Harry Potter und der Gefangene von Askaban
wahrscheinlich, mir wäre es wichtiger, den Pokal zu gewinnen, als dass du am Leben bleibst. Nur weil ich ihr gesagt hab, es sei mir egal, wenn es dich vom Besen schlägt, solange du vorher den Schnatz gefangen hast.« Wood schüttelte ungläubig den Kopf. »Ehrlich, wie die mich angeschrien hat … als ob ich irgendwas Schreckliches gesagt hätte … Dann hab ich sie gefragt, wie lange sie ihn noch behalten will …« Er schnitt eine Grimasse und ahmte Professor McGonagalls strenge Stimme nach. »›So lange wie nötig, Wood‹ … ich schätze, du solltest lieber einen neuen Besen bestellen. Auf der Rückseite von Rennbesen im Test ist ein Bestellschein … du könntest dir einen Nimbus Zweitausendeins besorgen, wie Malfoy einen hat.«
»Ich kaufe nichts, was Malfoy für gut hält«, sagte Harry schlicht.
Unmerklich, ohne dass sich das bitterkalte Wetter änderte, glitt der Januar in den Februar über. Das Spiel gegen Ravenclaw rückte immer näher, doch Harry hatte immer noch keinen neuen Besen bestellt. Nach jeder Verwandlungsstunde fragte er jetzt Professor McGonagall nach dem Feuerblitz, und Ron stand ihm hoffnungsvoll zur Seite, während Hermine mit abgewandtem Gesicht vorbeirauschte.
»Nein, Potter, Sie können ihn noch nicht zurückhaben«, erklärte ihm Professor McGonagall beim zwölften Mal, noch bevor er den Mund geöffnet hatte. »Wir haben ihn auf die meisten üblichen Flüche geprüft, doch Professor Flitwick glaubt, in dem Besen könnte ein Schleuderfluch stecken. Ich werde es Ihnen schon sagen, wenn wir damit fertig sind. Und nun hören Sie bitte auf, mich ständig mit ein und derselben Frage zu löchern.«
Um alles noch schlimmer zu machen, lief es mit Harrys Unterricht gegen die Dementoren bei weitem nicht so gut, wie er gehofft hatte. Nach einigen Stunden schaffte er es, eine verschwommene silberne Schattengestalt zu erzeugen, wenn der Irrwicht-Dementor auf ihn zukam, doch sein Patronus war zu schwach, um ihn zu verjagen. Der Dementor schwebte nur auf der Stelle, wie eine halb durchsichtige Wolke, und saugte die Kräfte aus Harry heraus, die er doch brauchte, um ihn in Schach zu halten. Harry war wütend auf sich selbst und fühlte sich schuldig, weil er sich wünschte, die Stimmen seiner Eltern immer wieder zu hören.
»Du erwartest zu viel von dir«, sagte Professor Lupin ernst, als sie schon in der vierten Woche waren. »Für einen dreizehnjährigen Zauberer ist selbst ein verschwommener Patronus eine große Leistung. Und du wirst nicht mehr ohnmächtig, musst du bedenken.«
»Ich dachte, ein Patronus würde – die Dementoren niederschlagen oder so was«, sagte Harry entmutigt. »Sie verschwinden lassen –«
»Der richtige Patronus tut das«, sagte Lupin. »Aber du hast in kurzer Zeit schon eine Menge geschafft. Wenn die Dementoren bei eurem nächsten Quidditch-Spiel einen Auftritt einlegen, kannst du sie so lange in Schach halten, bis du wieder auf dem Boden bist.«
»Sie sagten, es sei schwieriger, wenn viele da sind«, sagte Harry.
»Ich hab volles Vertrauen zu dir«, sagte Lupin lächelnd. »Hier – du hast dir was zu trinken verdient – etwas aus den Drei Besen , das kennst du sicher noch nicht –«
Er zog zwei Flaschen aus seiner Mappe.
»Butterbier!«, sagte Harry unbedacht. »Ja, das Zeug mag ich wirklich!«
Lupin hob eine Augenbraue.
»Oh – Ron und Hermine haben mir was aus Hogsmeade mitgebracht«, log Harry rasch.
»Verstehe«, sagte Lupin, auch wenn er immer noch ein wenig misstrauisch aussah. »Nun – trinken wir auf einen Sieg der Gryffindors gegen die Ravenclaws! Wobei ich als Lehrer natürlich nicht parteiisch sein darf –«, fügte er hastig hinzu.
Schweigend tranken sie das Butterbier, bis Harry etwas ansprach, über das er schon länger nachgedacht hatte.
»Was steckt unter der Kapuze dieser Dementoren?«
Professor Lupin ließ nachdenklich seine Flasche sinken.
»Hmmm … tja, die Einzigen, die es wirklich wissen, können es uns nicht mehr erzählen. Der Dementor nimmt seine Kapuze nur ab, um seine letzte und schlimmste Waffe einzusetzen.«
»Welche ist das?«
»Sie nennen es den Kuss des Dementors«, sagte Lupin mit einem leicht gequälten Lächeln. »Das tun sie denen an, die sie vollkommen zerstören wollen. Ich vermute, es ist eine Art Mund unter der Kapuze, sie pressen ihre Kiefer auf den Mund des Opfers und – saugen ihm die Seele aus.«
Harry spuckte unwillkürlich ein wenig Butterbier.
»Was – sie töten –?«
»O nein«, sagte
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