Harry Potter und der Orden des Phönix
Überblick bekommen – von uns, und nicht eine entstellte Variante … von anderen.«
Sein Gesichtsausdruck war freundlich, aber Harry war sich sicher, dass Lupin wusste, dass einige Langziehohren Mrs Weasleys Säuberungsaktion überlebt hatten.
»Nun«, sagte Mrs Weasley schwer atmend und sah vergeblich Hilfe suchend in die Runde, »nun … ich seh schon, ich werde überstimmt. Ich will nur eines sagen: Wenn Dumbledore nicht wollte, dass Harry zu viel erfährt, dann muss er seine Gründe dafür gehabt haben, und als jemand, dem Harrys ureigenes Wohl am Herzen liegt –«
»Er ist nicht dein Sohn«, sagte Sirius leise.
»Aber so gut wie«, sagte Mrs Weasley heftig. »Wen hat er denn sonst noch?«
»Er hat mich!«
»Ja«, sagte Mrs Weasley und ihre Lippen kräuselten sich, »die Sache ist nur die, dass es für dich recht schwierig war, sich um ihn zu kümmern, während du in Askaban eingesperrt warst, oder?«
Sirius machte Anstalten, sich zu erheben.
»Molly, du bist nicht der einzige Mensch hier am Tisch, der sich um Harry sorgt«, sagte Lupin scharf. »Sirius, setz dich hin.«
Mrs Weasleys Unterlippe bebte. Sirius sank langsam auf seinen Stuhl zurück. Er war weiß im Gesicht.
»Ich denke, Harry sollte dabei ein Wort mitreden dürfen«, fuhr Lupin fort, »er ist alt genug, um selbst zu entscheiden.«
»Ich will wissen, was inzwischen alles passiert ist«, sagte Harry sofort.
Er sah Mrs Weasley nicht an. Dass er wie ein Sohn für sie war, wie sie gesagt hatte, rührte ihn, aber von ihr bemuttert zu werden machte ihn auch ungeduldig. Sirius hatte Recht, er war kein Kind mehr.
»Also gut«, sagte Mrs Weasley mit brüchiger Stimme. »Ginny – Ron – Hermine – Fred – George – ich will, dass ihr aus der Küche verschwindet, und zwar sofort.«
Augenblicklich kam es zum Tumult.
»Wir sind volljährig!«, brüllten Fred und George im Chor.
»Wenn Harry darf, warum dann nicht ich?«, rief Ron.
»Mum, ich will das hören!«, klagte Ginny.
» NEIN !«, rief Mrs Weasley und erhob sich. Ihre Augen glänzten. »Ich verbiete euch abso–«
»Molly, Fred und George kannst du es nicht verbieten«, sagte Mr Weasley matt. »Sie sind volljährig.«
»Sie gehen immer noch zur Schule.«
»Aber dem Gesetz nach sind sie jetzt Erwachsene«, sagte Mr Weasley mit unverändert müder Stimme.
Mrs Weasley war nun scharlachrot im Gesicht.
»Ich – oh, von mir aus, Fred und George können bleiben, aber Ron –«
»Harry erzählt mir und Hermine sowieso alles, was ihr sagt!«, rief Ron aufgebracht. »Oder – oder nicht?«, fügte er unsicher hinzu und suchte Harrys Blick.
Einen kurzen Moment lang schoss Harry durch den Kopf, er könnte Ron sagen, dass er kein einziges Wort von ihm zu hören kriegen würde, damit er mal spürte, wie es war, nichts zu erfahren, und sehen konnte, wie ihm das schmeckte. Aber der gemeine Impuls verschwand, als sie sich anblickten.
»Klar werd ich das«, sagte Harry.
Ron und Hermine strahlten.
»Schön!«, rief Mrs Weasley. »Schön! Ginny – INS BETT!«
Ginny ging nicht leise. Sie konnten sie die ganze Treppe hinauf gegen ihre Mutter wüten und toben hören, und als sie die Halle erreicht hatte, verstärkten Mrs Blacks markerschütternde Schreie noch das Getöse. Lupin eilte zum Porträt hoch, um für Ruhe zu sorgen. Erst als er zurück war, die Küchentür hinter sich geschlossen und seinen Platz am Tisch wieder eingenommen hatte, begann Sirius zu sprechen.
»Gut, Harry … was willst du wissen?«
Harry holte tief Luft und stellte die Frage, die ihn seit einem Monat nicht mehr losließ.
»Wo ist Voldemort?«, sagte er, ohne darauf zu achten, dass bei dem Namen wieder alle schauderten und zusammenzuckten. »Was hat er unternommen? Ich hab versucht die Muggelnachrichten zu sehen, und es gab noch nichts, was nach ihm aussah, keine merkwürdigen Todesfälle und dergleichen.«
»Weil es bislang noch keine merkwürdigen Todesfälle gegeben hat«, sagte Sirius, »jedenfalls soweit wir wissen … und wir wissen eine ganze Menge.«
»Auf jeden Fall mehr, als er glaubt«, sagte Lupin.
»Wie kommt es, dass er aufgehört hat, Menschen zu töten?«, fragte Harry. Er wusste, dass Voldemort allein im vergangenen Jahr mehr als einmal gemordet hatte.
»Weil er keine Aufmerksamkeit auf sich lenken will«, sagte Sirius. »Das wäre gefährlich für ihn. Seine Rückkehr ist ihm nicht ganz so gelungen, wie er sich das vorgestellt hat, verstehst du. Er hat sie vermasselt.«
»Besser gesagt, du
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