Harry Potter und der Halbblutprinz
deine Auffassung in dieser Sache teilt; erwarte nicht mal, dass er von dem, was du ihm erzählst, überrascht ist. Möglicherweise hat Severus Draco auf Dumbledores Befehl hin befragt.«
»… mein Herz, du hast es ganz zerrissen,
gib’s mir zurück, ich will’s nicht missen!«
Celestina beendete ihr Lied mit einem sehr langen hohen Ton, und als lauter Beifall aus dem Radio drang, stimmte Mrs Weasley begeistert ein.
»Ist es su Ende?«, sagte Fleur laut. »Gütiger ’immel, was für eine schrecklische –«
»Wie wär’s noch mit einem kleinen Schlummertrunk?«, fragte Mr Weasley laut und sprang auf. »Wer möchte Eierflip?«
»Was haben Sie in letzter Zeit gemacht?«, fragte Harry Lupin, während Mr Weasley davonwuselte, um den Eierflip zu holen, und alle anderen sich streckten und anfingen sich zu unterhalten.
»Oh, ich war im Untergrund«, sagte Lupin. »Fast buchstäblich. Deshalb konnte ich nicht schreiben, Harry; wenn ich dir Briefe geschickt hätte, dann hätte ich mich praktisch verraten.«
»Was meinen Sie damit?«
»Ich habe unter meinen Artgenossen gelebt, unter meinesgleichen«, sagte Lupin. »Werwölfe«, fügte er hinzu, als er Harrys verständnisloses Gesicht sah. »Sie sind fast alle auf Voldemorts Seite. Dumbledore brauchte einen Spion, und da war ich … wie geschaffen für die Aufgabe.«
Er klang ein wenig bitter und merkte es wohl auch, denn als er fortfuhr, lächelte er freundlicher. »Ich will mich nicht beklagen; diese Arbeit ist notwendig, und wer kann sie besser erledigen als ich? Doch es war schwierig, ihr Vertrauen zu gewinnen. Ich trage die unverkennbaren Zeichen eines Mannes, der versucht hat unter Zauberern zu leben, verstehst du, während sie sich von der normalen Gesellschaft fernhalten und am Rande leben, stehlen – und manchmal töten –, um zu überleben.«
»Wie kommt es, dass sie Voldemort mögen?«
»Sie glauben, dass sie unter seiner Herrschaft ein besseres Leben haben werden«, sagte Lupin. »Und es ist schwierig, dagegen anzukommen, solange Greyback da draußen ist …«
»Wer ist Greyback?«
»Du hast noch nicht von ihm gehört?« Lupins Hände verkrampften sich jäh in seinem Schoß. »Fenrir Greyback ist vielleicht der blutrünstigste Werwolf, der heute lebt. Er betrachtet es als seine Mission, so viele Leute wie möglich zu beißen und anzustecken; er will so viele Werwölfe hervorbringen, dass er die Zauberer besiegen kann. Voldemort hat ihm als Gegenleistung für seine Dienste Beute angeboten. Greyback ist auf Kinder spezialisiert … beiß sie, wenn sie noch jung sind, sagt er, und zieh sie fern von ihren Eltern auf, erziehe sie zum Hass auf normale Zauberer. Voldemort droht Leuten damit, ihn auf ihre Söhne und Töchter loszulassen; mit dieser Drohung ist er meistens erfolgreich.«
Lupin hielt inne, dann sagte er: »Es war Greyback, der mich gebissen hat.«
»Was?«, sagte Harry erstaunt. »Als – als Sie noch ein Kind waren, meinen Sie?«
»Ja. Mein Vater hatte ihn beleidigt. Sehr lange Zeit kannte ich die Identität des Werwolfs nicht, der mich angegriffen hatte; ich hatte sogar Mitleid mit ihm, weil ich dachte, er hätte keine Kontrolle über sich gehabt, da ich inzwischen wusste, wie es sich anfühlt, wenn man sich verwandelt. Aber Greyback ist nicht so. Bei Vollmond legt er sich in der Nähe von Opfern auf die Lauer, dicht genug dran, um zuschlagen zu können. Er plant das alles. Und das ist der Mann, den Voldemort benutzt, um die Werwölfe hinter sich zu bringen. Ich kann nicht behaupten, dass meine Art, vernünftig zu argumentieren, gegen Greybacks Parolen viel ausrichtet, wenn er sagt, dass wir Werwölfe Blut verdient haben, dass wir uns an normalen Menschen rächen sollten.«
»Aber Sie sind doch normal«, sagte Harry heftig. »Sie haben nur ein – ein Problem –«
Lupin lachte laut auf.
»Manchmal erinnerst du mich sehr an James. Er hat es mein ›pelziges kleines Problem‹ genannt, wenn wir unter Leuten waren. Viele nahmen an, dass ich ein unartiges Kaninchen besitze.«
Er nahm dankend ein Glas Eierflip von Mr Weasley entgegen und wirkte jetzt eine Spur fröhlicher. Harry jedoch überkam plötzlich Aufregung: Als der Name seines Vaters eben gefallen war, hatte er sich daran erinnert, dass er Lupin unbedingt etwas fragen wollte.
»Haben Sie schon mal von jemandem gehört, der Halbblutprinz heißt?«
»Halbblut– was?«
»Prinz«, sagte Harry und beobachtete ganz genau, ob er irgendein Zeichen des Wiedererkennens
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