Harry Potter und der Feuerkelch
Ron und Hermine. Harry blieb stehen, um ihm den Vortritt zu lassen.
»Danke«, sagte Karkaroff gleichgültig und warf ihm im Vorbeirauschen einen Blick zu.
Und dann erstarrte Karkaroff. Er wandte sich zu Harry um und sah ihn an, als würde er seinen Augen nicht trauen. Hinter ihrem Direktor stauten sich die Schüler aus Durmstrang. Karkaroffs Blick wanderte langsam hoch zu Harrys Stirn und blieb an seiner Narbe hängen. Auch die Durmstrangs musterten Harry neugierig. Aus den Augenwinkeln nahm Harry wahr, wie es einigen von ihnen allmählich dämmerte. Der Junge mit der bekleckerten Robe kniff dem Mädchen neben ihm in den Arm und deutete unverhohlen auf Harrys Stirn.
»Ja, das ist Harry Potter«, knurrte eine Stimme hinter ihnen.
Professor Karkaroff wirbelte herum. Hinter ihm stand Mad-Eye Moody, schwer auf seinen Stock gestützt; sein magisches Auge starrte den Durmstrang-Direktor finster und unverwandt an.
Harry sah, wie die Farbe aus Karkaroffs Gesicht wich und es zu einer zorn- und angsterfüllten Grimasse wurde.
»Sie!«, sagte er und starrte Moody an, als wäre er nicht sicher, ihn wirklich zu sehen.
»Ich«, sagte Moody grimmig. »Und wenn Sie Potter nichts zu sagen haben, Karkaroff, dann gehen Sie bitte schön weiter. Sie blockieren die Tür.«
Das stimmte; die halbe Halle wartete schon hinter ihnen, und die Schüler lugten auf Zehenspitzen stehend zur Tür, um den Grund für den Stau auszumachen.
Ohne ein weiteres Wort winkte Professor Karkaroff seinen Schülern und führte sie davon. Moody sah ihm nach, das magische Auge unbewegt auf seinen Rücken gerichtet und mit einem Ausdruck lodernden Abscheus auf dem entstellten Gesicht.
Da der nächste Tag ein Samstag war, gingen die meisten Schüler spät zum Frühstück. Harry, Ron und Hermine jedoch waren nicht die Einzigen, die früher als sonst am Wochenende aufstanden. Als sie in die Eingangshalle hinunterkamen, sahen sie etwa zwanzig ihrer Mitschüler, einige noch an ihrem Toast kauend, im Kreis um den Feuerkelch herumstehen. Er war in der Mitte der Halle aufgestellt, auf dem Stuhl, der sonst immer den Sprechenden Hut trug. Auf dem Boden zog sich eine schmale goldene Linie in gut drei Meter Abstand um den Kelch herum.
»Hat schon jemand seinen Namenszettel eingeworfen?«, fragte Ron neugierig ein Mädchen aus der dritten Klasse.
»Der ganze Haufen aus Durmstrang«, erwiderte sie. »Aber aus Hogwarts hab ich noch keinen gesehen.«
»Ich wette, ein paar von uns haben ihre Zettel letzte Nacht eingeworfen, als wir alle schon im Bett waren«, sagte Harry. »Jedenfalls hätte ich es so gemacht … hätte keine Lust darauf gehabt, dass alle zusehen. Was wäre zum Beispiel, wenn der Kelch dich gleich wieder ausspucken würde?«
Hinter ihm hörte er Gelächter. Er wandte sich um und sah Fred, George und Lee Jordan die Treppe herunterstürmen, alle drei offenbar in größter Aufregung.
»Das war’s«, flüsterte Fred mit Siegermiene Harry, Ron und Hermine zu. »Wir haben ihn geschluckt.«
»Wen denn?«, fragte Ron.
»Den Alterungstrank, ihr Dumpfbeutel«, sagte Fred.
»Jeder einen Tropfen«, sagte George und rieb sich feixend die Hände. »Wir müssen ja nur ein paar Monate älter werden.«
»Wenn einer von uns gewinnt, teilen wir die tausend Galleonen zwischen uns auf«, sagte Lee mit breitem Grinsen.
»Ich an eurer Stelle wär mir nicht so sicher, dass es klappt«, warnte Hermine. »Dumbledore hat das sicher schon bedacht.«
Fred, George und Lee würdigten sie keines Blickes.
»Fertig?«, sagte Fred zitternd vor Aufregung zu den anderen beiden. »Also dann – ich geh voraus –«
Harry sah gespannt zu, wie Fred einen Pergamentfetzen aus der Tasche zog, auf dem »Fred Weasley – Hogwarts« stand. Er trat genau bis an die Linie und stand da wie ein Taucher, der zu einem Sprung aus zwanzig Meter Höhe ansetzt. Dann, aller Augen in der Halle auf sich gerichtet, holte er tief Luft und trat über die Linie.
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Harry, Fred hätte es geschafft – George jedenfalls war sich dessen sicher, denn mit einem Triumphschrei sprang er Fred nach –, doch schon war ein lautes Zischen zu hören, und die Zwillinge flogen aus dem goldenen Kreis, als wären sie von einem unsichtbaren Kugelstoßer hinausgeschleudert worden. Sie schlugen schwer auf dem kalten Steinboden auf, drei Meter vom Kreis entfernt, und um alles noch schlimmer zu machen, ertönte ein lauter Knall und aus den Gesichtern der beiden sprossen lange, weiße
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