Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Himmelbett und goss sich aus der silbernen Kanne am Fenster ein wenig Wasser ein.
Still und ruhig lag das Schlossgelände im Mondlicht. Kein Windhauch kräuselte die Baumspitzen des Verbotenen Waldes; so reglos, wie die Peitschende Weide dastand, wirkte sie ganz unschuldig. Für das Spiel morgen herrschten die besten Bedingungen.
Harry stellte den Becher ab und wollte gerade zurück ins Bett, als ihm etwas ins Auge fiel. Ein Tier schlich über den silbern glitzernden Rasen.
Harry huschte zum Nachttisch, setzte sich die Brille auf und rannte zurück zum Fenster. Bloß nicht wieder der Grimm – nicht jetzt – nicht kurz vor dem Spiel –
Er starrte hinaus auf das Gelände und suchte es hektisch mit den Augen ab. Und da war es wieder. Es schlich sich jetzt am Waldrand entlang … der Grimm war es jedenfalls nicht … es war eine Katze … Harry erkannte jetzt den buschigen Schwanz und umklammerte erleichtert den Fenstersims. Es war doch bloß Krummbein …
Aber war es nur Krummbein? Harry presste die Nase gegen das Fensterglas und spähte mit zusammengekniffenen Augen hinunter. Krummbein war offenbar stehen geblieben. Im Schatten der Bäume bewegte sich noch etwas anderes, da war sich Harry sicher.
Und schon tauchte es auf – ein riesiger, zottiger schwarzer Hund trottete über den Rasen, Krummbein an seiner Seite. Harry riss den Mund auf. Was sollte das bedeuten? Wenn selbst Krummbein den Hund sehen konnte, wie konnte er dann ein Vorbote des Todes für Harry sein?
»Ron!«, zischte Harry. »Ron! Wach auf!«
»Was’n los?«
»Ich will wissen, was du da unten siehst!«
»’s’ doch völlig dunkel, Harry«, murmelte Ron dumpf, »was ist los mit dir?«
»Dort unten –«
Rasch blickte Harry wieder aus dem Fenster.
Krummbein und der Hund waren verschwunden. Harry kletterte auf den Fenstersims, um steil hinab in den Schatten des Schlosses sehen zu können, doch vergeblich. Wo waren sie abgeblieben?
Ein lauter Schnarcher sagte ihm, dass Ron wieder eingeschlafen war.
Tosender Beifall empfing Harry und die anderen Gryffindor-Spieler am nächsten Morgen in der Halle. Harry konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als er sah, dass sie auch an den Tischen der Ravenclaws und Hufflepuffs klatschten. Die Slytherins zischten laut, als sie vorbeigingen. Harrys Augen entging nicht, dass Malfoy noch blasser war als sonst.
Wood war beim Frühstück damit beschäftigt, sein Team zum Essen zu ermuntern, während er selbst keinen Bissen anrührte. Dann, bevor die andern fertig waren, scheuchte er sie hinaus aufs Spielfeld, damit sie sich schon ein wenig umsehen konnten. Als sie die Große Halle verließen, gab es wieder Beifall von fast allen Seiten.
»Viel Glück, Harry!«, rief Cho Chang. Harry spürte, wie er rot anlief.
»Okay – praktisch kein Wind – die Sonne ist ein bisschen hell, das könnte deine Sicht stören, also pass auf – der Boden ist recht hart, gut, dann können wir uns schnell abstoßen –«
Wood schritt das Feld ab und warf seinen Leuten immer wieder aufmerksame Blicke zu. Schließlich sahen sie, wie in der Ferne das Schlossportal aufging, und bald ergoss sich die ganze Schülerschar über den Rasen.
»Umkleidekabinen«, sagte Wood steif.
Keiner verlor ein Wort, während sie in ihre scharlachroten Umhänge schlüpften. Harry fragte sich, ob es ihnen auch so erging wie ihm; er hatte das Gefühl, als hätte er etwas fürchterlich Wuseliges zum Frühstück verspeist. Kaum eine Minute schien ihm vergangen, als Wood schon sagte:
»Gut, es ist Zeit, gehen wir –«
Sie marschierten hinaus aufs Spielfeld und eine Flutwelle aus Lärm brandete ihnen entgegen. Drei Viertel der Zuschauer trugen scharlachrote Bandschleifen, schwangen scharlachrote Fahnen mit dem Gryffindor-Löwen oder hielten Spruchbänder in die Höhe. » SIEG FÜR GRYFFINDOR « und » LÖWEN FÜR DEN CUP « hieß es da. Hinter den Torstangen der Slytherins jedoch saßen zweihundert Zuschauer ganz in Grün; die silberne Schlange der Slytherins glitzerte auf ihren Fahnen, und Professor Snape, ebenfalls grün gewandet, saß in der ersten Reihe und lächelte grimmig.
»Und hier kommen die Gryffindors!«, rief Lee Jordan, der wie immer das Spiel kommentierte. »Potter, Bell, Johnson, Spinnet, Weasley, Weasley und Wood. Weithin anerkannt als das beste Team, das Hogwarts seit einigen Jahren hervorgebracht hat –«
Lees Bemerkung ging in einer Welle von Buhrufen der Slytherins unter.
»Und hier ist das Team der Slytherins, geführt von
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