Harry Potter und der Feuerkelch
Knochennadel ein. »’s liegt in ihrer Natur, sich um Menschen zu kümmern, das mögen sie, verstehst du? Du würdest sie unglücklich machen, wenn du ihnen die Arbeit nimmst, und wenn du sie bezahlst, sind sie beleidigt.«
»Aber Harry hat Dobby befreit und der war überglücklich!«, sagte Hermine. »Außerdem haben wir gehört, dass er jetzt für seine Arbeit Lohn verlangt!«
»Ja nu, Spinner gibt’s überall. Ich sag ja nich, dass es nich den einen oder andern Elf gibt, der sich befreien lässt, aber die meisten kriegst du nicht dazu – nö, da ist nichts zu machen, Hermine.«
Hermine war ziemlich sauer und steckte ihr Kästchen zurück in die Umhangtasche.
Gegen halb sechs wurde es dunkel, und Harry, Ron und Hermine fanden es an der Zeit, zum Halloween-Fest hoch ins Schloss zu gehen – zumal da heute Abend verkündet wurde, wer die Schul-Champions sein sollten.
»Ich komm mit«, sagte Hagrid und legte sein Nähzeug weg. »’ne Sekunde noch.«
Hagrid stand auf, ging hinüber zur Kommode neben seinem Bett und begann nach etwas zu suchen. Sie achteten nicht sonderlich auf ihn, bis ein wahrhaft fürchterlicher Geruch in ihre Nasen drang.
»Hagrid, was ist das denn?«, hüstelte Ron.
»Hmh?«, sagte Hagrid und wandte sich mit einer großen Flasche in der Hand um. »Mögt ihr’s nicht?«
»Ist das Rasierwasser?«, sagte Hermine mit halb erstickter Stimme.
»Ähm – Kölnischwasser«, murmelte Hagrid. Er lief rot an. »Vielleicht ’n bisschen viel«, sagte er unsicher. »Ich mach’s wieder ab, wartet kurz …«
Er stapfte aus der Hütte, und sie sahen, wie er sich am Wassertrog vor dem Fenster ungestüm wusch.
»Kölnischwasser?«, sagte Hermine verdutzt. »Hagrid?«
»Und was ist mit dem Haar und dem Anzug?«, setzte Harry viel sagend hinzu.
»Seht mal!«, sagte Ron plötzlich und deutete aus dem Fenster.
Hagrid hatte sich aufgerichtet und wandte sich um. Wenn er vorher rot geworden war, dann war dies nichts im Vergleich zu dem, was ihm jetzt passierte. Harry, Ron und Hermine waren so leise wie möglich aufgestanden, damit Hagrid sie nicht bemerkte, und sahen jetzt, durchs Fenster spähend, Madame Maxime und ihre Schüler aus der Kutsche steigen, offenbar ebenfalls auf dem Weg zum Fest. Sie konnten nicht hören, was Hagrid zu Madame Maxime sagte, doch sein Blick hatte sich verschleiert, und sein Gesicht hatte einen Ausdruck der Verzückung angenommen, wie Harry ihn bei Hagrid nur einmal beobachtet hatte – als er den Babydrachen Norbert betrachtet hatte.
»Er geht mit ihr zusammen hoch zum Schloss!«, sagte Hermine entrüstet. »Ich dachte, wir sollten auf ihn warten!«
Hagrid warf nicht einmal einen kurzen Blick zurück zur Hütte, sondern stapfte an Madame Maximes Seite die Anhöhe zum Schloss hoch, in ihrem Gefolge die Schüler von Beauxbatons, die im Laufschritt gingen, um mithalten zu können.
»Er steht auf sie!«, sagte Ron ungläubig. »Na ja, wenn sie dann noch Kinder kriegen, stellen sie einen Weltrekord auf – ich wette, ein Baby von denen würde über ’ne Tonne wiegen.«
Sie verließen die Hütte und schlossen die Tür. Draußen war es schon überraschend dunkel. Sie wickelten sich fest in ihre Umhänge und machten sich auf den Weg hoch zum Schloss.
»Uuh, schaut mal, da sind die anderen!«, flüsterte Hermine.
Die Durmstrangs kamen vom See her zum Schloss hoch. Viktor Krum ging an der Seite Karkaroffs, die anderen trotteten hinter ihnen her. Ron verfolgte Krum mit aufgeregten Blicken, doch Krum erreichte das Portal ein wenig vor Harry, Ron und Hermine und betrat, ohne sich noch einmal umzuschauen, das Schloss.
In der kerzenerleuchteten Großen Halle gab es schon fast keine freien Stühle mehr. Der Feuerkelch hatte einen anderen Platz bekommen; er stand jetzt vor Dumbledores leerem Stuhl am Lehrertisch. Fred und George – von ihren Bärten befreit – schienen ihre Enttäuschung ziemlich gut verkraftet zu haben.
»Ich hoffe, es wird Angelina«, sagte Fred, als Harry, Ron und Hermine sich setzten.
»Ich auch!«, sagte Hermine. »Na, wir werden es ja gleich erfahren!«
Das Halloween-Festessen schien viel länger zu dauern als üblich. Vielleicht weil es sein zweites Festmahl in zwei Tagen war, konnte Harry sich nicht mehr so heftig für die raffiniert zubereiteten Speisen begeistern. Wie alle anderen in der Halle – jedenfalls angesichts der ungeduldigen Mienen, des allgemeinen Gezappels, der sich ständig reckenden Hälse und neugierigen Blicke, ob Dumbledore endlich
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