Harry Potter und der Gefangene von Askaban
fühlten sich an wie mit Blei gefüllt; die Augenlider waren zu schwer, um sie zu öffnen … er wollte hier auf diesem bequemen Bett für alle Ewigkeit liegen bleiben …
»Was mich am meisten erstaunt, ist das Verhalten der Dementoren … Sie haben wirklich keine Ahnung, weshalb sie zurückgewichen sind, Snape?«
»Nein, Minister … als ich zu mir kam, nahmen sie gerade wieder ihre Posten an den Toren ein …«
»Unglaublich. Aber Black und Harry und das Mädchen waren –«
»Alle bewusstlos, als ich zu ihnen gelangte. Ich habe Black natürlich sofort gefesselt und geknebelt, Tragen heraufbeschworen und sie gleich ins Schloss gebracht.«
Eine Pause trat ein. Harrys Denken schien ein wenig schneller zu werden und damit wuchs auch ein nagendes Gefühl in der Tiefe seines Magens …
Er öffnete die Augen.
Alles war ein wenig verschwommen. Jemand hatte ihm die Brille abgenommen. Er lag im dunklen Krankensaal. Ganz am Ende des Saals konnte er Madam Pomfrey erkennen, die mit dem Rücken zu ihm stand und sich über ein Bett beugte. Harry kniff die Augen zusammen. Neben Madam Pomfreys Arm lugte Rons roter Haarschopf hervor.
Harry wandte den Kopf auf die andere Seite. Im Bett neben ihm lag Hermine. Ihr Bett lag im Mondlicht. Auch sie hatte die Augen geöffnet und schien starr vor Angst. Als sie sah, dass Harry wach war, legte sie einen Finger auf die Lippen und deutete auf den Eingang. Die Tür war offen und vom Korridor drangen die Stimmen von Cornelius Fudge und Snape herein.
Jetzt hastete Madam Pomfrey auf Harrys Bett zu. Er wandte sich um. Sie hatte den größten Schokoladeriegel in Händen, den er je gesehen hatte. Er sah aus wie ein Pflasterstein.
»Aha, du bist wach!«, begrüßte sie ihn forsch. Sie legte den Schokoriegel auf Harrys Nachttisch und schlug mit einem Hämmerchen Stücke herunter.
»Wie geht’s Ron?«, fragten Harry und Hermine wie aus einem Mund.
»Er wird’s überleben«, sagte Madam Pomfrey mit bitterer Miene. »Und ihr beiden … ihr bleibt hier, bis ich überzeugt bin, dass – Potter, was fällt dir eigentlich ein?«
Harry hatte sich aufgerichtet, die Brille auf die Nase gesetzt und den Zauberstab gepackt.
»Ich muss den Schulleiter sprechen«, sagte er.
»Potter«, sagte Madam Pomfrey besänftigend, »es ist alles gut. Sie haben Black. Er ist oben eingeschlossen. Die Dementoren werden ihn jeden Moment küssen –«
» WAS ?«
Harry sprang aus dem Bett; Hermine folgte ihm. Doch draußen im Gang hatten sie seinen Schrei gehört; einen Moment später betraten Cornelius Fudge und Snape den Krankensaal.
»Harry, Harry, was soll das denn?«, sagte Fudge aufgebracht. »Du solltest im Bett bleiben – hat er seine Schokolade bekommen?«, fragte er besorgt Madam Pomfrey.
»Minister, bitte hören Sie!«, sagte Harry, »Sirius Black ist unschuldig! Peter Pettigrew hat seinen eigenen Tod nur vorgetäuscht! Wir haben ihn heute Nacht gesehen! Sie dürfen nicht zulassen, dass die Dementoren diese Sache mit Sirius anstellen, er ist –«
Doch Fudge schüttelte sanft lächelnd den Kopf.
»Harry, Harry, du bist völlig durcheinander, du hast Fürchterliches durchlitten, leg dich jetzt wieder hin, wir haben alles im Griff …«
»Haben Sie nicht!«, schrie Harry, »Sie haben den falschen Mann!«
»Minister, bitte hören Sie«, sagte Hermine, sie trat rasch an Harrys Seite und sah Fudge flehend an. »Ich hab ihn auch gesehen, es war Rons Ratte, er ist ein Animagus, Pettigrew, meine ich, und –«
»Sehen Sie, Minister?«, sagte Snape. »Völlig übergeschnappt, alle beide … Black hat ganze Arbeit geleistet …«
»Wir sind nicht übergeschnappt!«, donnerte Harry.
»Minister! Professor!«, sagte Madam Pomfrey empört, »ich muss darauf bestehen, dass Sie gehen, Potter ist mein Patient und Sie dürfen ihn nicht aufregen!«
»Ich bin nicht aufgeregt, ich versuche nur zu sagen, was passiert ist!«, sagte Harry zornig. »Wenn Sie nur zuhören würden –«
Doch Madam Pomfrey stopfte ihm blitzschnell ein großes Stück Schokolade in den Mund; Harry verschluckte sich und sie nutzte die Gelegenheit, um ihn mit sanfter Gewalt aufs Bett zu schubsen.
»Nun, ich bitte Sie, Minister, diese Kinder brauchen Pflege – bitte gehen Sie.«
Die Tür ging auf und herein kam Dumbledore. Harry würgte seinen Mund voll Schokolade mühsam hinunter und stand wieder auf.
»Professor Dumbledore, Sirius Black –«
»Um Himmels willen!«, sagte Madam Pomfrey erzürnt, »ist das hier der Krankenflügel
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