Harry Potter und der Gefangene von Askaban
einem großen Löffel in einer Terrine.
»Kutteln, Sybill?«
Professor Trelawney achtete nicht auf sie. Sie öffnete die Augen und blickte erneut in die Runde.
»Aber wo ist der liebe Professor Lupin?«
»Ich fürchte, der arme Kerl ist schon wieder krank«, sagte Dumbledore und bedeutete mit einer Handbewegung, dass sich nun alle bedienen sollten. »Großes Pech, dass es ausgerechnet an Weihnachten passiert.«
»Aber Sie haben das doch sicher gewusst, Sybill?«, sagte Professor McGonagall mit hochgezogenen Augenbrauen.
Professor Trelawney schenkte Professor McGonagall einen sehr kühlen Blick.
»Natürlich wusste ich es, Minerva«, sagte sie leise. »Aber man geht nicht mit der Tatsache hausieren, dass man allwissend ist. Häufig tue ich so, als ob ich nicht im Besitz des Inneren Auges wäre, um andere nicht nervös zu machen.«
»Das erklärt eine ganze Menge«, sagte Professor McGonagall säuerlich.
Professor Trelawneys Stimme war plötzlich um einiges weniger rauchig.
»Wenn du es also unbedingt wissen musst, Minerva, ich habe gesehen, dass Professor Lupin nicht lange bei uns bleiben wird. Er selbst scheint zu wissen, dass seine Zeit knapp bemessen ist. Er ist buchstäblich geflohen, als ich ihm anbot, für ihn in die Kristallkugel zu schauen –«
»Nicht zu fassen«, sagte Professor McGonagall trocken.
»Ich glaube nicht, dass Professor Lupin in unmittelbarer Gefahr ist«, sagte Dumbledore fröhlich, doch mit leisem Nachdruck, was das Gespräch der beiden Lehrerinnen beendete. »Severus, Sie haben ihm doch noch einmal diesen Trank gebraut?«
»Ja, Direktor«, sagte Snape.
»Gut«, sagte Dumbledore. »Dann sollte er im Nu wieder auf den Beinen sein … Derek, hast du schon von diesen Grillwürstchen gekostet? Sie sind köstlich.«
Der Junge aus der ersten Klasse, so direkt von Dumbledore angesprochen, errötete bis zu den Haarspitzen und griff mit zitternden Händen nach der Platte mit den Würstchen.
Professor Trelawney verhielt sich die nächsten zwei Stunden bis zum Ende des Weihnachtsmahles fast normal. Zum Platzen voll und mit den Hüten aus den Knallbonbons auf den Köpfen erhoben sich Harry und Ron als Erste von der Tafel. Und da kreischte sie laut auf.
»Meine Lieben! Wer von euch ist zuerst aufgestanden? Wer?«
»Keine Ahnung«, sagte Ron und sah Harry verlegen an.
»Ich denke nicht, dass es eine Rolle spielt«, sagte Professor McGonagall kühl, »außer wenn ein Verrückter mit einer Axt draußen vor der Tür wartet, um den Ersten zu meucheln, der in die Eingangshalle kommt.«
Selbst Ron lachte. Professor Trelawney sah höchst pikiert aus.
»Kommst du?«, sagte Harry zu Hermine.
»Nein«, murmelte Hermine, »ich möchte noch kurz mit Professor McGonagall sprechen.«
»Fragt wahrscheinlich, ob sie noch mehr Unterricht nehmen kann«, gähnte Ron, als sie in die Eingangshalle traten, in der weit und breit kein verrückter Axtmörder zu sehen war.
Am Porträtloch angelangt, stellten sie fest, dass Sir Cadogan eine Weihnachtsparty mit ein paar Mönchen, einigen ehemaligen Schulleitern von Hogwarts und seinem fetten Pony feierte. Er schob sein Visier hoch und prostete ihnen mit einem Krug Met zu.
»Fröhliche – hicks – Weihnachten! Passwort?«
»Fieser Hund.«
»Und Sie auch, Sir!«, dröhnte Sir Cadogan, als das Gemälde zur Seite schwang und sie einließ.
Harry ging gleich hoch in den Schlafsaal, holte den Feuerblitz und das Besenpflege-Set, das ihm Hermine zum Geburtstag geschenkt hatte, brachte sie herunter und suchte dann nach etwas, was er am Feuerblitz ausbessern konnte. Allerdings gab es keine verbogenen Zweige, die man abschnippeln konnte, und der Stiel glänzte so, dass es unsinnig schien, ihn zu polieren. Er und Ron bewunderten ihn einfach aus allen Richtungen, bis sich das Porträtloch öffnete und Hermine hereinkam, begleitet von Professor McGonagall.
Obwohl Professor McGonagall die Leiterin des Hauses Gryffindor war, hatte Harry sie bisher nur einmal im Gemeinschaftsraum gesehen, und das wegen einer sehr ernsten Ankündigung. Die beiden Jungen, die noch immer den Feuerblitz in Händen hielten, starrten ihre Lehrerin an. Hermine ging um sie herum, setzte sich, griff sich das nächste Buch und verbarg ihr Gesicht dahinter.
»Das ist er also, nicht wahr?«, sagte Professor McGonagall umstandslos, ging hinüber zum Kamin und musterte den Feuerblitz. »Miss Granger hat mir soeben mitgeteilt, dass man Ihnen einen Besen geschickt hat, Potter.«
Harry und Ron wandten
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