euch«, rief sie den Zwillingen nach, die ihr jedoch stur den Rücken kehrten. »Ich schicke Bill, Charlie und Percy gegen Mittag nach«, sagte Mrs Weasley an ihren Mann gewandt, dann gingen er, Harry, Ron, Hermine und Ginny hinaus und folgten Fred und George über den Hof.
Es war recht kühl und der Mond stand noch am Himmel. Nur ein grünlicher Schleier am östlichen Horizont kündigte den kommenden Tag an. Harry dachte an die Tausende von Zauberern, die alle zur Quidditch-Weltmeisterschaft kommen wollten, und beschleunigte seine Schritte, bis er Mr Weasley eingeholt hatte.
»Wie schaffen sie es eigentlich alle, dorthin zu kommen, ohne dass die Muggel es merken?«, fragte er.
»Das war ein gewaltiger Organisationsaufwand«, seufzte Mr Weasley. »Das Problem ist, dass etwa hunderttausend Zauberer zur Quidditch-Weltmeisterschaft kommen und wir einfach kein magisches Gelände haben, das groß genug wäre, um sie alle aufzunehmen. Es gibt Orte, zu denen die Muggel nicht vordringen können, doch stell dir vor, du versuchst hunderttausend Zauberer in der Winkelgasse oder auf dem Bahnsteig neundreiviertel unterzubringen. Deshalb mussten wir ein hübsches, einsames Moor ausfindig machen und möglichst viel Muggelabwehr einrichten. Das ganze Ministerium war monatelang damit beschäftigt. Zunächst mal müssen wir natürlich die Ankunft staffeln. Leute mit billigeren Karten müssen zwei Wochen vor der Zeit kommen. Einige von ihnen kommen mit den Verkehrsmitteln der Muggel, doch allzu viele dürfen natürlich auch nicht ihre Busse und Züge verstopfen – vergiss nicht, dass Zauberer aus der ganzen Welt kommen. Manche apparieren natürlich, aber wir müssen sichere Plätze einrichten, wo sie fern von den Muggeln auftauchen können. Ich glaube, sie haben einen geeigneten Wald gefunden, den sie als Apparierplatz nutzen. Für alle, die nicht apparieren wollen oder können, verwenden wir Portschlüssel. Das sind Gegenstände, mit denen man Zauberer zu einem vereinbarten Zeitpunkt von einem Punkt zum anderen bringen kann. Wenn nötig, auch große Gruppen. Zweihundert Portschlüssel wurden an günstig gelegenen Orten in ganz Großbritannien abgelegt, und der für uns nächste liegt oben auf einem Hügel, dem Wieselkopf, und dort gehen wir jetzt hin.«
Mr Weasley deutete in die Ferne, wo sich eine große schwarze Masse über dem Dorf Ottery St. Catchpole erhob.
»Was ist das, ein Portschlüssel?«, fragte Harry wissbegierig.
»Nun, das kann alles Mögliche sein«, sagte Mr Weasley. »Unscheinbare Dinge natürlich, so dass die Muggel sie nicht einfach aufheben und mit ihnen spielen … Sachen, die sie für bloßen Abfall halten …«
Sie stapften den dunklen, feuchten Weg zum Dorf entlang und nur ihre Schritte störten die Stille. Während sie durch das Dorf gingen, erhellte sich der schwarze Himmel allmählich und nahm ein dunkles Blau an. Harrys Hände und Füße waren eiskalt. Mr Weasley blickte immer wieder auf die Uhr.
Keuchend und ohne viele Worte stiegen sie den Wieselkopf hoch, stolperten hin und wieder in ein verstecktes Kaninchenloch oder rutschten auf dicken schwarzen Grashöckern aus. Jeder Atemzug brannte Harry in der Brust, und seine Beine wollten gerade einknicken, als er endlich ein ebenes Stück Erde betrat.
»Puuuhhh«, schnaufte Mr Weasley, nahm die Brille ab und wischte die Gläser an seinem Pullunder trocken. »Immerhin, wir liegen gut in der Zeit – wir haben noch zehn Minuten …«
Hermine kam als Letzte über den Hügelkamm, die Hände mit schmerzverzerrter Miene in die Seite gepresst.
»Jetzt fehlt uns nur noch der Portschlüssel«, sagte Mr Weasley, setzte die Brille wieder auf und ließ den Blick suchend über die Erde schweifen. »Er wird nicht groß sein … ihr könnt mir helfen …«
Sie verteilten sich über der Hügelkuppe, hatten jedoch erst ein paar Minuten gesucht, als ein Ruf die Stille durchbrach.
»Hier, Arthur! Hierher, alter Junge, wir haben ihn!«
»Amos!«, sagte Mr Weasley und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Rasch schritt er hinüber zu dem Mann, der gerufen hatte. Die anderen folgten ihm.
Mr Weasley schüttelte die Hand eines Zauberers mit wettergegerbtem Gesicht und braunem Stoppelbart, der einen verschimmelten alten Stiefel in der anderen Hand hielt.
»Darf ich vorstellen, Amos Diggory«, sagte Mr Weasley. »Arbeitet in der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe. Und ich glaube, ihr kennt seinen Sohn Cedric?«
Cedric
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