Harry Potter und der Gefangene von Askaban
sich zu Hermine um. Sie konnten sehen, wie ihre Stirn über dem Buch, das sie falsch herum hielt, rot anlief.
»Darf ich mal?«, sagte Professor McGonagall, wartete jedoch nicht auf eine Antwort und zog ihnen den Feuerblitz stracks aus den Händen. Sie untersuchte ihn sorgfältig vom Stiel bis zu den Zweigspitzen. »Hmm. Und keine Notiz dazu, Potter? Keine Karte? Keine Mitteilung irgendwelcher Art?«
»Nein«, sagte Harry schlicht.
»Verstehe …«, sagte Professor McGonagall. »Nun, ich fürchte, ich werde ihn beschlagnahmen müssen, Potter.«
»W…wie bitte?«, sagte Harry und rappelte sich hoch. »Warum?«
»Er muss auf Zauberflüche überprüft werden«, sagte Professor McGonagall. »Ich bin natürlich keine Fachfrau, aber ich bin sicher, Madam Hooch und Professor Flitwick werden ihn auseinandernehmen.«
»Ihn auseinandernehmen?«, wiederholte Ron, als ob Professor McGonagall verrückt geworden wäre.
»Es dürfte nicht mehr als ein paar Wochen dauern«, sagte Professor McGonagall. »Sie bekommen ihn zurück, wenn wir sicher sind, dass er nicht verhext ist.«
»Der ist völlig in Ordnung!«, sagte Harry mit leichtem Zittern in der Stimme. »Ehrlich, Professor –«
»Das können Sie nicht wissen, Potter«, sagte Professor McGonagall recht freundlich, »jedenfalls nicht, bis Sie ihn geflogen haben, und ich fürchte, das kommt nicht in Frage, bis wir sicher sind, dass damit kein Hokuspokus getrieben wurde. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
Professor McGonagall machte auf dem Absatz kehrt und trug den Feuerblitz aus dem Porträtloch, das sich hinter ihr schloss. Harry stand da und starrte ihr nach, die Dose mit der Hochglanzpolitur immer noch in der Hand. Ron jedoch machte sich über Hermine her.
»Wieso rennst du eigentlich zu McGonagall?«
Hermine warf ihr Buch beiseite. Sie war immer noch rosa im Gesicht, doch sie stand auf und sah Ron verteidigungslustig ins Gesicht.
»Weil ich dachte – und Professor McGonagall stimmt mir zu –, dass es vielleicht Sirius Black war, der Harry den Besen geschickt hat!«
Der Patronus
Hermine hatte es gut gemeint, das wusste Harry, und dennoch war er wütend auf sie. Ein paar Stunden lang hatte er den besten Besen der Welt besessen, und jetzt, weil sie sich eingemischt hatte, würde er ihn vielleicht nie mehr wiedersehen. Er war sich inzwischen sicher, dass mit dem Feuerblitz alles in Ordnung war, doch wie würde er aussehen, wenn sie ihn erst einmal übergründlich auf alle möglichen bösen Zauber untersucht hatten?
Auch Ron war wütend auf Hermine. Wenn man ihn fragte, so war die Zerlegung eines brandneuen Feuerblitzes nichts anderes als kriminelle Sachbeschädigung. Hermine blieb fest davon überzeugt, nur zu Harrys Wohl gehandelt zu haben, und erschien immer seltener im Gemeinschaftsraum. Harry und Ron vermuteten, dass sie in der Bibliothek Zuflucht gesucht hatte, und versuchten erst gar nicht, sie zurückzuholen. Letztendlich waren sie froh, als kurz nach Neujahr die anderen Schüler zurückkehrten und es im Turm der Gryffindors wieder laut und wild zuging.
Am Abend vor dem ersten Unterrichtstag nahm Wood Harry beiseite.
»Schöne Weihnachten gehabt?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort: »Ich hab in den Ferien ein wenig nachgedacht, Harry. Über das letzte Spiel, du weißt. Wenn die Dementoren auch zum nächsten kommen … ich meine … wir können es uns nicht leisten, dass – nun ja –«
Wood brach mit verlegenem Blick ab.
»Ich unternehm schon was dagegen«, sagte Harry rasch. »Professor Lupin hat versprochen, mir Unterricht zu geben, wie ich mir die Dementoren vom Leib halten kann. Wir wollten eigentlich diese Woche anfangen, er meinte, nach Weihnachten hätte er Zeit.«
»Ah«, sagte Wood und seine Miene hellte sich auf, »gut, wenn das so ist – ich wollte dich als Sucher keinesfalls verlieren, Harry. Und hast du schon einen neuen Besen bestellt?«
»Nein«, sagte Harry.
»Wie bitte? Du beeilst dich besser – mit diesem Shooting Star brauchst du gegen Ravenclaw gar nicht erst anzutreten.«
»Er hat zu Weihnachten einen Feuerblitz bekommen«, sagte Ron.
»Einen Feuerblitz? Nein! Im Ernst? Einen – einen echten Feuerblitz?«
»Freu dich nicht zu früh, Oliver«, sagte Harry mit düsterer Miene. »Ich hab ihn nicht mehr. Sie haben ihn beschlagnahmt.« Und er erklärte ihm, dass der Feuerblitz gerade auf böse Zauber untersucht wurde.
»Böse Zauber? Warum sollte er denn verhext sein?«
»Sirius
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