Harry Potter und der Gefangene von Askaban
noch diesen Sauberwisch Sieben!«
»Kann ich ihn nur mal halten, Harry?«
Gut zehn Minuten lang ging der Feuerblitz von Hand zu Hand und zog bewundernde Blicke von allen Seiten auf sich, dann zerstreute sich die Schar, und Harry und Ron hatten freie Sicht auf Hermine, die Einzige, die nicht herbeigeeilt war. Da saß sie, über ihre Arbeit gebeugt, und mied sorgfältig ihre Blicke. Harry und Ron gingen langsam auf ihren Tisch zu und endlich sah sie auf.
»Ich hab ihn wieder«, sagte Harry grinsend und hob den Feuerblitz in die Höhe.
»Siehst du, Hermine? Er war doch nicht verhext!«, sagte Ron.
»Ja – hätte aber sein können!«, sagte Hermine. »Immerhin wisst ihr jetzt endlich, dass er sicher ist!«
»Ja, stimmt schon«, sagte Harry. »Ich bring ihn besser nach oben –«
»Ich nehm ihn mit!«, sagte Ron eifrig, »ich muss Krätze das Rattentonikum geben.«
Er nahm den Feuerblitz und trug ihn, als ob er aus Glas wäre, die Treppe hoch zu den Schlafräumen der Jungen.
»Kann ich mich mal kurz setzen?«, fragte Harry.
»Von mir aus«, sagte Hermine und räumte einen großen Stapel Pergament von einem Stuhl.
Harry musterte das Durcheinander auf dem Tisch, den langen Arithmantikaufsatz, auf dem die Tinte noch glitzerte, den noch längeren Aufsatz für Muggelkunde (»Warum brauchen Muggel elektrischen Strom?«) und die Runenübersetzung, über der Hermine gerade brütete.
»Wie schaffst du das eigentlich alles?«, fragte Harry.
»Ach na ja, weißt du, ich arbeite eben viel«, sagte Hermine. Jetzt, aus der Nähe, fiel Harry auf, dass sie fast so müde aussah wie Lupin.
»Warum lässt du nicht einfach ein paar Fächer sausen?«, fragte Harry, während sie zwischen den Papieren nach ihrem Runenwörterbuch stöberte.
»Das kann ich einfach nicht!«, sagte Hermine und sah ihn ganz empört an.
»Arithmantik sieht furchtbar schwierig aus«, sagte Harry und hob eine sehr komplizierte Zahlentabelle hoch.
»O nein, es ist toll!«, sagte Hermine ernst. »Es ist mein Lieblingsfach! Es ist –«
Doch Harry erfuhr nie, was genau denn so toll an Arithmantik sein sollte. Genau in diesem Moment hallte ein erstickter Schrei im Treppenhaus zum Jungenschlafsaal wider. Der ganze Gemeinschaftsraum verstummte und alle sahen starr vor Schreck zum Eingang. Dann hörten sie rasche Schritte, die lauter und lauter wurden – und schließlich, mit einem Sprung, erschien Ron. Er schleifte ein Bettlaken hinter sich her.
»Sieh dir das an!«, brüllte er und kam mit großen Schritten auf Hermines Tisch zu. »Sieh dir das an!«, rief er noch einmal und schüttelte das Tuch vor ihr aus.
»Ron, was zum –?«
»Krätze! Sieh’s dir an! Krätze!«
Hermine wich vor Ron zurück, das Gesicht völlig verstört. Harry musterte das Laken in Rons Hand. Etwas Rotes war darauf. Etwas, das unheimlich ähnlich aussah wie –
»Blut!«, schrie Ron in die schreckerfüllte Stille. »Er ist fort! Und weißt du, was auf dem Boden lag?«
»N…nein«, sagte Hermine mit zittriger Stimme.
Ron warf etwas auf Hermines Runenübersetzung. Hermine und Harry beugten sich vor. Auf den merkwürdigen, spitzen Schriftzeichen lagen ein paar lange, rostrote Katzenhaare.
Gryffindor gegen Ravenclaw
Die Freundschaft zwischen Ron und Hermine schien zerstört. So wütend waren sie aufeinander, dass Harry sich nicht vorstellen konnte, wie sie sich jemals wieder versöhnen sollten.
Ron war wütend, weil Hermine die wiederholten Versuche Krummbeins, Krätze zu verspeisen, nicht ernst genommen hatte. Sie hatte sich nicht darum geschert, ihn scharf im Auge zu behalten, und tat immer noch so, als wäre Krummbein völlig unschuldig. Ron solle doch mal unter allen Betten nachsehen, schlug sie vor. Und außerdem, behauptete sie wütend, habe Ron keinen Beweis, dass Krummbein Krätze gefressen habe, die rostroten Haare seien vielleicht schon seit Weihnachten auf dem Bettlaken und überhaupt habe Ron Vorurteile gegen ihren Kater, seit Krummbein in der Magischen Menagerie auf seinem Kopf gelandet sei.
Harry war sich sicher, dass Krummbein Krätze gefressen hatte, und als er Hermine erklären wollte, dass alle Tatsachen in diese Richtung deuteten, riss ihr der Geduldsfaden auch bei Harry.
»Schön und gut, du schlägst dich auf Rons Seite, ich wusste es!«, sagte sie schrill. »Erst der Feuerblitz, jetzt Krätze, an allem bin ich schuld, oder? Lass mich bloß in Ruhe, Harry, ich hab ’ne Menge Arbeit zu erledigen!«
Ron war der Verlust seiner Ratte tatsächlich sehr
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