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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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Morgenmantel durch die Station auf sie zugetappt. Sie hatte nicht mehr das rundliche, fröhlich wirkende Gesicht, das Harry auf Moodys altem Foto des ursprünglichen Phönixordens gesehen hatte. Ihr Gesicht war jetzt schmal und eingefallen, ihre Augen schienen übergroß, und ihr weiß gewordenes Haar war dünn und stumpf. Offenbar wollte sie nicht sprechen, vielleicht konnte sie es auch nicht, sondern machte zaghafte Gesten zu Neville hin und hielt etwas in ihrer ausgestreckten Hand.
    »Schon wieder?«, sagte Mrs Longbottom mit leicht gereiztem Unterton. »Nun, schön, Alice, mein Schatz, nun schön – Neville, nimm es, was es auch sein mag.«
    Doch Neville hatte schon die Hand ausgestreckt und seine Mutter ließ ein leeres Einwickelpapier von Bubbels Bestem Blaskaugummi hineinfallen.
    »Sehr schön, Schatz«, sagte Nevilles Großmutter mit falscher Fröhlichkeit in der Stimme und tätschelte seiner Mutter die Schulter.
    Aber Neville sagte leise: »Danke, Mum.«
    Vor sich hin summend wankte seine Mutter die Bettenreihe entlang davon. Neville wandte sich mit trotziger Miene den anderen zu, als wollte er sie zum Lachen herausfordern, aber Harry hatte den Eindruck, dass er nie im Leben etwas weniger lustig gefunden hatte.
    »Nun, wir sollten allmählich gehen«, seufzte Mrs Longbottom und zog sich lange grüne Handschuhe an. »Sehr nett, euch alle getroffen zu haben. Neville, wirf dieses Papier in den Mülleimer, sie muss dir ja inzwischen so viele davon gegeben haben, dass du mit denen dein Schlafzimmer tapezieren kannst.«
    Doch als sie hinausgingen, war sich Harry sicher, dass Neville das Süßigkeitenpapier in seine Tasche gleiten ließ.
    Die Tür schloss sich hinter den beiden.
    »Das wusste ich gar nicht«, sagte Hermine und Tränen standen in ihren Augen.
    »Ich auch nicht«, sagte Ron ziemlich heiser.
    »Ich auch nicht«, flüsterte Ginny.
    Sie alle blickten Harry an.
    »Ich schon«, sagte er bedrückt. »Dumbledore hat es mir erzählt, aber ich habe versprochen, es niemandem zu sagen … dafür ist Bellatrix Lestrange nach Askaban geschickt worden, sie hat Nevilles Eltern mit dem Cruciatus-Fluch traktiert, bis sie den Verstand verloren.«
    »Bellatrix Lestrange hat das getan?«, flüsterte Hermine entsetzt. »Diese Frau, von der Kreacher ein Foto in seiner Höhle hat?«
    Ein langes Schweigen trat ein, unterbrochen von Lockharts zorniger Stimme.
    »Hört mal, ich hab doch nicht umsonst Schreibschrift gelernt, versteht ihr!«

 
Okklumentik
    Kreacher, so stellte sich heraus, hatte auf dem Dachboden herumgelungert. Sirius berichtete, dass er ihn dort oben gefunden habe, völlig verstaubt und offenbar auf der Suche nach weiteren Hinterlassenschaften der Familie Black, die er in seinem Schrank verstecken konnte. Während Sirius sich mit dieser Geschichte offenbar zufriedengab, war Harry unbehaglich zumute. Kreacher schien, als er wieder auftauchte, in besserer Stimmung zu sein, sein erbittertes Gemurmel hatte etwas nachgelassen, und er befolgte Anweisungen fügsamer als üblich, auch wenn Harry ihn das eine oder andere Mal dabei erwischte, wie er ihn begierig anstarrte, aber immer rasch die Augen abwandte, wenn er sah, dass Harry es bemerkt hatte.
    Von seinem vagen Argwohn sagte Harry kein Wort zu Sirius, dessen gute Laune nun, da Weihnachten vorbei war, rasch verebbte. Der Tag ihrer Abreise nach Hogwarts rückte näher, und Sirius neigte immer stärker zu »Anfällen von Misslaune«, wie es Mrs Weasley nannte, während deren er wortkarg und mürrisch wurde und sich oft stundenlang in Seidenschnabels Raum zurückzog. Seine Trübsal sickerte durch das Haus und drang durch die Türschlitze wie ein schädliches Gas, so dass alle davon angesteckt wurden.
    Harry wollte Sirius nicht wieder allein mit Kreacher zurücklassen und so freute er sich zum ersten Mal im Leben nicht auf die Rückkehr nach Hogwarts. Zur Schule zurückzukehren hieß, dass er sich erneut der Tyrannei von Dolores Umbridge aussetzte, der es in ihrer Abwesenheit zweifellos gelungen war, ein weiteres Dutzend Erlasse durchzupeitschen. Auch auf Quidditch konnte er sich nun, da er Spielverbot hatte, nicht mehr freuen, aller Wahrscheinlichkeit nach würde die Last ihrer Hausaufgaben noch wachsen, weil nun die Prüfungen näher rückten, und Dumbledore blieb sicher unverändert distanziert. Ohne die DA jedenfalls, überlegte Harry, hätte er vielleicht Sirius um die Erlaubnis gebeten, Hogwarts verlassen und am Grimmauldplatz bleiben zu dürfen.
    Dann, am

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