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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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retten wollen, die ganze Wand bedeckte. Harry und die anderen folgten ihm.
    Der Wandteppich machte einen uralten Eindruck; er war verblichen, und es schien, als hätten ihn an manchen Stellen Doxys angenagt. Dennoch schimmerte das goldene Garn, mit dem er bestickt war, immer noch hell genug, dass man einen stark verzweigten Familienstammbaum erkennen konnte, der (soweit Harry sagen konnte) bis ins Mittelalter zurückreichte. Große Buchstaben ganz oben auf dem Teppich ergaben die Worte:
    Das fürnehme und gar alte Haus der Blacks
    »Toujours pur«
    »Du bist hier gar nicht drauf!«, sagte Harry, nachdem er sich die letzten Verzweigungen des Baums genau angesehen hatte.
    »Da war ich mal drauf«, sagte Sirius und deutete auf ein kleines rundes, verkohltes Loch im Wandbehang, das aussah wie das Brandloch einer Zigarette. »Meine liebe alte Mutter hat mich weggesprengt, nachdem ich von zu Hause fortgelaufen war – Kreacher brabbelt die Geschichte immer gern vor sich hin.«
    »Du bist von zu Hause weggelaufen?«
    »Da war ich ungefähr sechzehn«, sagte Sirius. »Ich hatte genug.«
    »Wo bist du hin?«, fragte Harry und starrte ihn an.
    »Zu deinem Dad«, sagte Sirius. »Deine Großeltern haben sich wirklich gut verhalten; sie haben mich gleichsam als zweiten Sohn adoptiert. Ja, ich kam in den Schulferien bei deinem Dad unter, und als ich siebzehn war, besorgte ich mir was Eigenes. Mein Onkel Alphard hatte mir ein tüchtiges Sümmchen Gold hinterlassen – der wurde hier auch ausradiert, vermutlich aus diesem Grund –, von da an jedenfalls konnte ich für mich selber sorgen. Doch bei Mr und Mrs Potter war ich zum Sonntagsessen immer willkommen.«
    »Aber … warum bist du …«
    »Gegangen?« Sirius lächelte bitter und fuhr sich mit den Fingern durch die langen, zerzausten Haare. »Weil ich diese ganze Bagage gehasst hab: meine Eltern mit ihrem Wahn vom reinen Blut, sie waren überzeugt, ein Black zu sein hieße praktisch, königlich zu sein … meinen idiotischen Bruder, unbedarft genug, ihnen zu glauben … das ist er.«
    Sirius stupste mit dem Finger ganz unten auf den Stammbaum, auf den Namen »Regulus Black«. Ein Todesdatum (etwa fünfzehn Jahre zurückliegend) folgte dem Geburtsdatum.
    »Er war jünger als ich«, sagte Sirius, »und ein viel besserer Sohn, woran ich ständig erinnert wurde.«
    »Aber er ist tot«, sagte Harry.
    »Ja«, sagte Sirius. »Blöder Idiot … er hat sich den Todessern angeschlossen.«
    »Das meinst du nicht im Ernst!«
    »Ach, Harry, hast du noch nicht genug von diesem Haus gesehen, um zu wissen, zu welcher Art von Zauberern meine Familie gehörte?«, sagte Sirius gereizt.
    »Waren – waren deine Eltern auch Todesser?«
    »Nein, nein, aber glaub mir, sie dachten, Voldemort hätte die richtigen Vorstellungen, sie waren alle für die Säuberung der Zaubererrasse, die Muggelstämmigen sollte man loswerden und die Reinblütigen sollten das Sagen haben. Damit standen sie nicht allein; bevor Voldemort sein wahres Gesicht zeigte, gab es eine ganze Menge Leute, die glaubten, er hätte die richtigen Vorstellungen, wo es langgehen sollte … sie kriegten allerdings kalte Füße, als sie sahen, was er zu tun bereit war, um Macht zu gewinnen. Aber ich wette, meine Eltern dachten anfangs, als Regulus sich denen anschloss, er sei ein richtiger kleiner Held.«
    »Hat ein Auror ihn getötet?«, fragte Harry vorsichtig.
    »O nein«, sagte Sirius. »Nein, er wurde von Voldemort ermordet. Oder eher auf Voldemorts Befehl hin; ich bezweifle, dass Regulus jemals wichtig genug war, um von Voldemort persönlich umgebracht zu werden. Soviel ich nach seinem Tod herausgefunden habe, hat er bis zu einem gewissen Punkt mitgemacht, dann bekam er Panik angesichts dessen, was von ihm verlangt wurde, und versuchte wieder rauszukommen. Aber man reicht bei Voldemort nicht einfach seinen Rücktritt ein. Dienen, ein Leben lang, oder Tod.«
    »Mittagessen«, ertönte Mrs Weasleys Stimme.
    Sie hielt den Zauberstab vor sich in die Höhe und balancierte auf der Spitze eine riesige, mit Sandwiches und Kuchen beladene Platte. Sie war ganz rot im Gesicht und sah immer noch wütend aus. Hungrig, wie sie waren, gingen die anderen zu ihr hinüber, doch Harry blieb bei Sirius, der sich näher zu dem Wandteppich beugte.
    »Ich hab mir das seit Jahren nicht mehr angesehen. Das ist Phineas Nigellus … mein Ururgroßvater, siehst du? … Der unbeliebteste Schulleiter, den Hogwarts je hatte … und Araminta Meliflua … Cousine meiner

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